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Ein Happy End ?

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Man gibt sich viel Mühe mit dem Studium dessen, was die Men- schen, Völker und Zeiten voneinander trennt. Achten wir auch auf das, was alle Menschen verbindet.”

Hermann Hesse

Mit diesem klugen Gedanken rutschte Bert Wenner langsam aber sicher in seinem Ohrensessel tiefer und tiefer. Der geschniegelte Nachrichtensprecher in seinem Button-down-Hemd verlas zum x-ten Mal wenig erbauliche Zahlen zur allgemeinen Lage.

Das Fernsehbild löste sich schleichend in seine hundertneun- undneunzigtausend Bildpunkte auf.

Da schreckte ihn eine Meldung hoch: “ . . .ist, wie schon wieder- holt in den letzten Monaten, ein marokkanisches Flüchtlings- boot im Sturm vor Spaniens Küste gesunken. Nahezu 30 hoff- nungsvolle, junge Menschen haben dabei ihr Leben verloren.” Zu sehr war Bert in den letzten Jahren mit dieser Misere kon- frontiert gewesen, als dass es ihn kalt gelassen hätte.

Der schnarrende Summer an der Eingangstür nervte ihn. “Hat Zippi, meine allerbeste Frau der Welt, wieder mal ihren Schlüs- sel vergessen ?”, dachte er sich ungeduldig und schlurfte ver- schlafen zur Tür.

“Hallo Baba, Salam Aleikum. Wie geht’s ? Denk dir, S I E ist endlich angekommen.”

Plötzlich hellwach geworden, erfuhr Bert, dass die „ Neue “ am Nachmittag eingetroffen war.

Die Neue war die, kürzlich geehelichte marokkanische Frau sei-

nes Ziehsohnes Hamid. Letzterer stammt aus einem lausigen Dörfchen im südlichen Atlas Marokkos.

Wie er nach Deutschland, dem Traumland, gekommen war, dazu später mehr.

Der magere junge Mann war mittelgroß, das sympathische Gesicht schmal und des Öfteren durch einen stoppeligen, har- ten Dreitagebart verfinstert. Sicherlich hätte er Schwierigkei- ten gehabt, die amerikanischen Grenzkontrollen in New York zu passieren. Sein manchmal verlegenes Lächeln bügelte die martialischen Züge wieder aus. Trotz seiner 29 Jahre kleidete er sich häufig etwas zu salopp. Hamid versuchte, einfach da- zuzugehören. Dazu heißt, zu dem Umfeld der nahen Vorarl- berger Gemeinde.

Als die beiden Männer von I H R sprachen, verzog sich Ha- mids olivfarbenes Gesicht zu einem dicken Grinsen.

Nach einer großen Enttäuschung in erster Ehe war er zu sei- nen Wurzeln zurückgekehrt und hatte eine Landsfrau, eine Kusine zweiten Grades, genommen. “Schuster, bleib bei dei- nen Leisten !”


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