Читать книгу Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf - Gerald Edinger - Страница 9
ОглавлениеFAMILIE
Viele Kindheitserlebnisse liegen schemenhaft hinter einem Schleier, der selbst für ihn, der alles erlebte, nur schwer zu durchdringen ist. „Ich war eher ein überbehütetes, letztlich aber verbogenes Kind. Meine Mutter saß auf mir wie eine Henne auf ihrem Küken. Mein Vater war ein herzensguter Mann, Grenzen gab es bei ihm für seine Kinder nicht. Er hat zu meiner Mutter immer gesagt: Lass ihn machen!“ Aus heutiger Sicht fehlten ihm Leitplanken und Regeln, an die er sich hätte halten können. „Ich konnte alles ausprobieren, musste mich nicht reiben.“ Diese Reibung habe ihm gefehlt. Im Unterbewusstsein hatte er sich gewünscht, dass ihm Grenzen gesetzt werden.
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Wie oft in Haushalten der 1950er und 1960er-Jahre waren die Rollen auch bei Familie P. klar verteilt: Der Mann ging zur Arbeit und brachte die Kohle heim, die Frau war für Kinder und Küche zuständig. Im Haus führte die Mutter das Regiment. Ringo beschreibt sie dennoch als ruhig, leise und zurückhaltend. Alles musste immer perfekt sein, nie lag etwas unordentlich herum. „Wir Kinder konnten es ihr nie recht machen. Wenn sie auf uns sauer war, hat sie mit mir und meinem Bruder nicht mehr gesprochen, war beleidigt und hat sich zurückgezogen“, erzählt Ringo. Der offene Umgang mit Konflikten gehörte in der Familie nicht dazu. Probleme wurden lieber weggeschwiegen oder verharmlost!
Seine Mutter ging nicht gerne aus dem Haus, war eine „Hausmutter“ – das war ihr Reich, hier bestimmte allein sie, wie es zu laufen hatte. Reinlichkeit spielte bei ihr eine beherrschende Rolle. Bevor sie zu einem Arzttermin ging, wurde erst einmal das Haus gründlich geputzt – man konnte ja nie wissen. Zum Arzt zu gehen, war für sie eine Sensation, ein wahres Glanzlicht in ihrem grauen Alltag. Weil sie vorwiegend zu Hause war, kannte sie nicht viel anderes als die kleine, überschaubare Welt ihrer Familie. Ihre Wohnung in einem typischen Wohnblock der 1960er-Jahre und das Treppenhaus waren ihr Universum, Häkeln und Stricken ihre Freizeitbeschäftigung – ebenso gehörte das Beobachten der Nachbarn dazu. Ab und an gab es Besuch von ein paar Bekannten, mehr Abwechslung kam im Leben von Ringos Mutter nicht vor. Scheinbar genügte es ihr. Die emotionale Distanz zu seiner Mutter schwingt mit, wenn er von ihren berechnenden Schachzügen erzählt, mit denen sie immer wieder zum Ziel kam. „Sie war schwer lungenkrank, allgemein ein kränklicher Typ. Damit hat sie aber auch viele Dinge in unserer Familie manipuliert“, sagt Ringo.
Aber sie hatte auch ihre liebevollen Momente im Umgang mit den Kindern, wie folgende Geschichte zeigt: „Wenn wir im Winter vom Spielen nach Hause kamen, wurden wir gleich gebadet und vor den großen Ofen gesetzt, um uns aufzuwärmen.“ Dort schlief der kleine Junge oft ein. Worauf ihn sein Vater ins Bett trug. „Das war schon schön“, erzählt Ringo und lächelt dabei.
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Zu seinem Vater hatte der Filius der Familie ein freundschaftliches Verhältnis. Mit ihm haben die Geschwister unvergessliche Abenteuer erlebt. Der Vater war mit den beiden Brüdern im Wald oder ging mit ihnen zum Spielen in eine Kiesgrube. In dieser Schottergrube kam es zu einer lustigen Begebenheit. „Dort hat unser Vater mal seine Zähne verloren. Wir mussten sofort aufhören, im Wasser zu graben. Er tauchte unter, hat seine Zähne gesucht und er hat sie wieder gefunden“, erzählt Ringo diese Schmunzelgeschichte aus seiner Kindheit. Solche unbeschwerten Tage gab es immer wieder.
