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FÜNF

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Stefan erwischte Anna vor der Mensa.

Sie war ein ausgesprochen hübsches Mädchen – dazu wahnsinnig intelligent und auch ehrgeizig. Als Beste ihres Jahrgangs würde sie ihren Abschluss in Redordzeit schaffen. Neben ihrem Hauptstudium Internationales Recht belegte sie noch Publizistik-Kurse, arbeitete für die Universitätszeitung und engagierte sich für zahlreiche soziale Projekte, die an der Universität so liefen.

Anna’s Zielstrebigkeit und ihr Arbeitseifer imponierten Stefan ungemein.

»Viel zu tun?«, rief er ihr von Weitem zu. Anna wollte gerade auf ihr Fahrrad steigen.

»Redaktionssitzung.«

Stefan ging gemächlich auf sie zu. »Ralph auch?« - Sie nickte.

»Komischer Kauz, nicht wahr..?«, sagte Stefan.

»Ich mag ihn.«

Stefan lachte. »Natürlich. Ich mag ihn auch. Auf eine gewisse Art. Trotzdem kann ich mich manchmal nur über ihn wundern. Was er so erzählt...«

»Zum Beispiel, dass du Harald Peiler zusammengeschlagen hast?« – ihr Blick war nicht finster, aber doch prüfend.

»Mein Gott, du solltest nicht alles glauben, was man so redet.«

»Ich muss jetzt los«, sagte sie.

»Ich will nicht, dass du einen falschen Eindruck von mir bekommst«, sage Stefan. »Hättest du nachher Zeit? Ich würde dir das Ganze gern bei einem Kaffee erklären.«

Sie strich sich ihre schwarze Mähne hinter die Ohren und sagte bestimmt: »Ich habe dann noch etwas in der Redaktion zu tun. Außerdem glaube ich nicht, dass ich einen falschen Eindruck von dir habe.«

Sie schwang sich auf ihr Fahrrad und verschwand.

»Hari ist ein Freund von Anna«, sagte plötzlich Ralph. Stefan drehte sich um und sagte: »Was versprichst du dir davon?«

»Was meinst du..?«

»Dass du sie gegen mich aufhetzt.«

»Das machst du schon selbst.«

»Du arbeitest jetzt also auch für dieses Universitätblatt. Denkst du, du hast eine Chance bei ihr...?«

»Warum interessiert dich das? Du hast doch eine Freundin..«

»Ich finde es einfach lächerlich, das ist alles.«

»Die Sitzung fängt gleich an«, sagte der schlaksige Bursche.

»Du verschwendest deine Zeit«, rief Stefan Ralph nach. Ein hübsches, kluges Mädchen wie Anna konnte allemal was besseres finden als diesen Stümper, dachte er bei sich.

Am Abgrund

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