Читать книгу Mistkäfer - Geotrupes Stercorarius - Страница 9
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ОглавлениеDer Räuber ist müde, das Laufen macht ihn müde. Er fragt sich nur, warum er sich das antut? Er weiß doch Bescheid, er kennt sich aus, also was soll's? Er braucht nicht laufen, er kann mit einem Auto fahren! Er braucht nur eines zu organisieren. Das ist leicht, dass hat er gelernt, schließlich war er nicht umsonst im Gefängnis. Als junger Mann wurde er geschnappt, er hatte gestohlen, eine Kleinigkeit, dabei wurde er geschnappt. Die Polizei wurde gerufen, er wurde auf die Wache mitgenommen, seine Daten aufgenommen und er wurde auf freiem Fuß angezeigt. Er war kein Verbrecher, das war ein dummer Jugendstreich gewesen, eine Art Mutprobe, so wie es die meisten Jugendlichen unternehmen. Die wenigsten werden geschnappt. Er wurde geschnappt, er war zu tollpatschig gewesen.
Der Richter war ein feiner Kerl. Er verstand viel von den Jugendlichen, wusste wie sie tickten, hatte seine eigene Jugend vergessen, die er vielleicht nie gehabt hatte. Und so fiel auch sein Urteil aus: ein Jahr Haft! Das war ein hartes Urteil für einen jungen Menschen! Der Richter meinte, zu seiner Verteidigung, dass er ein so hartes Urteil fälle, gerade deshalb, weil er sich voll und ganz in den Jungen hineinversetzen kann, er verhindern möchte, dass der Junge vom rechten Weg abkommt. Damit hat der Richter dem Jungen seinen Werdegang vorgegeben.
Im Gefängnis lernte er alles, was er noch nicht wusste. Und er wusste vieles nicht. Er kam mit vielen Gaunern zusammen und alle brachten ihm etwas bei. Er war ein sehr wissbegieriger Mithäftling und das tat seinen Lehrern gut, denn sie konnten ihr Wissen, ihr Können weitergeben und darauf waren sie stolz. Jeden Tag lernte er Neues. Jeden Tag wurde geübt. Jeden Tag bekam er eine neue Lektion. Jeden Tag wurde er geprüft.
Als er das Gefängnis verließ, war er ein voll ausgebildeter Gauner. Kein Trick war ihm fremd, kein Schloss zu sicher, kein Portmonee saß zu sicher. Was immer es war, er konnte damit umgehen.
Noch vor einigen Jahren, hatte er den Richter gehasst, jetzt aber wusste er, dass er ohne ihn, nicht diese Möglichkeiten gehabt hätte, wie er sie jetzt hatte. Ohne diesen harten und unmenschlichen Richter, würde auch er, so wie diese Leute bei der Straßenbahnhaltestelle stehen, auf die Straßenbahn warten, zur Arbeit fahren, sich dort abrackern, alt und krank werden, auf eine kleine Pension hoffen, die ihm, so recht und schlecht, nicht verhungern lassen wird. Und für den er gearbeitet hat, der wird in Saus und Braus Leben, mit dem Geld, das er herangeschafft hat und er wird ihm noch dankbar dafür sein, dass er das alles das für ihn tun durfte.
Er entschied sich dafür, sich ein Auto auszuborgen. Er nennt es immer ausborgen, das Wort stehlen gefiel ihm nicht sonderlich. Er stahl es ja nicht wirklich, er borgte es sich nur aus, ließ es irgendwo stehen, meist unbeschädigt, darauf legte er wert. Niemand sollte einen Schaden haben und schon gar nicht der Besitzer des Fahrzeugs.
Er sucht sich einen unauffälligen Fiat aus. Fiat gab es viele, da braucht er nicht wirklich lange zu suchen. Mit sicheren Griff, Können öffnete er den Fiat, ohne etwas zu beschädigen, so hatte er es gelernt, sein Lehrmeister hämmerte es ihm so ein, er verachtete diese rohen Diebe, die mit roher Gewalt in die Fahrzeuge einbrachen, ohne Sinn für Können und Anstand. Die Fahrzeugtür sprang auf, er stieg ein, mit Können startete er das Auto, fuhr los. Er suchte noch einen zweiten Fiat, dasselbe Fahrzeug brauchte er noch einmal. Bald hatte er es gefunden. Er hielt an und wechselte die Nummernschilder aus. Das gab ihm mehr Sicherheit. Er fährt weiter, jetzt ruhig und besonnen. Er stellt das Radio an, sucht den Sender mit der schönsten Musik, singt mit. Er verlässt die Stadt, fährt hinaus, weiß nicht wirklich wohin. Es ist ein schöner Tag, er will ihn genießen, er will sich an diesen Tag erfreuen. Er kann es. Der Rucksack, vollgestopft mit Banknoten liegt hinter ihm. Er hat es nicht eilig. Er kann sich zeit lassen.