Читать книгу Arthur und die Vergessenen Bücher - Gerd Ruebenstrunk - Страница 11
ОглавлениеEin neuer Freund?
Larissa und ich fuhren herum. Mein erster Gedanke galt dem Hageren. Aber nicht er war es, der hinter uns stand, sondern ein junger Mann.
Er mochte vielleicht zwanzig Jahre alt sein. Als erstes fiel mir seine merkwürdige Kleidung ins Auge. Er trug eine grob gewebte braune Leinenjacke und darüber eine abgewetzte braune Lederweste. Aus der Jacke ragte ein riesiger weißer Hemdkragen hervor, der eher wie eine Halskrause aussah und sich fast bis zu den Schultern erstreckte. Die ebenfalls braune Hose war an vielen Stellen ausgeblichen und reichte nur bis kurz unter die Knie, wo sie in ein Paar Stiefel aus dickem Leder mündete. Quer über seine Brust spannte sich ein breiter Ledergürtel, an dem in Hüfthöhe eine kleine, ebenfalls lederne Tasche hing. In der Hand trug er einen verbeulten Hut mit großer Krempe. Ein wenig sah er aus wie eine der Gestalten auf den Gemälden, fand ich.
Der Mann verbeugte sich und machte dabei einen kleinen Knicks, während er den Hut mit ausladender Geste vor seinem Knie vorbeischwenkte.
"Gerrit de Fleer, zu euren Diensten", sagte er in perfektem Deutsch.
Larissa war schwer beeindruckt. "Wow!", rief sie aus. "Ein echter Hofknicks! Cool."
Ich war etwas skeptischer. "Und wozu sollten wir Ihre Dienste benötigen?"
Gerrit strahlte mich an. In seinem jungenhaften, braun gebrannten Gesicht blitzen zwei blaue Augen und zwei Reihen leuchtend weißer Zähne, wie man es von den Fotomodels kennt, die Reklame für Deos oder Parfüms machen.
"Zum Beispiel zur Erklärung dieser Ausstellung", sagte er, gänzlich unbeeindruckt von meinem Ton. "Oder seid ihr schon mal in der Schuttersgalerij gewesen?"
"Nein, sind wir nicht", erwiderte Larissa. Ich beobachtete mit Sorge, wie fasziniert sie diesen Burschen anstarrte.
Gerrits Strahlen war jetzt auf Larissa gerichtet. "Schuttersgalerij heißt Schützengalerie. Die Schützengilden entstanden als bewaffnete Bürgerwehr. Später verwandelten sie sich in elitäre Klubs, in denen nur adelige oder sehr wohlhabende bürgerliche Familien Mitglieder werden konnten. Was ihr hier seht, sind Bilder verschiedener Schützengilden aus dem 16. und 17. Jahrhundert."
"Sehr interessant", kommentierte ich sarkastisch. "Aber wir müssen jetzt weiter." Ich fasste Larissa am Arm, um sie in Richtung Ausgang zu ziehen.
Mitten in der Bewegung erstarrte ich. Hinter der Glastür, durch die wir gekommen waren, tauchte soeben der Narbengrufti auf.
"Mist!", fluchte ich. "Er hat uns gefunden."
Auch Larissa hatte unseren Verfolger entdeckt. Zum Glück stand die Besuchergruppe zwischen ihm und uns und blockierte seinen Weg. Der hintere Ausgang war nur wenige Meter von uns entfernt. Ich wusste leider nur nicht, wo er hinführte.
"Ihr werdet verfolgt?", fragte Gerrit.
"Schon seit wir in Amsterdam angekommen sind", sagte Larissa. "Und wir können ihn einfach nicht abschütteln."
Ich rollte die Augen. Musste Larissa denn jedem Fremden auf Anhieb trauen?
"Kein Problem. Ich kenne ein sicheres Versteck, wo er euch bestimmt nicht finden wird. Kommt!" Gerrit ging zur nahegelegenen Glastür und winkte uns mit seinem Hut durch.