Auf der Seele seines Vaters lagen freilich dunkle Schatten: Krieg, Flucht und Vertreibung. „Das Schlimme bei meinem Vater war, dass er seine Heimat im Zweiten Weltkrieg verloren hatte, darüber kam er zeit seines Lebens nie hinweg.“ Das ist Ringos Überzeugung. Im Riesengebirge aufgewachsen, liebte der ehemalige Soldat die schneereichen Winter, erzählte seinen Kindern von Weihnachten und wie er mit einer Laterne durch den tiefen Schnee in seiner schlesischen Heimat gestapft war. Im Sommer ging es raus an den See zum Schwimmen. „Er hatte eine sehr starke, romantische Erinnerung an seine Heimat“, erzählt Ringos Frau Zoe. Sein Vater fühlte sich entwurzelt, das ist Ringo nach all den Jahren bewusst geworden. Dies erklärt viele Verhaltensmuster seines Vaters. Gespräche mit seinen Eltern über ihre Kriegserlebnisse und die Vertreibung kamen nur gelegentlich zustande. Eine dieser seltenen Momente gab es, als der Vater davon berichtete, dass der Panzer, den er fuhr, von einem Geschoss getroffen wurde. Als er aus dem Fahrzeug sprang, um sein Leben zu retten, erwischte ihn eine Granate, die ihm eine schwere Verletzung zufügte. „Es war eine Episode, aber viel vom Krieg hat er nicht erzählt, das hat er mit sich selbst ausgemacht“, sagt Ringo grüblerisch. Danach folgte wieder das große Schweigen. Geschichten aus der Vergangenheit blieben das ganz persönliche Geheimnis der Eltern - für ihre Kinder für immer verborgen. Lieber wollten sie das Erlebte mit sich selbst ausmachen. Zu einer richtigen Aussprache kam es deshalb nie, weil Ringo früh in die Drogensucht abglitt und seine Familie ihm ab diesem Punkt nichts mehr bedeutete.
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Wie vertraut das Verhältnis zu seinem Papa lange Zeit war, zeigen unvergessliche Begebenheiten aus unbeschwerten Kindertagen. Gut kann sich Ringo zum Beispiel an die mahnenden Worte der Mutter erinnern, wenn er mit seinem Bruder wieder einmal nur Quatsch machte: „Wartet nur, bis der Vater nach Hause kommt…“ Als der schließlich von der Arbeit kam, beklagte sich die Mutter, dass ihre Kinder nicht auf sie gehört und nur Unsinn im Kopf gehabt hätten. „Als wir schon im Bett lagen, kam unser Vater ins Zimmer. Er klatschte kräftig in beide Hände, hat also nur so getan, als würde er uns schlagen und mit uns schimpfen. Wir Jungs haben nur gelacht. Wenn unsere Mutter den Lärm aus dem Kinderzimmer hörte, kam sie herein und meinte streng zu unserem Vater: So fest brauchst du die Jungs nun auch nicht zu schlagen!“ Das waren Situationen, in denen alle ihren Spaß hatten und herzlich lachen konnten.
Wenn sein Vater als Busfahrer der städtischen Verkehrsbetriebe von der Arbeitsstelle zurückkam, legte er sich erst einmal hin, um sich von seiner anstrengenden Tätigkeit auszuruhen. Wenn er frische Kräfte gesammelt hatte, nahm er sich aber Zeit für seine beiden Söhne. Im Winter ging er mit ihnen oft in den Wald, im Sommer zum Schwimmen, so wie er es aus seiner eigenen Kindheit in Schlesien kannte.
