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4.Kapitel

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Wie jeden Morgen trat Armin Schönfelder auch am Montag, nach dem wieder nicht freien Wochenende, seinen Dienst ohne zu murren an. Überpünktlich, Fünfzehn vor Acht. Routine seit vielen Jahren.

Sorgfältig hing er seine karierte Jacke auf einen gepolsterten Kleiderbügel. Auch diese Zeremonie wiederholte sich allmorgendlich.

Danach setzte er sich an seinen Schreibtisch in der Polizeiinspektion Betzdorf, putzte als Vorspann auf den heutigen Tag die Brillengläser und schaute zur großen Landkarte an der Wand. Seine Augen folgten, als morgendliche Einleitung in das Tagesgeschäft, den räumlichen Grenzen seiner Zuständigkeit. „Ja, ist wirklich groß, mein Bezirk. Obwohl auf den Dörfern weniger Morde als in Städten geschehen, zeigt die Statistik aufsteigende Zahlen. Alleine sind die Ermittlungen und die diffiziler werdenden Beweisführungen kaum mehr zu schaffen“, murmelte er vor sich hin, „gut, nein wichtig, dass mir nach langwieriger Beantragung die Verstärkung mit einem jungen Kommissar genehmigt wurde.“

Und wie an den meisten Arbeitstagen trat sein junger Kollege Peter Groß, pünktlich um Acht, zur Bürotür herein. An diesem Montag jedoch mediterran braun gebrannt und wie montags selten, bestens gelaunt.

Er arbeitete früher bei den „Grünen, den heutigen Blauen“, bei der Verkehrspolizei. Kaum war er nach der Ausbildung einer Gruppe zugeteilt, leistete er sich einen dicken Lapsus. Nach einem Betriebsausflug verstieß er zu vorlaut gegen den vorherrschenden Korpsgeist der Wache.

Die halbtägige Vergnügungsreise wurde zur Falle für Peter Groß. Der Reisebus sollte von einer ausgiebigen Tour über die kurvige Eifel gegen Dreizehn Uhr zurück sein, fuhr jedoch erst gegen fünfzehn Uhr auf den Hof der Polizeiwache. Zu ausgiebig war in einem Landgasthof das Mittagessen eingenommen worden. Der „Frischling“ Peter Groß hatte in den Tagen danach darüber gelästert, dass die Kollegen für diese zwei Stunden offiziell Freizeitausgleich beantragten. „Überstunden wegen Teambildung beim Betriebsausflug“, sagten die Kollegen dazu. Peter Groß jedoch kommentierte, „gut trinken und danach tricksen für mehr Freizeitausgleich“.

„Stänkerer, Kollegenschwein,“ wurde hinter vorgehaltener Hand und dennoch hörbar über ihn geflüstert.

In der Personalakte wurde dieser Vorfall geflissentlich verschwiegen und so zeigten sich die Bewertungen durch seine Vorgesetzten ohne Ausnahme positiv.

Allerdings ärgerte sich Peter Groß, wie viele andere Kollegen, über den ständig wechselnden Schichtdienst. Genervt durch unruhigen Schlaf und Spannungen mit stichelnden Kollegen, absolvierte er mehrere intensive Seminare mit dem Ziel, bei der Kriminalpolizei Dienst zu tun. Anschließend wurde er zu Armin Schönfelder in die Mordkommission eingeteilt. Als frisch gekürter und hoch motivierter Kommissar sollte er den altgedienten Kriminalhauptkommissar mit neuen, impulsiven Ideen unterstützen.

Peter Groß trug an diesem Morgen helle Mokassins, eine blütenweiße Jeans, darüber ein bunt bedrucktes Hemd, an dem die oberen, geöffneten Knopfreihen, die frisch enthaarte und sonnengebräunte Brust freigaben.