Ich zögerte. Wir hatten diesen Mann erst vor ein paar Minuten kennengelernt und schon wollte er uns helfen? Das war mir ein Zufall zu viel. Wer hatte es eigentlich noch auf uns abgesehen? Erst der angebliche Hammer, dann der Narbige und jetzt dieser merkwürdig gekleidete Strahlemann. Andererseits: Welche Alternative hatten wir? Vielleicht konnten wir den Narbengrufti mit fremder Hilfe endgültig abschütteln.
"Komm schon!", rief Larissa, die mit Gerrit bereits draußen stand. Ein Blick zurück zeigte mir, wie der Narbengrufti sich gerade durch die Menschengruppe hindurchzudrängen begann. Er gab sich keine Mühe mehr, seine Anwesenheit vor uns zu verbergen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich machte kehrt und folgte Larissa und Gerrit, die den kleinen Hof vor der Glastür schon fast durchquert hatten.
Wir bogen um eine Häuserecke. Vor Staunen wäre ich fast stehen geblieben. Vor uns lag ein idyllischer kleiner Platz mit einer kurz gemähten Wiese in der Mitte, um den ein paar Dutzend schmale Häuser gruppiert waren. Sie mussten schon ziemlich alt sein, denn viele von ihnen machten einen ziemlich windschiefen Eindruck. Vor jedem Haus befand sich ein gepflegter kleiner Vorgarten. In der Luft lag der Duft von frisch gemähtem Gras, die Vögel zwitscherten, und vom Lärm der Großstadt um uns herum war nichts zu vernehmen. Es war, als ob wir durch ein magisches Tor in eine andere Welt getreten wären.
Gerrit ging mit großen Schritten den Fußweg zu unserer Rechten entlang. Am Ende der Häuserreihe machte er vor dem kleinsten Haus halt, das ein wenig zurückgesetzt im Schatten seiner großen Nachbarn lag. Er trat durch die Gartenpforte und öffnete die niedrige Eingangstür. Mit einem mulmigen Gefühl folgte ich Larissa ins Innere des Hauses.
Wir standen in einem schmalen Flur mit mehreren Türen und einer wackelig aussehenden Treppe ins Obergeschoss. Gerrit schloss die Haustür hinter uns und dirigierte uns durch die erste Tür in einen niedrigen Wohnraum mit einem großen Fenster zum Innenhof.
Trotz des Sonnenlichts, das durch das fast bis zum Boden gezogene Sprossenfenster fiel, war der Raum dunkel. Das lag zum einen an einem riesigen schwarzen Holzschrank an einer Wand, zum anderen an einem großen runden Tisch aus dunkelbraunem Holz mit gleichfarbigen Stühlen und mehreren tiefbraunen Ledersesseln in den Ecken des Raums. Vor dem Fenster war zudem ein halbes Dutzend Blumentöpfe aufgereiht, die einen Teil der Sonnenstrahlen abfingen.
Gerrit trat ans Fenster und winkte uns, ihm zu folgen. Von hier aus konnte man fast den gesamten Hof überblicken. Ich trat neben ihn und machte sofort wieder einen Schritt zurück. Nur wenige Meter von uns entfernt stand der Narbengrufti. Er schritt Haus für Haus ab und starrte in die Fenster. Noch ein paar Schritte, dann würde er direkt vor uns stehen.
Gerrit hatte meine Reaktion bemerkt. "Keine Angst", beruhigte er mich. "Durch diese Scheiben kann er von außen nichts erkennen."
Ich traute seinen Worten nicht. Larissa und Gerrit standen direkt hinter dem Fenster, als unser Verfolger vor das Haus trat. Er beugte sich vor, bis wir die lange Narbe auf seiner Wange deutlich erkennen konnten, und blickte uns direkt in die Augen. Ich hielt den Atem an. Auch Larissa machte automatisch einen Schritt nach hinten; nur Gerrit blieb seelenruhig stehen.
Der Hagere verharrte mehrere Sekunden in seiner Stellung, dann richtete er sich auf und ging zum nächsten Haus weiter. Erleichtert atmete ich tief durch.
