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Las Vegas – Der Stromausfall

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20. Januar 2019. Der Sonntag war ein sonniger und mit 12 °C ein relativ angenehmer Wintertag gewesen. Am frühen Nachmittag hatten die Touristen die Straßen bevölkert. Sie hatten zunächst die Sonne genossen, bevor sie in die Spielcasinos einkehrten. Die Spielcasinos waren an diesem Tag besser besucht als an den Wochentagen. Wie es bei Spielern üblich ist, hoffte jeder auf den großen Gewinn. Die Betreiber der Spielcasinos taten in ihrer Werbung alles, um diese Hoffnung zu stärken.

Um 4:30 p.m. war in dieser Jahreszeit das Tageslicht schon der beginnenden Dunkelheit gewichen. Dafür konnte sich nun die verschwenderische weltweit bekannte künstliche Lichtfülle in Las Vegas voll entfalten. Für viele Besucher war gerade diese künstliche Lichtfülle eine Attraktion, die sie erleben wollten.

Um 5 p.m. Las Vegas Ortszeit wurde die Stadt jedoch plötzlich dunkel. Alle Lichter waren ausgefallen, mit Ausnahme in den Krankenhäusern. In den Spielcasinos lief kein Spielautomat. Die Spieltische waren dunkel. Kein Notstromaggregat sprang an.

Auch die Hotels waren dunkel. Es stand keine Elektrizität zur Verfügung. Die Notstromaggregate sprangen hier ebenfalls nicht an. Erstaunlich war, dass in den Casinos und den Hotels die Lifte trotz Dunkelheit noch bis ins Erdgeschoß fuhren. Dort öffnete sich die Tür, sodass alle Insassen aussteigen konnten. Erstaunlich war auch, dass die nach oben fahrenden Lifte zunächst kurz anhielten und dann ins Erdgeschoss fuhren, um dort die Tür zu öffnen. Das war naturwissenschaftlich eigentlich unmöglich.

Aufgrund von fehlender Elektrizität fiel die Beleuchtung in allen Häusern aus. Es gab keinen Strom an Spieltischen und Spielautomaten, an den Computern in den Büros, an der Rezeption der Hotels, an den automatischen Eingangstüren von Casinos und Hotels. Aber zum gleichen Zeitpunkt fuhren noch die Lifte bis ins Erdgeschoß. Die Stromversorgung der Lifte war zwar von der Beleuchtung der übrigen Räume getrennt. Die Lifte hatten auch eine eigene Notstromanlage. Aber diese sprang ja auch nicht an. Der Strom fiel aus, nur deutlich später als in den übrigen Räumen.

Die Spieler in den Spielcasinos mussten ungewollt ihr Spiel unterbrechen. Auf die Dunkelheit waren die Casinos nicht vorbereitet, weil sie in Notstromaggregate investiert hatten, die nun völlig unerwartet nicht funktionierten. Kerzen standen den Casinos nicht zur Verfügung. Als die Spieler nach 10 Minuten immer im Dunkeln saßen, waren viele wütend und schimpften auf die Casino-Betreiber, weil sie ihnen ihre vermeintlichen Gewinnchancen nahmen. Eine nicht unbeträchtliche Zahl der Besucher sah jedoch in der Dunkelheit ein für sie bestimmtes Zeichen.

Sie dachten darüber nach, warum sie hier waren, warum sie spielen wollten und spielten. Sie fragten sich, welche Bedeutung ihr Trieb zum Spielen für ihr Leben hat, welchen Wert es in ihrem Leben hat. War es nur ein einmaliger oder gelegentlicher Spaß für sie wenige Minuten oder eine Stunde zu spielen, um herauszufinden, was dabei herauskommt?

Oder glaubten sie daran, dass ihre Chance auf Gewinn um so größer wurde, je länger sie spielten, je mehr Geld sie einsetzten? Würden sie nicht sofort gewinnen, wenn es das Schicksal für sie bestimmt hätte? Wenn dem so wäre, warum sollten sie länger hier sitzen, wenn das Schicksal nicht wollte, dass sie gewinnen? Warum sollten sie mit vom Schicksal nicht unterstützten Gewinnchancen durch ihre Geldverluste die Spielcasinos reich machen? Viele dieser nachdenklichen Menschen verließen die Spielcasinos, als schließlich wieder der Strom floss und die Lichter angingen.

Alle Gäste in Restaurants saßen weitgehend im Dunkeln. Wenigstens gab die auf jedem Tisch angezündete Kerze etwas Licht. Die Küchen funktionierten jedoch nicht mehr. Wer ins Restaurant gekommen war, um etwas zu essen oder ein warmes Getränk zu sich zu nehmen, musste warten und hoffen, dass es bald wieder Strom geben würde.

Es war eine gespenstische Situation. Auch alle Straßen waren dunkel. Alle Verkehrsampeln waren ausgefallen.