Die Erinnerung an seinen Vater, der vor längerer Zeit verstarb, ist noch immer da. Wenn er davon erzählt, wie er bei seinem Vater im Bus ganz vorne mitfahren durfte leuchten seine Augen: „Dann war ich für die anderen Kinder schon wer, dabei habe ich mich richtig gut gefühlt!“
Eine Modelleisenbahn war das liebste Hobby seines Vaters. Mit viel Hingabe und Liebe zum Detail hatte er sie selbst gebaut. Aus Zigarettenkistchen fertigte er Häuschen, aus Flaschendeckeln bastelte er Lichter, die er mit elektrischem Strom versorgte, damit sie über der kleinen Welt erstrahlten. „Das war richtig schön-“ Ringo erinnert sich gerne an diese „heile Welt“ im Miniaturformat. An Weihnachten wurde die Modelleisenbahn aufgebaut. Mit dieser Bahn konnten der Papa und seine Jungs mit den Zügen auf sechs Gleisen über Gebirge, durch Täler und über Brücken fahren, wohin sie in ihrer Fantasie auch immer wollten. Wenn ein Kurzschluss die Spielzeugbahn lahmlegte, suchte der Vater die ganze Nacht nach dem Fehler. Das ging so lange, bis die Züge erneut zuverlässig ihre Runden drehten. Danach ging er, oft ohne zu schlafen, morgens um 4 Uhr wieder zur Arbeit.
Sein Vater nahm ihn auch mit in die Kirche. „Das war für mich ein besonderer Ort, an dem ich mich wohlgefühlt habe, ein Fluchtpunkt. Es war ein schönes Zusammensein mit meinem Vater in dieser Kirche und wir hatten dabei unseren Spaß. Selbst als ich Drogen nahm und drauf war, ging ich immer wieder in die Kirche oder zu den Franziskanern. Dort bekam ich etwas zu essen. Sucht hat eben auch immer mit etwas Spirituellem zu tun!“, erzählt Ringo.
Der Beruf als Busfahrer brachte es für seinen Papa mit sich, dass er unregelmäßige Arbeitszeiten hatte. Mal gings morgens früh raus, dann wieder spät abends. Er trank zu viel Kaffee und rauchte ständig Zigaretten. Dieses unstete und ungesunde Leben griff seine Gesundheit stark an. 1974 hatte er den ersten Herzinfarkt, danach ging es nicht mehr weiter. Mit 54 Jahren wurde er in den Ruhestand versetzt. „Es war nicht nur der starke Kaffee, das Rauchen und der Stress im Beruf, der sein Herz angegriffen hatte. Es war das ganze Leben, der Krieg.“
Sein Vater hielt selbst in schwierigen Jahren zu ihm, als Ringo längst in den Drogensumpf abgeglitten war. Er beschützte ihn, wenn er beim Gesundheitsamt randvoll mit Drogen vom Stuhl kippte. „Das ist nicht so schlimm, er hat es nur an den Nerven!“, erzählte er allen, die herumstanden und es besser wussten.
Auch als Ringo schon auf der Szene war, konnte er sich auf seinen Vater verlassen. Eines Tages wollte Ringo nicht mehr in seine Wohnung in Frankfurt, weil er panische Angst davor hatte, dort zu sterben. Wieder war sein Vater für ihn da, übernahm die Rolle des Beschützers, um ihm in dieser Lage zu helfen. Nach seinem Herzinfarkt hatte er schließlich Zeit, sich um den Jüngsten in der Familie zu kümmern. „Mein Vater hat sich für das, was ich getan habe nicht so geschämt wie meine Mutter. Er hat immer zu mir gestanden jedenfalls habe ich das so wahrgenommen!“
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Eine ganz andere Geschichte prägte seine Mutter. Als Kind wurde sie oft von ihrem strengen Vater geschlagen, wenn er wieder einmal getrunken hatte. Sie und ihre acht Geschwister litten unter den unkontrollierten Wutanfällen des alkoholkranken Vaters. Sie hatte deshalb früh gelernt, sich ruhig zu verhalten, damit sie keine Schläge abkriegte.