Gerrit drehte sich um. "Setzt euch", forderte er uns auf und wies auf den Tisch. "Ich glaube, ich bin euch ein paar Erklärungen schuldig."
Wir folgten seiner Einladung. Gerrit legte seinen Hut auf den Tisch, holte aus dem Schrank eine verkorkte Steingutflasche sowie drei schmale, hohe Gläser und stellte sie auf den Tisch. Er hockte sich zu uns, zog den Korken aus der Flasche uns schenkte daraus eine klare Flüssigkeit in die Gläser. Dann verkorkte er die Flasche wieder und hob sein Glas.
Ich zog ein Glas vorsichtig zu mir hin und schnupperte daran. Es roch wie Schnaps. Angewidert lehnte ich mich zurück. Larissas Reaktion fiel ähnlich aus. Gerrit stellte sein Glas zurück und blickte uns fragend an.
"Das ist doch nur Genever", sagte er. "Trinkt! Es wird euch guttun."
"Was ist Genever?", fragte Larissa.
"Ein traditionelles niederländisches Begrüßungsgetränk für liebe Gäste. Eine Delikatesse, die aus Wacholderbeeren hergestellt wird."
"Aber das ist Schnaps", bemerkte ich. "Alkohol."
"Ja und?"
"Wir sind noch zu jung, um Alkohol zu trinken."
Gerrit schwieg einen Moment, dann begann er zu lachen.
"Zu jung? Ihr kommt nach Amsterdam, um eines der Vergessenen Bücher vor den Suchern zu retten und wollt zu jung sein, um ein Gläschen Genever zu trinken? Das glaube ich nicht."
Erneut hob er sein Glas und bedeutete uns, das ebenfalls zu tun.
Larissa und ich blickten uns überrascht an und griffen dann zögernd zu unseren Gläsern.
"Proost!", rief Gerrit und leerte sein Glas in einem Zug. Ich nippte nur an meinem, und der Tropfen Genever, der dabei seinen Weg in meinen Mund fand, zog mir das ganze Gesicht zusammen. Bei Larissa war es genauso.
Wir setzten unsere Gläser gleichzeitig ab. Gerrit schüttelte tadelnd den Kopf. "Ein anderer Gastgeber als ich könnte sich jetzt beleidigt fühlen."
"Ein anderer Gastgeber wüsste wahrscheinlich auch nichts über die Vergessenen Bücher", gab ich zurück.
"Gut gekontert", lachte er. "Und zurecht. Aber ich weiß noch viel mehr: Ihr seid hier, um das Buch der Antworten zu finden."
Larissa und ich warfen uns einen überraschten Blick zu. Von einem Buch der Antworten hatten wir noch nie etwas gehört.
"Was guckt ihr so erstaunt?", fragte Gerrit. "Das Buch der Antworten ist eines der dreizehn Vergessenen Bücher. Das ist doch der Grund, warum ihr in Amsterdam seid."
"Dann wissen Sie mehr als wir", sagte ich und verschränkte meine Arme über der Brust.
Er zwinkerte mir zu. "Du darfst mich ruhig duzen. Wir Holländer ziehen das Du dem Sie vor. Und so viel älter als ihr bin ich ja auch nicht."
Dann wurde er wieder ernst. "Man hat euch also vorher nicht genau gesagt, worum es geht? Da habt ihr Glück, mich getroffen zu haben. Ich stehe in dieser Sache voll auf eurer Seite."
"Und das sollen wir einfach glauben?", fragte ich.
"Schließlich habe ich euch vor eurem Verfolger gerettet, oder?"
"Das kann auch nur ein Trick gewesen sein, um uns in Sicherheit zu wiegen." So leicht ließ ich mich nicht überzeugen.
Gerrit lächelte. "Es ist gut, wenn ihr keinem traut, denn es sind einige Menschen hinter dem Buch der Antworten her, die es auf keinen Fall in die Finger bekommen dürfen. Euer Verfolger gehört dazu. Und er arbeitet nicht allein, sondern hat Helfer."