Dennoch hatten alle Krankenhäuser Strom, ohne dass Notstromaggregate eingeschaltet werden mussten.

Die Ingenieure des örtlichen Kraftwerks sahen plötzlich Las Vegas in Dunkelheit versinken. Sie eilten zu ihren Anzeigetafeln, um herauszufinden, warum der Strom ausgefallen war. Aber die Überprüfung bewies, dass die Generatoren des Kraftwerks Strom erzeugten. Alle Anzeigen bewiesen, dass die Stromerzeugung einwandfrei funktionierte und bereitgestellt wurde.

Der Strom wurde von den Verbrauchern nicht abgenommen, mit Ausnahme von den Krankenhäusern. Die Techniker überprüften auch die Stromverteiler. Auch hier war kein Ausfall zu erkennen. Es war für die Techniker nicht erkennbar, warum ihr Strom von den Verbrauchern nicht abgenommen wurde.

Erstaunlicherweise waren die Telefonverbindungen weder vom Festnetz noch vom Mobilfunk ausgefallen. Die Störungsstelle des Kraftwerks wurde von empörten Anrufern bedrängt, sofort wieder Strom zur Verfügung zu stellen. Keiner der Anrufer glaubte, dass das Kraftwerk nicht der Verursacher des Stromausfalls sei, sondern die Ursache für den Stromausfall in der Technik der Verbraucher liegen müsse.

Um 6 p.m. gingen glücklicherweise wieder alle Lichter an und tauchten die Stadt in das gewohnte Lichtermeer. Für die meisten war der kurze Stromausfall ein kleines Abenteuer, mal kurze Zeit im Dunkeln zu sein. Unangenehm war es nur für die Menschen, die beim Stromausfall gerade auf der Toilette waren und nicht sehen konnten, was sie notwendigerweise tun mussten, um sich zu reinigen.

Für die Spielcasinos und Hotels war fast kein finanzieller Schaden durch den Stromausfall entstanden. Der Umsatzausfall für eine Stunde war kompensiert worden durch die geringere Stromrechnung. Die Spieler hatten weit überwiegend weniger Geld verloren.

Am nächsten Tag setzte der Bürgermeister eine Kommission von Ingenieuren und Physikern ein, welche die Ursache und Verantwortlichkeit für den Stromausfall aufklären sollte. Die Betreiber der Spielcasinos und Hotels hatten sich beim Bürgermeister heftig beschwert. Eine Untersuchung zur Klärung der Ursache des merkwürdigen Stromausfalls lag im Interesse aller. Die Stadt lebte im Wesentlichen von den Steuereinnahmen aus den Umsätzen der Casinos und Hotels.

Nach zwei Tagen lag der Bericht der Kommission vor. Darin wurde festgestellt, dass das Kraftwerk nicht der Verursacher des Stromausfalls war. Die Ingenieure und Physiker hatten keine Erklärung dafür gefunden, warum für exakt die Stunde von 5 p.m. bis 6 p.m. die Spielcasinos und Hotels und Wohngebäude keinen Strom hatten und warum die Notstromaggregate nicht angesprungen waren.

Es gab keine Erklärung dafür, warum die Lifte noch bis ins Erdgeschoss fuhren und warum sogar nach oben fahrende Lifte trotz Stromausfall noch umkehrten, um ins Erdgeschoss zu fahren. Das stellte die Natur- und Ingenieurwissenschaften auf den Kopf. Ebenso konnte nicht erklärt werden, warum die Krankenhäuser von dem Stromausfall nicht betroffen waren. Der Stromausfall für eine Stunde blieb für alle ein ungeklärtes Ereignis, ein Rätsel.

Wenige Tage später berichteten der örtliche Fernsehsender und die örtliche Zeitung, dass eine christliche Gemeinde in Louisiana behauptet habe, diesen Stromausfall in Las Vegas mit ihren Gebeten herbeigeführt zu haben. Mit ihren Gebeten wollten sie ein Zeichen gegen das ihrer Meinung nach sündhafte Leben in Las Vegas setzen.

Auf Drängen der Betreiber der Spielcasinos und Hotels ließ der Bürgermeister prüfen, ob die Stadt und die vom Stromausfall Betroffenen Schadenersatzansprüche gegen diese christliche Gemeinde geltend machen könnten. Die Prüfung ergab, dass es hierfür keine Rechtsgrundlage gab, weil nicht nachzuweisen war, dass mit Gebeten die Materie verändert werden kann.

Nach Meinung aller Verantwortlichen könne es sich bei der Behauptung der christlichen Gemeinde nur um Wichtigtuerei von Spinnern einer fundamentalen christlichen Gemeinde handeln. Mit diesem Ergebnis gaben sich schließlich alle zufrieden. Nach wenigen Wochen war dieser seltsame Stromausfall in Vergessenheit geraten.


Das FBI gegen die Macht des Gebets I

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