Читать книгу Am Abgrund - Georg Sonnleitner - Страница 10
ACHT
Оглавление»Was denkt dieser Hurensohn von Makler, wer er ist?!« sagte Stefan zu Klaus, einem Studienkollegen. Sie spielten jeden Sonntag Golf auf einem Gelände, das zur Universität gehörte.
»Versuch diesmal, den Ball zu treffen.« Klaus lachte.
»Wie wärs, wenn du deinen Kopf auf das Tee legst«, sagte Stefan.
Als Stefan zum Schlag ansetzen wollte, sah er den Caddy, der mitten auf der Bahn stand. Sein weißes Dach glänzte in der Sonne.
»Welcher Vollidiot hat das da abgestellt? - Will er, dass ich ihm einen Ball in die Scheibe jage..?«
»Als ob du treffen würdest..«, sagte Klaus und verengte die Augen.
»Und was, wenn doch...?«
Stefan setzte sein Eisen an den Ball. Klaus sah sich um. Sie schienen allein auf dem Platz zu sein. »Was ist? - Hast du deine Meinung geändert..?«, sagte Stefan. Er holte aus, soweit er konnte. Klaus umklammerte seinen Schläger mit beiden Händen. Stefan traf den Ball mit voller Wucht. Sie sahen dem Ball nach. Er verfehlte sein Ziel und verschwand in einem Wäldchen.
Am Parkplatz der Anlage gingen sie zu ihren Autos. Klaus hatte es eilig, fuhr nachhause. Stefan warf seine Schläger auf den Rücksitz seines Autos und sperrte zu. Er wollte noch kurz ins Club-Haus, das Teil der Anlage war. Anna arbeitete dort. Stefan traf sie fast jeden Sonntag dort an; so auch diesmal.
»Wie geht es Hari?«, fragte er.
»Interessiert dich das wirklich?.« Anna wischte die Theke.
»Warum hast du das getan?«, fragte sie.
»Denkst du, ich lass mich von jedem dumm anstänkern..?!«
»Das rechtfertigt gar nichts.«
Sie band sich ihre Haare zu einem Zopf zusammen und stellte sie ihm sein Soda hin.
»Wer hat den Caddy mitten aufs Fairway gestellt? – der muss vollkommen verblödet sein.«
»So..? Muss ich das..?« Stefan fuhr herum. Ein Mann von gewaltiger Statur hatte hinter ihm durch den Seiteneingang den Raum betreten. Stefan hatte ihn noch nie gesehen. Der Hüne wäre als Student durchgegangen, wenn auch als älterer. Stefan schätzte ihn um die 30. Er hatte kurz geschorene, blonde Haare und ein kantiges Kiefer. Auf dem Kopf trug er eine Schiebermütze.
»Bist du der Komiker, der auf den Caddy geschossen hat?«, sagte der Riese mit tiefer, durchdringender Stimme. Auf die meisten Menschen würde ein solcher Kolloss bedrohlich wirken. Doch Stefan blieb unbeeindruckt. »Blödsinn«, sagte er gelassen.
Anna putzte betroffen ein Glas.
»Wie heißt du...?«, fragte der Hüne. Seine Augen funkelten im Schatten seiner Mütze.
»Bist du der neue Platzwart..!?«, sagte Stefan und schickte ein kurzes Schnauben hinterher. Der riesige Kerl kam auf Stefan zu.
»Gerd Rattay«
»Stefan Zauner«
»Du warst es doch, der Hari niedergeschlagen hat...!«
»Also der scheint ja ein umtriebiger Bursche zu sein«
Anna: »Gerd, bitte...« – Sie versuchte, ihn zu beruhigen, doch Gerd hatte sich schon auf Stefan eingeschossen.
»Stimmt doch, Stefan Zauner..«, sagte er mit öliger Stimme.
Stefan ließ das alles kalt, locker lehnte er am Thresen. »Ich habe genug von den Anfeindungen. Kann man nicht herkommen, und in Ruhe Golf spielen..?
»Sorgt dafür, dass der Caddy vom Rasen kommt, das ist eine Frechheit.«
Stefan sprang auf und ging raus auf den Parkplatz.
Er war fast beim Auto, als ihn Gerd schnappte und auf den Asphalt des Parplatzes riss. Er verdrehte Stefan den Arm und zwang ihn zu Boden. Ein Schlag in den Magen erstickte Stefan‘s Schrei. Der riesige Kerl verdunkelte alles über ihm. Er beugte sich über ihn und hielt Stefan unten.
»Wenn du Hari noch einmal anrührst«, sagte er leise zu Stefan, »brech ich dir den Arm. Hast du das verstanden?«
»Fick dich«, keuchte Stefan. Sein Peiniger versetzte ihm einen wuchtigen Schlag auf die Schulter. In derselben Sekunde drückte er Stefan‘s Kopf nach hinten, und der knallte gegen die Karosserie seines Autos. »Und halt dich von Anna fern!«
Benommen lag Stefan auf dem harten Boden. Stechende Schmerzen schossen durch seinen Schädel. Der Hüne ließ ihn so liegen. Stefan versuchte auf die Beine zu kommen, doch ein Schwindelanfall drückte ihn wieder zu Boden, seine schlaffen Glieder schlitterten über den Asphalt.
Gedämpft drang eine warme Stimme an sein Bewusstsein. Er fuhr herum, stützte sich an das Auto und zog sich hoch. Seine Schulter gab nach. Ein zierlicher Arm stütze ihn. Anna‘s Duft. Sie führte ihn in die Bar.
Auf eine der gepolsterten Bänke an den Tischen ließ Stefan sich fallen. Anna gab ihm einen Beutel Eiswürfel für seinen Kopf. »Es tut mir Leid«, sagte sie.
Stefan sprang auf. »Ich beschwere mich bei der Universitätsleitung«
Anna nahm sein Handgelenk. Stefan wurde schwindlig und er sackte wieder auf die Bank
»Wer ist der Typ?«, fragte er.
»Gerd ist unser Fotograf in der Redaktion.«
»Sag bloß, der ist ein Freund von dir.«
»Er ist normalerweise nicht so«, sagte sie, eine längere Pause folgte. Dann fügte sie hinzu: »Gerd ist ein guter Freund von Hari Peiler.«
Anna machte sich wieder an die Arbeit.
»Du hast ihm gesagt, dass er mich hier findet...«
»Du bist paranoid.«
»Stimmt es nicht..? – so hattet ihr alle was davon, wenn dieser Schläger mich aufmischt..«
»Du hast einen Kumpel von ihm zusammengeschlagen. Was erwartest du..?«
»Ich habe diesen Gerd noch nie hier gesehen und auch nicht am Campus.«
»Er ist kein Student.«, sagte sie.
»Was macht er dann hier?«
»Du bist kindisch.« Sie ging wieder hinter den Tresen.
»Ralph hat ihm den Tipp gegeben, stimmt’s..?«
»Du bist jeden Sonntag hier.«
»Nur wegen dir. Auch um Golf zu spielen, das gebe ich zu. Aber wenn du nicht hier wärst, würde ich nach dem Spiel sofort heimfahren.«
»Ich bin gerührt.«
»Zu recht – Setz dich zu mir.«
»Ich muss arbeiten.«
»Ist doch niemand hier.«
»Trotzdem.«
»Was hast du gegen mich?«
»Warum, ich bin doch nett zu dir«, sagte sie.
»Du könntest noch netter sein.«
»Wie geht es deiner Freundin... Marie, stimmts..?«
»Ich denke, sie liebt mich.«
»Das klingt doch gut.«