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Kaiserzeit
ОглавлениеProvinzgründer Augustus
In der Prinzipatszeit ist die Konstituierung einer Provinz Prärogative des Herrschers. Dessen unbeschadet wurde die Überstellung eines Landes unter direkte römische Herrschaft weiterhin vom Senat förmlich beschlossen. Ein neu in das Imperium Romanum inkorporiertes Gebiet war noch immer gemäß der offiziellen Terminologie Eigentum des römischen Volkes. So sagte Augustus von sich, er habe Ägypten dem Herrschaftsbereich des römischen Volkes hinzugefügt (s. Quelle S. 102). Der politischen Realität näher kommt eine unter Tiberius (14–37 n. Chr.) gefertigte Inschrift, die von einem Feldherrn berichtet, er habe ein Gebiet bzw. eine Ethnie in die Gewalt des Caesar Augustus und des römischen Volkes gebracht (CIL 14, 3613). Der Herrscher betraute meist einen ihm gegenüber besonders loyalen und seit Langem vertrauten Mann mit der Gründung einer Provinz. Hierzu einige Beispiele: Bereits nach der Eroberung Ägyptens nahm der künftige Augustus das Recht in Anspruch, das Land ohne Mitwirkung des Senats als Provinz einzurichten. Er betraute 30 v. Chr. seinen Freund und Weggefährten, den römischen Ritter Caius Cornelius Gallus, mit dieser Aufgabe, den er zum ersten praefectus Aegypti bestellte. Dem Senator Marcus Lollius, der zu seinen engsten Vertrauten zählte, überantwortete Augustus nach dem Tod des galatischen Königs Amyntas die Provinzialisierung von dessen Reich. Über die Aufgaben, die Lollius in Galatia erwarteten, sind wir relativ gut informiert. Zunächst galt es, den Frieden in der Provinz zu sichern und die römische Ordnung einzuführen. Des Weiteren hatte er Veteranen anzusiedeln und Bürgerrechtsverleihungen vorzunehmen. Im Gegensatz zu Gallus erledigte Lollius seine Aufgabe zur Zufriedenheit des Prinzeps, der ihn für das Jahr 21 v. Chr. zum Konsul (consul ordinarius) bestellte. Marcus Lollius war somit einer derjenigen, die während der im Jahr 22 v. Chr. begonnenen Reise des Prinzeps durch den Osten des Reichs für das politische Geschehen in Rom die Verantwortung trugen.
Ebenso wie Marcus Lollius zählte Publius Sulpicius Quirinius zu den treuesten Anhängern des Prinzeps. Zudem unterhielt er gute Beziehungen zur Familie des Augustus. Während seiner Statthalterschaft in Syria gehörte es zu seinen Aufgaben, die Ethnarchie des Archelaos dem römischen Provinzialverband anzugliedern (6 n. Chr.). Sie sollte fortan eine von einem Präfekten geleitete Subprovinz von Syria mit Namen Iudaea bilden. Der erste Präfekt, Coponius, reiste zusammen mit Publius Sulpicius Quirinius in die Provinz; das heißt, man wollte die Überführung der Ethnarchie möglichst rasch durchführen. Im Zuge der Einführung der römischen Ordnung oblag es Sulpicius Quirinius, den durch das Weihnachtsevangelium berühmt gewordenen Zensus abzuhalten. Ebenso musste er den Hohepriester Joazar, einen Rom gewogenen Mann, aufgrund innerer Unruhen seines Amts entheben und dessen Nachfolger bestimmen. Außerdem waren Rechte und Pflichten des Hohen Rates, der fortan die jüdische Selbstverwaltung ausüben sollte, festzuschreiben. Sulpicius Quirinius nahm also auf innerjüdische Belange direkten Einfluss.
Die Eroberung Britanniens legte Claudius im Jahr 43 n. Chr. in die Hände von Aulus Plautius, dem schließlich die Organisation der neuen Provinz Britannia zufiel (s. S. 110ff.). Insgesamt verbrachte Aulus Plautius rund vier Jahre in Britannien. Claudius gestattete ihm für seinen militärischen Erfolg einen kleinen Triumph (ovatio).
Quelle
Tacitus (ca. 55–etwa 125 n. Chr.) beschreibt die Vorgehensweise der Römer nach der Eroberung Britanniens im Jahr 43 n. Chr. (Agricola 14,1). Der Name des im Text genannten Königs Cogidumnus lautet nach Ausweis einer in Großbritannien gefundenen Inschrift (CIL 7,11 = RIB 1,91 = AE 2008, 772) korrekt Togidubnus. Es handelt es sich somit um einen Irrtum, der sich im Zuge der handschriftlichen Überlieferung des Tacitus-Textes einschlich.
Einige Ethnien schenkte man König Cogidumnus (= Togidubnus) – er blieb bis auf unsere Zeit der treueste Freund – gemäß der alten und schon früh angenommenen Gewohnheit des römischen Volkes, selbst Könige als Werkzeuge für die Versklavung zu nutzen.
Arabia
Im Jahr 106 n. Chr. nahm Aulus Cornelius Palma Frontonianus das Königreich der Nabatäer für Rom in Besitz und konstituierte es als Provinz, die den Namen Arabia erhielt. Indes kann die Organisation der Provinz erst durch Caius Claudius Severus, den ersten uns bekannten Statthalter von Arabia, erfolgt sein, der spätestens ab März 107 n. Chr. seines Amtes waltete und wenigstens acht Jahre in der neuen Provinz zubrachte. An der Annektierung des Nabatäerlandes war Claudius Severus als Kommandeur einer Heeresabteilung beteiligt gewesen. Er war somit den Soldaten, die zur Besatzungsarmee der neuen Provinz gehörten, kein Unbekannter. Claudius Severus widmete seine Kraft nicht nur dem Aufbau der inneren Organisation der neuen Provinz Arabia, sondern auch dem Bauwesen. Unter seiner Oberaufsicht wurde die für Handel und Militär gleichermaßen wichtige via nova Traiana von der Grenze der Provinz Syria bis ans Rote Meer geführt. Die erhaltenen Meilensteine zeugen davon, dass die Straße abschnittsweise zwischen 111–114 n. Chr. fertiggestellt werden konnte. Ebenso hatte Claudius Severus den Bau des Legionslagers in Bostra (Busrâ, Syrien) zu überwachen. Die Schaffung der cohortes Ulpiae Petraeorum fiel ebenfalls in seine Kompetenz; vermutlich handelt es sich dabei um vormals nabatäische Truppen, die in das römische Heer aufgenommen wurden.
Wie stolz Severus selbst auf seine Leistungen war, zeigt die Namengebung für seinen sicher gegen Ende seiner Statthalterschaft geborenen Sohn, der den wohlklingenden Beinamen Arabianus erhielt (consul ordinarius 146 n. Chr.).