"Und du weißt, wer sie sind?", fragte Larissa.
"Leider nicht. Ich weiß nur, dass sie sich hier versammeln. Denn es ist eine Spur zum Buch der Antworten aufgetaucht."
"Und was ist das für ein Buch?", wollte ich wissen.
"Wie der Name schon sagt: Es enthält die Antworten auf alle Fragen, die ein Mensch stellen kann."
"Aber das ist unmöglich", widersprach ich ihm. "Sämtliche Bibliotheken der Welt enthalten diese Antworten nicht - wie können sie da in einem Buch stehen?"
Gerrit schüttete sich noch etwas von dem Genever nach. "Du zweifelst, weil du nicht genug über die Vergessenen Bücher weißt. Deshalb will ich euch ein wenig darüber erzählen. Nur dann könnt ihr auch die Gefahren richtig einschätzen, die von ihnen ausgehen."
Er nahm einen Zug aus seinem Glas. "Stellt euch eine Wüste vor, so endlos wie das Meer, so heiß wie die Sonne und so unerforscht wie die fernsten Planeten unseres Sonnensystems. Das ist die Rub'al-Khali, die unheimlichste der arabischen Wüsten. In ihrer Mitte liegt eine Stadt ohne Namen. Ihre zerfallenen Mauern sind bedeckt vom Sand ungezählter Jahrtausende. Sie ist so alt, dass es keine Legende gibt, die ihren Namen erwähnt. Nur die Beduinenstämme in der Wüste flüstern an ihren Lagerfeuern von diesem Ort, den sie selbst nicht zu betreten wagen. Diese Stadt wurde einst von einem Volk von Magiern bewohnt, die tausend Generationen lang alles Wissen über die Natur und ihre unbekannten Kräfte erforscht und gesammelt haben. Alle geheimen Erkenntnisse schrieben die Magier in den Vergessenen Büchern auf. Wer die Bücher besitzt, verfügt über einen Zugang zu den tiefsten Geheimnissen der Welt - und dadurch über unendliche Macht.“
"Wenn diese Stadt schon so lange verschüttet ist, woher weißt du dann so viel über sie?" fragte ich skeptisch.
"Weil es Überlieferungen gibt", erwiderte er. "Nicht alles Wissen der Welt besteht aus Geschriebenem. Die größten Geheimnisse werden nur selten zu Papier gebracht. Sie werden mündlich weitergegeben. Das haben die meisten Menschen leider vergessen."
Das klang einleuchtend, überzeugte mich aber nicht. Ich musste wieder an den vorgeblichen Antiquar im Zug denken, der behauptet hatte, der Bücherwurm habe die Vergessenen Bücher nur erfunden, um den Diebstahl eines wertvollen Buches zu entschuldigen. Was Gerrit uns erzählte, war genau das Gegenteil - aber war es deshalb automatisch die Wahrheit? Mein Kopf schwirrte vor lauter Fragen.
"Und wieso sind die Bücher nicht mit der Stadt untergegangen?", fragte Larissa.
"Keine Ahnung", erwiderte Gerrit. "Irgendwie haben sie ihren Weg nach Córdoba gefunden – und von dort in ihre jetzigen Verstecke."
"Wo sie die Bewahrer verborgen haben."
Gerrit nickte. "Genau so ist es. Mit dem Wissen, das in den Vergessenen Büchern steckt, könnte man das gesamte Universum zerstören. In den falschen Händen stellen sie eine furchtbare Waffe dar. Das ist auch der Grund, warum es heute noch Bewahrer geben muss."
"Ist das Buch der Antworten auch so gefährlich?", wollte ich wissen.
