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1. SPUK IM PALAIS CLARY

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1.,HERRENGASSE 9

Eine bezeugte und durchaus glaubwürdige Spukgeschichte ist uns durch den englischen Botschafter Sir Horace Rumbold (1869 – 1941) überliefert worden. Sie trug sich während seiner Wiener Dienstzeit im Palais Clary in der Herrengasse zu, das seiner Gesandtschaft damals kurzfristig zur Verfügung stand. Wie er in seinen von Gunther Martin herausgegebenen Erinnerungen schreibt, habe ihm die Fürstin Clary eine höchst seltsame Geschichte erzählt. Während einer längeren Abwesenheit der Fürstenfamilie war das Palais geschlossen geblieben. Vor ihrer Rückkehr sollte die Beschließerin Vorbereitungen für den Empfang der Familie treffen. Als sie in das noch unbewohnte Gebäude kam, hörte sie Stimmen und Lärm aus einem der Zimmer und erblickte hinter einer Milchglastüre Menschen in altmodischer Kleidung. Als sie in das Zimmer trat, fand sie jedoch niemanden vor, und nichts deutete darauf hin, dass sich jemand vor kurzem darin aufgehalten hätte. Der Spuk war so plötzlich verschwunden, wie er aufgetaucht war. „Man könne kaum bestreiten“, erzählte die Fürstin dem Engländer, „dass in dem alten Bau bisweilen rätselhafte Gestalten auftauchten, ohne dass man ihr Erscheinen überzeugend zu erklären vermöchte.“ Sir Horace war ebenfalls ganz überzeugt: „Es steht auch außer Frage, dass das Palais Clary während der Zeit als Sitz unserer Gesandtschaft sein unheimliches Wesen noch deutlicher offenbarte“. Er berichtet von einem unheimlichen Erlebnis, das die Frau und die Tochter eines seiner Vorgänger dort hatten. „An einem sonnigen Vormittag saßen sie in einem langen, schmalen, galerieartigen Wohnzimmer, das sie normalerweise benützten. Miss X las ihrer Mutter aus einem französischen Buch vor, als diese zu ihrem Erstaunen den Leibjäger ihres Gatten wartend an der Stirnwand des Raumes stehen sah und ihrer Tochter befahl:, Sag Fritz (dem Leibjäger), er soll zu deinem Vater hinuntergehen, der ihn sicherlich braucht.‘ Miss X schritt auf den Mann zu, aber als sie näher kam, war er nicht mehr da. Sie ging zu ihrer Mutter zurück, da erblickten die beiden ihn wieder, und Miss X wollte ihm neuerlich den Auftrag überbringen. Das geschah dreimal, immer mit dem gleichen Ergebnis. Mutter und Tochter wären sehr erschrocken darüber gewesen, einen Geist vor sich zu sehen. Später erzählte Fürst Clary, dass in jenem Zimmer ein Leibjäger ermordet worden sei, der seitdem im Haus spukte.“


Noch heute soll es im Palais Mollard-Clary in der Herrengasse 9 spuken.

Das Palais Clary, das sich von 1760 bis 1922 im Besitz dieser Familie befand, ist eines der wenigen dokumentierten Spukhäuser Wiens. Ist es nicht eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet die Britische Botschaft dort untergebracht war? Ein passenderes Haus für die geistergläubigen Briten hätte man in Wien schwerlich finden können. Doch berichtete auch der letzte Nachkomme der Familie, Alfons Clary-Aldringen, in seinem Buch „Geschichten eines alten Österreichers“ über unheimliche Begegnungen, die er in diesem Hause hatte. Und selbst später, als das Palais schon längst von der Niederösterreichischen Landessregierung zu Bürozwecken verwendet wurde, soll es unheimliche Erscheinungen gegeben haben.

TIPP

1., Herrengasse 9. Palais Mollard-Clary. Globen- und Esperantomuseum und Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Öffnungszeiten täglich außer Montag 10 : 00 – 18 : 00, Donnerstag bis 21 : 00.

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