Als sich seine Eltern kennenlernten, wurden sie von der Familie seiner Mutter verstoßen, weil diese meinte, dass Ringos Vater nicht gut genug für ihre Tochter wäre. Das war die zweite Vertreibung, die Ringos Eltern erlebten. Die erste war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gewesen. „Die beiden haben alles verloren, sie haben nur sich gerettet. Mein Vater war froh, dass er es geschafft hatte, aus Stalingrad heil herauszukommen“, verdeutlicht Ringo die Lage seiner Eltern. Und diesen schwierigen Hintergrund brachten die beiden mit, als sie selbst eine Familie gründeten.
Das Gespür und das Verständnis für diese schwerwiegenden Erlebnisse der Eltern kam bei Ringo erst sehr viel später. „Probleme wurden bei uns unter den Teppich gekehrt, Konflikte nie ausgetragen!“ Auch, weil Ringo früh in die surreale Welt der Drogen abtauchte und für seine Eltern ganz andere Aufgaben wichtig wurden: der Umgang mit der Drogensucht ihres jüngsten Sohnes! Damit waren sie allerdings schlicht überfordert.
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Ringos Frau Zoe kann seine Mutter gut charakterisieren. Fünf Jahre lang übernahm sie deren Pflege. „Nach Außen wollte sie das perfekte Bild abgeben. Hinter dieser Fassade blieben ihre Gefühle lange Zeit verborgen. Es war der Vater, der irgendwann zusammenbrach, als er von der Drogensucht seines Sohnes hörte!“, erzählt Zoe. Er war bereit, sich zu öffnen, die Mutter war von ihrem Wesen her dazu nicht in der Lage. Sie stellte sich und ihrem Mann die Frage: Welche Fehler haben wir gemacht? Seine auf Reinlichkeit bedachte Mutter wusch die blutigen Hemden ihres Jüngsten weiß, so als wollte sie ihn von der Sucht reinwaschen. Dabei machte sie ihm immer wieder unmissverständlich klar: „Ohne mich, wirst du es nie schaffen, von den Drogen wegzukommen!“ – „Aber ich habe es ohne sie geschafft!“ Bei diesen Worten schwingt in Ringos Stimme fast ein wenig trotziger Stolz mit.
Wenn er an seine Mutter denke, höre er auch heute noch immer wieder diese Sätze in seinem Kopf: „Sei ruhig. Die Nachbarn, sie können uns hören. Mach keinen Krach, sei leise.“ Das habe viel mit ihrer eigenen Geschichte zu tun gehabt, was er jedoch erst nach und nach verstanden habe, als sie bei ihm in dem Haus in Celle war, in dem sie von seiner Frau gepflegt wurde. „Mit ihr redete sie ganz anders als mit mir. Frauen untereinander sprechen einfach anders“, fügte Ringo hinzu. Zoe bestätigte das: „Mir hat sie viel erzählt, weil wir jeden Tag zusammen waren.“
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Wenn er an die Kindertage zurückdenkt, war sein älterer Bruder, der behütetere, der Mutter näher. „Ich war der Revoluzzer und hatte mehr Kontakt zum Vater!“ Wenn seine Gedanken sich um seinen großen Bruder drehen, wird er nachdenklich und wortkarg. „Als meine Eltern mich aus dem Krankenhaus in einem Körbchen nach Hause brachten, hat mein Bruder wohl gesagt: Wann geht der wieder nach Hause?“ Diese Eifersüchtelei auf den jüngeren Bruder zog sich durch die ganze Kindheit. In Erzählungen ist die große Distanz zwischen den Geschwistern greifbar, obwohl der Bruder nicht im selben Raum sitzt. „Der wünscht mir den Tod! Er sagte einmal zu meinem Vater: Lass den doch verrecken“, berichtete mir Ringo. Bei diesen erbarmungslos offenen Sätzen schwingen Enttäuschung, Wut und Schmerz mit. Und da ist es wieder, das Chaos der Gefühle in seinem Kopf, im Herzen und in seinem Bauch.