"Ihr müsst wissen, dass es drei Arten von Vergessenen Büchern gibt", erklärte Gerrit. "Die Dunklen Bücher sind die ältesten. Sie enthalten die unaussprechlichsten Schrecken, die seit Anbeginn der Tage in unserer Welt lauern. Sie sind auch die gefährlichsten Bücher, denn mit ihrer Hilfe lässt sich das Grauen heraufbeschwören, das uns alle zerstören würde. An ihnen gibt es keine gute Seite. Ihr Gebrauch hat ausschließlich negative Folgen. Die Grauen Bücher sind nicht ganz so gefährlich. Was in ihnen steht, kann für gute ebenso wie für schlechte Ziele nutzbar gemacht werden. Allerdings enthalten sie noch genug geheimes Wissen, um in den falschen Händen zu einer furchtbaren Waffe zu werden. Die Weißen Bücher dienen ausschließlich guten Zwecken. Allerdings sind sie gerade deshalb auch ein Ziel der Sucher, denn sie wollen diese Bücher aus dem Verkehr ziehen, um ihre Macht ungehindert ausüben zu können."
"Und wozu gehört das Buch der Antworten?", fragte Larissa.
"Es ist eines der Grauen Bücher."
"Also nicht ganz so schlimm", warf ich ein.
Gerrit blickte mich ernst an. "Keines der Vergessenen Bücher ist harmlos, wenn es in die falschen Hände gelangt. Die Bewahrer wussten das. Deshalb haben sie dafür gesorgt, dass der Verbleib jedes einzelnen Exemplars immer genau dokumentiert ist."
"Aber es gibt keine Bewahrer mehr", warf ich ein.
Gerrit sah auf seine Hände, die mit dem leeren Geneverglas spielten. "Das stimmt nicht ganz", sagte er schließlich. "Die Tradition der Bewahrer ist nach wie vor lebendig. Sie muss nur jede Generation erneuert werden. Und das ist eine meiner Aufgaben."
"Du gehörst also dazu?" Larissa blickte Gerrit mit weit aufgerissenen Augen an. "Du bist ein Bewahrer?"
"Leider nein." Er stellte das Glas weg und erhob sich von seinem Stuhl. "Ihr solltet jetzt gehen. Euer Verfolger dürfte seine Suche aufgegeben haben. Und ihr werdet sicher schon erwartet."
"Aber …", begann ich, doch er winkte ab.
"Klar, ihr habt noch jede Menge Fragen", sagte er. "Die Antworten darauf müsst ihr zum Teil selber herausfinden. Ich werde euch dabei so gut ich kann helfen."
Larissa war, ebenso wie ich, erstaunt von dem abrupten Ende des Gesprächs. "Du kannst uns doch jetzt nicht so einfach wegschicken!", protestierte sie.
Gerrit setzte wieder sein Strahlemann-Gesicht auf. Er legte Larissa die Hand auf die Schulter. "Keine Sorge. Ihr seid jetzt erst einmal sicher. Denkt über das nach, was ihr heute erfahren habt und was ihr noch von eurem Gastgeber lernen werdet. Dann unterhalten wir uns weiter. Ihr wisst ja jetzt, wo ihr mich finden könnt."
Mit diesen Worten bugsierte er uns in Richtung Tür. Das hieß ganz klar: Schluss für heute. Wir traten wieder in den grünen Innenhof. Gerrit begleitete uns noch bis zur Schuttersgalerij und verabschiedete sich dann von uns.
Zurück auf der Kalverstraat ließ ich meinen Blick nach beiden Seiten über die Passanten gleiten, bis ich sicher war, den Narbengrufti nirgendwo zu sehen. Larissa bemerkte, was ich tat.
"Gerrit hat doch gesagt, dass wir jetzt sicher sind." Bei der Nennung seines Namens nahm ihr Gesicht einen leicht verklärten Ausdruck an. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
"Gerrit kann sagen, was er will", erwiderte ich barsch. "Er ist ja auch nicht allein in einer fremden Stadt unterwegs und wird auch nicht verfolgt. Wir hingegen schon."
"Du bist ja nur eifersüchtig auf ihn", sagte sie. "Weil er mehr weiß als du und sich besser mit den Vergessenen Büchern auskennt."
"Pah! Wieso sollte ich eifersüchtig sein?", entfuhr es mir. Aber so sicher, wie ich klang, war ich mir nicht.