Читать книгу Psychosomatische Grundversorgung in der Geriatrie - Gabriele Röhrig-Herzog - Страница 11

2.1.3 Probleme im Krankenhaus

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Die Multimorbidität älterer Menschen kann häufig zu stationären Einweisungen führen. Allerdings spielen auch Einsamkeit, eingeschränkte Alltagsbewältigung sowie fehlende Lebensperspektive eine nicht zu unterschätzende Rolle als Motivation für eine Krankenhauseinweisung. Eine solche psychosoziale Problematik rechtfertigt jedoch aktuell (noch) nicht die stationäre Aufnahme in eine Akutgeriatrie, welche das Vorhandensein eines akutmedizinischen geriatrischen Handlungsbedarfs voraussetzt (z. B. Exsikkose, Elektrolytverschiebung, Demenzverdacht). Eine solche somatisch basierte Diagnose lässt sich nach ICD (Internationale statistische Klassifikation von Erkrankungen) verschlüsseln und kann Indikation für die Durchführung einer geriatrischen Komplexbehandlung nach OPS 8550.- sein. Eine rein psychosomatische oder psychosoziale Problematik reicht dafür nicht aus. Trotz Multidimensionalität wird beim assessmentbasierten akutgeriatrischen Diagnostik- und Therapieansatz im stationären Bereich bis heute der psychosozialen Komorbidität zu wenig Aufmerksamkeit gezollt. Doch auch wenn die Datenlage noch dünn ist, konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass ein zusätzlicher psychosozial orientierter Therapieansatz bei stationär akutgeriatrischen Patienten sehr effektiv sein kann (Slaets et al. 1997; Caplan et al. 2004).

Ältere Patienten, die unter ungelösten seelischen Konflikten leiden und Schwierigkeiten bei der Krankheitsbewältigung haben, sind nicht nur selbst stark belastet, sondern können auch das behandelnde ärztliche und pflegende Personal vor große Herausforderungen stellen. Der Arbeitsgruppe um Reinhard Lindner gelang es, idealtypische Interaktionsmuster psychosomatischer Patienten im stationär geriatrischen Umfeld zu identifizieren und mit ihrer interaktiven Problematik zu beschreiben (Lindner et al. 2013). Diese heterogenen komplexen Interaktionsmuster älterer Patienten können für Mitarbeiter in ärztlichen und pflegenden Berufen eine große Belastung darstellen. So konnte gezeigt werden, dass unter Patienten, die sich gerne auf »Machtkämpfe« mit Ärzten und Pflegepersonal einließen (sogenanntes konflikthaftes Miteinander) als auch bei Patienten, die ihre seelische Belastung verdrängten, besonders viele Kriegstraumatisierungen (Bombardierungen, Vergewaltigung, traumatische Verluste von Nahestehenden) nachzuweisen waren.

Wie sehr in unserer Gesellschaft Kriegstraumatisierungen die Pflegesituation beeinflussen können, zeigt eine nordrhein-westfälische Befragung von ambulant und stationär tätigem Pflegepersonal (Wilhelm und Zank 2014). Die befragten Pflegekräfte berichteten von einer hohen Relevanz solcher Traumatisierungen für den Pflegealltag. Die Ergebnisse der Befragung unterstrichen einerseits die Notwendigkeit einer Sensibilisierung für die individuelle Problematik dieser Patienten andererseits aber auch die Notwendigkeit, die dadurch entstehende Belastung für die ärztlichen und pflegenden Mitarbeiter zu berücksichtigen. Im ärztlichen Bereich kann dabei die Teilnahme an Balintgruppen eine Möglichkeit der persönlichen Aufarbeitung bieten, im Pflegebereich haben sich Team-Supervisionen als vorteilhaft erwiesen.

Psychosomatische Grundversorgung in der Geriatrie

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