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Vorrede.

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Nichts ist dem Reiche der Wissenschaften schädlicher, als wenn in selbem der vielfältige Götze des Aberglauben, und der Vorurtheile verehret wird. Dieser Tyrann hat nicht nur allein dem gesammten Pöbel die Fessel angeschlagen, sondern auch viele unter denen, die ihren Witz dem Dienste der Musen geweihet haben, und von einer geschliffenen Denkensart glänzen wollen, mit seinen Banden bestricket. Es sind beinahe viele ganz außer Stande gesetzt, die Seile zu zerreissen, die sie fesseln. Wie viele Menschen, derer Geist erhaben scheinen will, glauben auch heutiges Tages noch, daß die Sterne das Schicksal der Menschen auf der Erde bestimmen; daß die Kometen schädliche Einflüsse mit sich führen, und gewiße Trauerfälle verkündigen etc.? Und sie wurden eher das Licht der Sonne, als den ihr Schicksal beherrschenden Einfluß des Gestiern läugnen. a) [1] Wie viele, welche die Begriffe des erhabenen Kautz, des berühmten dell’Osa, und des gelehrten Sterzingers über die Leisten ihres auswendig gelernten Lehrgebäudes nicht ziehen können, entrichten dem Götzen des Aberglauben verwerfliche Opferdienste, und bethen die ertraumte Thätigkeit der Zauberkunst für Wahrheiten an? Der jugendliche Eindruck hat sie gebunden, und da sie eralten, schlummern sie an den Ketten, die sie sich in ihrer Jugend geschmidet, und die Halsstärrigkeit nach Maaß der Jahren befestiget hat. Die aufgerafte Vorurtheile haben den Verstand verdunkelt, und sie sind die Ursache, daß viele in den Finsternissen ihrer Meinungen dahin wandeln, und das Licht verabscheuen, welches ihnen der mühsame Fleiß der Gelehrten anzündet und aufstecket. Ich könnte eine ganze Reihe der vorgefaßten Meinungen herstellen, um überzeugende Proben zu liefern, daß es Leute gebe, welche die jugendliche Eindrücke noch nicht unterdrücket haben, die in dem eisgrauen Alter noch im Tone der Kinder lallen.

Selbst diejenigen, die die Vernunft zum Wohnhause witziger und gelehrter Betrachtungen machen wollen, flechten dem aberglaubigen Götzenbild der Vorurtheile noch immer Kränze, und streuen Blumen und Weihrauche davor nieder, da sie die Gespenstergeschichten für Wahrheit ansehen. Ich werde es nicht wagen diese starken Geister von der Höhe ihrer Einbildung herabzubringen. Sie sind ihrer Meinung nach weit über die menschlichen Schwachheiten hinauf gestiegen, und schmeicheln sich tiefere Einsicht als andere Leute zu besitzen. Wurde ich mich erdreisten, ihre Vorurtheile aufzudecken, so weis ich schon zum voraus ihre Gedanken; sie wurden sagen:

Quodcunque ostendis mihi, sic incredulus odi.


Ich werde auch nicht begehren, daß sie den Vorzug ihrer rechthaberischen Weisheit fahren lassen. Noch weniger werde ich durch Lobeserhebungen ihres unsterblichen Nachruhms von ihnen den Beifall erbetteln. Nur bitte ich, sie möchten mich den Saddutzäern b)[2] nicht beizählen, oder unter denen Epikuräern c)[3] einen Platz anweisen. Vieleicht findet meine Bitte Gehör, da ich das ungehäuchelte Bekänntniß ablege, daß es mir sehr leid thue, daß ich mich mit ihnen, um die Wahrheit zu suchen, in dieser Abhandlung zertragen muß. Die Urtheile des Pöbels, oder vielmehr derjenigen, die nie zu denken gelernet haben, noch durch Nachdenken sich zu erheben bemühen, werden mich nicht irre machen. Sie kommen mir unter dem Sinnbilde der kleinen Würmer vor, die nie ihren Kopf von der Erde aus dem Staube erheben. Ich zweifle nicht, daß sie gleich bei dem ersten Anblicke dieser Schrift ein Vorurtheil gegen mich fassen werden, welches für mich nicht vortheilhaft seyn kann. Sie werden mich verketzern, und mit Bannflüchen gegen mich loswerfen. Sie werden glauben, ich werde mit dieser Abhandlung das Fegfeuer auslöschen wollen. Sie werden wohl gar (wie sie in nicht viel ungleichen Umständen gewünschet haben) diese geduldigen Blätter als eine freygeistige Mißgeburt den unbarmherzigen Flammen opfern. Alles dieses sind mögliche Sachen. Bei allem diesem aber habe ich ein sicheres wohlgesetztes Vertrauen, daß diejenigen, die die Vorurtheile abgeleget, und sich von gewißen Schwachheiten entfernet haben, mich von dergleichen Beschuldigungen, die ich wahrhaftig nicht verdiene, ganz gerne lossprechen werden.

Ich weis, daß unsere Gottesgelehrten, die mit Nachdrucke und Gründlichkeit ihre Sätze verfechten, den katholischen Glaubensatz von dem Fegfeuer nicht aus dergleichen historischen Quellen herleiten, noch durch Erscheinungen, oder Gespenstermährchen beweisen. Ich schmeichle mir also, daß der Leser die Anfangs gefaßte Vorurtheile bei Durchgehung dieser Blätter überwinden, und die Ungerechtigkeit seines voreiligen Urtheils erkennen werde. Ich läugne zwar, daß es Gespenster gebe; ich verneine aber nicht, daß Geister erschienen sind. Wie kann man aber Gespenster läugnen, und zugleich Erscheinungen der Geister behaupten? Ich antworte, wie man verneinen kann, daß der Mensch über das Meer gehen, oder durch die Luft in entfernete Länder reisen kann, so kann man auch läugnen, daß Geister auf dieser Welt erscheinen, und sich sichtbarlich zeigen können, ob ich wohl dieses durch ein Wunderwerk zulasse, und die Erscheinungen, wenn sie hierzu die Kräften von der Allkraft GOttes erhalten haben, sowenig zu läugnen gedenke, als ich läugnen kann, daß Menschen durch Wunderwerke über das Meer gehen, oder durch die Luft in andere Länder übersetzt werden können. Sind übrigens, werthester Leser! meine Gedanken hie und da nicht deine Gedanken; so weise mich, wenn du Recht zu haben, dich aus bündigen Gründen überredest, mit Sanftmuth, und einer holden Bescheidenheit auf eine bessere Straße.

Abhandlung des Daseyns der Gespenster

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