Читать книгу Am Abgrund - Georg Sonnleitner - Страница 11
NEUN
ОглавлениеAm Abend war Marie bei ihm. Sie hatten Sex. »Geh jetzt«, sagte Stefan, als sie danach im Bett lagen. Er zog sich unter ihrem Kopf, der auf seiner Brust lag, hervor und stieg aus dem Bett. »Du sollst gehen, verdammt nochmal!«
Er schmiss ihr die Kleider hin. Wortlos zog sie sich an. Stefan sah aus dem Fenster, wandte ihr den Rücken zu. »Hast du noch was vor heute Abend?«, fragte sie.
Stefan drehte sich um und funkelte sie finster an. »Das geht dich gar nichts an. Und jetzt raus!« Marie betrachtete sich im großen Wandspiegel und zupfte ihre Haare zurecht. Stefan stürmte aus dem Raum. Sie erwartete nicht von ihm, dass er zärtlich war. Doch diese Art von Geringschätzung war neu. Sie folgte ihm in die Küche.
»Manchmal verstehe ich dich nicht...!«
»Was willst du von mir? – denkst du, wir kuscheln vor dem Fernseher..?!
Ich will jetzt allein sein, verstehst du..?!«
Er hatte sich seine Sportsachen angezogen.
»Sag mir, was du hast«
Sie wollte sich an ihn schmiegen.
»Ich bin deine Freundin. Rede mit mir..!«
Stefan warf ihr einen verachtenden Blick zu. »Mir ist aber nicht nach Reden, Scheiße nochmal..!«, schrie er. Seine Stimme überschlug sich. »Außerdem bist du nicht meine Freundin.«
Marie sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Und jetzt sieh zu, dass du rauskommst...!«
Mit einer wahnsinnigen Frequenz schlug Stefan auf den Sandsack in seinem Fitnessraum ein. Bis zu völligen Erschöpfung donnerten seine Fäuste auf das harte Leder ein.
Mit stechenden Schmerzen bei jedem Atemzug lag er auf den Matten, mit denen das kleine Zimmer ausgelegt war. Seine Haut war schweißnass, sein Puls raste. Er schloss die Augen und alles schien sich zu drehen. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Marie verstand ihn nicht im Geringsten. In Wirklichkeit war sie eine Last, wie die meisten. Sie schränkte ihn ein. Diese dumme Stück hat doch keine Ahnung. Ich sollte sie zum Teufel schicken, dachte er.
Vor seinem inneren Auge erschien Anna...Anna hatte er immer gemocht. Sie zog ihn an, warum konnte er nicht sagen. Anna faszinierte ihn, obwohl er nicht mehr über sie wusste, als man in flüchtigem Smalltalk erfuhr. Dass sie mit diesem Halbaffen, diesem Schläger befreundet war...unverständlich.
Und mit Ralph... diesem kleinen Wicht. Warum mischte er sich permanent in seine Angelegenheiten ein?
Zu gern würde er ihm einen Denkzettel verpassen.
Das waren Stefans Gedanken. Wie ein Karusell rasten sie von einem zum anderen, in rasender Wut und manischer Getriebenheit.
Maximilian Gerber nahm ihn wieder ein. Wie eine Lichtgestalt, die ihn von allem erlösen konnte. Befreien von all den Idioten, die ihn umgaben und nichts verstanden.
Er würde auf Maximilian Gerber’s Party gehen. Egal wie.
Er duschte eiskalt und ging zu Bett.