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Der Bruder lebt seit vielen Jahren in Thailand, mischte sich aber dennoch massiv in die Pflege ihrer Mutti ein. Als sie ins Pflegeheim kam, besuchte der ältere Bruder nach langer Zeit wieder einmal seine Familie. Er sorgte augenblicklich dafür, dass er die gesetzliche Betreuung zugesprochen bekam. Damit war er verpflichtet, einen Pflegedienst zu beauftragen, eine Pflegeeinrichtung auszuwählen und Rechnungen zu bezahlen. Seine „Macht“ war durch diesen Schachzug so groß, dass Ringo und Zoe ein Hausverbot in der Pflegeeinrichtung erhielten. Als alle Formalitäten für die Pflege der Mutter erledigt waren, flog Ringos Bruder wieder nach Thailand. Seine Mutter, Ringo und Zoe ließ er sprach- und hilflos zurück. Die porösen Bande zwischen Mutter, Bruder und Ringo waren gerissen.
„Meine Mutti ist später im Krankenhaus gestorben. Mich haben sie in dieser Nacht angerufen, weil mein Bruder ja in Thailand war.“ Als der ältere Bruder vom Tod der Mutter erfuhr, nahm er wieder das Heft des Handelns in die Hand und kümmerte sich um die Beisetzung. „Aber wir haben nicht einmal erfahren, wann meine Mutti beerdigt wurde.“ In der Todesanzeige der Zeitung wurde Ringo unter den trauernden Angehörigen nicht namentlich erwähnt. Selbst viele Jahre danach zeigt sich Ringo tief enttäuscht vom Verhalten seines Bruders. Der Junkie, der längst clean war, wurde von seinem Bruder in diesem emotionalen Augenblick der Trauer aus der Familie ausgeschlossen, so, als hätte Ringo nie dazugehört. Dieser tiefe Stich in seinem Inneren ist bei Ringo bisher nicht verheilt.
„Auf der einen Seite verstehe ich sein Verhalten. Ich habe meine Eltern, Bekannte und Freunde nach Strich und Faden beklaut, habe alles aus dem Haus rausgetragen, was nicht niet- und nagelfest war. Meinen Bruder habe ich ebenfalls bestohlen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt durfte ich mich bei meinen Eltern nur noch in der Küche aufhalten, alle anderen Räume waren abgeschlossen. Ich durfte dasitzen, etwas essen und musste danach gleich wieder gehen. Aber als ich clean wurde, habe ich mich für alles entschuldigt, was ich der Familie angetan habe. Mein Bruder hat erlebt, wie ich 20 Jahre clean gelebt habe“, ist Ringo tief enttäuscht, dass sein Bruder ihm nie verziehen habe.
Sein Vater stellte gegenüber seinem älteren Bruder zwar immer wieder klar: „Ringo ist genauso mein Sohn, wie du es bist!“ Eine Brücke konnte auch er mit diesen klaren Worten, zwischen den entzweiten Geschwistern niemals bauen. Ringo erinnert sich an eine Begebenheit, die das von Misstrauen geprägte Verhältnis der Geschwister passend beschreibt: Ringo war mit seiner Mutti unten im Haus. Sein Bruder ging nach oben und meinte, dass 100 Euro aus dem Geldbeutel der Mutter fehlen würden. Der „Schuldige“ schien schnell gefunden – Ringo, der Junkie! Dann fiel seiner Mutter ein, dass sie das Geld selbst ausgegeben hatte.
Religion spiele bei seinem Bruder zwar eine Rolle, er nehme sich allerdings von jeder Glaubensrichtung das, was ihm gerade gefalle, sagt Ringos Frau. Verzeihen und Vergeben, in den Weltreligionen ein wesentlicher Baustein des Glaubens, kann er seinem jüngeren Bruder offenbar nicht. Für Ringo, der an die Lehren von Jesus Christus glaubt, eine sehr schmerzliche Erkenntnis. In einem Absatz des Vaterunsers heißt es: "…vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Diesen einen Schritt auf Ringo zu hat sein älterer Bruder bisher nicht getan. Bis heute haben die beiden Geschwister keinen Kontakt mehr.