Читать книгу Die Provinzen des Imperium Romanum - Gabriele Wesch-Klein - Страница 20
Namengebung
ОглавлениеDen Benennungen römischer Provinzen liegen in der Regel geografische oder ethnische Bezeichnungen zugrunde. Vielfach kommt ein Adjektiv hinzu, das die Provinz näher kennzeichnet. Dieser Zusatz war insbesondere dann sinnvoll, wenn mehrere Provinzen gleichen Namens existierten, so etwa die beiden germanischen Provinzen Germania superior (Obergermanien) und Germania inferior (Niedergermanien) oder die zwei nordafrikanischen Provinzen Mauretania Caesariensis und Mauretania Tingitana. Der Zusatz Caesariensis leitet sich ebenso wie Tingitana von der Hauptstadt, dem Sitz des Statthalters und seines Stabes, dem caput provinciae, ab. Das Gleiche gilt für die Provinzen Gallia Narbonensis und Hispania (citerior) Tarraconensis. Die Adjektive superior und inferior nehmen im Fall der germanischen Provinzen auf deren geografische Gegebenheiten Bezug. Die Germania inferior war im Vergleich zur Germania superior, deren Bild zahlreiche Gebirgszüge prägten, eine flache und tiefer gelegene Landschaft; möglicherweise war auch die Lage der Provinzen am Ober- bzw. am Unterlauf des Rheins für die Bezeichnung ausschlaggebend.
‚Doppelprovinzen‘
Da Provinzen gleichen Namens stets aneinandergrenzen, werden sie in antiken Texten bisweilen summarisch angesprochen, etwa als Germaniae duae (beide Germanien). Provinzen, die einen aus zwei geografischen Bezeichnungen bestehenden Namen tragen wie Lycia et Pamphylia, Pontus et Bithynia, werden in der Fachliteratur häufig als ‚Doppelprovinzen‘ bezeichnet, was zu Missverständnissen führen kann, denn es handelt sich um eine Provinz, die ihren Doppelnamen infolge der Vereinigung zweier zuvor eigenständiger Territorien erhalten hat. So entstand zum Beispiel die Provinz Creta et Cyrenae durch den Anschluss der Insel an die schon länger bestehende Provinz Cyrenae. Die Provinz Galatia et Cappadocia kam dagegen durch den Zusammenschluss von zwei vormals eigenständigen Provinzen zustande. Das ‚et‘ im Namen ist nicht zwingend; vielfach werden die Namen einfach aneinandergereiht, also Lycia Pamphylia. Bisweilen spiegelt sich in der Namengebung der Blick von Rom aus auf die Provinzen; so liegt die Gallia Cisalpina von Rom aus gesehen diesseits der Alpen, ihre Namensschwester Gallia Transalpina jenseits.