„Hallo Armin, wie hast du die lange Zeit ohne meine Person ausgehalten?“ Peter Groß lachte laut schallend in das Büro hinein, dann setzte er sich auf den Rand des Schreibtischs.

„Ich will dir nicht deine lockere Stimmung nach dem Urlaub verderben“, Armin Schönfelder putzte seine Brillengläser. Dann deutete er auf den Bürostuhl von Peter Groß: „Aber, ich muss dir... Nein, setz dich zuerst.“

„Was ist denn Aufregendes geschehen?“ Peter Groß fragte dies widerwillig. Er wollte unbedingt von seinem zweiwöchigen Badeurlaub an der Adria erzählen. Von einer langhaarigen, blonden Schönheit, die er bei einem Ausflug auf den Berg des Ministaates San Marino kennenlernte. Und die, so hoffte er, sehr bald seine langweilige Zeit als ledigem, nach eigener Einschätzung gutaussehenden, jungen Mann beenden wird.

Peter Groß fühlte es tief innen: Mit ihr gemeinsam werde ich eine neue, ereignisreiche Lebensphase einläuten. Die aufwühlend langen Jahre seelischer Einsamkeit ohne feste Bindung, die mir von Tag zu Tag zunehmend als viel zu unausgefüllt erschienen waren, werden bald zu Ende gehen.

Geheimnisvoll wollte er seine neue Bekanntschaft präsentieren: „Wir lernten uns bei herrlichem Sonnenschein an einem bunten Verkaufsstand kennen, an dem Sonderdrucke, Briefmarken und Münzprägungen aus San Marino verkauft wurden. Bunte Andenken für Sammler und Souvenirjäger aus aller Welt. Ihre smaragdgrünen Augen zogen mich magisch an.“

„Entschuldigung Peter, wenn ich dich unterbrechen muss. Zunächst bin ich froh, dass du heute wieder den Dienst antrittst. Wir haben vermutlich einen vorsätzlichen Mord aufzuklären, der als Suizid getarnt war. Dabei müssen wir schnellstens einige offene Fragen klären. Die Zeit läuft.“

Armin Schönfelder berichtete dem jungen Kommissar über den Tod der Evelyn Stanicki. Er schilderte die ungewöhnlichen Umstände dieser grausamen Tat in gediegener Umgebung und schloss: „Über die Mittagspause kannst du gerne etwas aus deinem Urlaub erzählen. Ich hoffe, dass du dich prächtig erholt hast.

Aber verstehe bitte, es sieht so aus als bekämen wir mächtig viel Arbeit.“

Kaum hatte Armin Schönfelder seinen Kollegen in die letzten Details des neuen Falls eingewiesen, meldete sich telefonisch ein Arzt aus der Forensik: „Herr Hauptkommissar, die Erstuntersuchung am Tatort wurde durch die Obduktion in weiten Teilen bestätigt. Doch, wir haben etwas Ungewöhnliches entdeckt. Wollen sie vorbeikommen?“

„Nun spannen sie mich nicht auf die Folter“, Armin Schönfelder wurde ungeduldig. „Ich komme vorbei, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Können sie mir ihre aufregende Entdeckung nicht vorab telefonisch durchgeben?“

„Nur unter Vorbehalt, als kurzen Zwischenbescheid“, antwortete der Arzt, „ich werde die Leiche noch intensiver untersuchen müssen. Soviel aber vorab: Sie weist nicht nur tiefe Kratzer an Hals und Gesicht auf. Exakt wie selten sind auch Gesicht, Kopf, Rücken und Brust übersät mit deutlich abgebildeten Hämatomen.“

Dann legte der Arzt eine Kunstpause ein, um anschließend akzentuiert weiter zu sprechen: „Um den Hals verlaufen zwei gleich breite, blutunterlaufene Ringe! Ich betone ZWEI!“

„Und, was bedeutet das im Klartext für uns?“ fragte Armin Schönfelder, der mittlerweile das Telefon auf Mithören gestellt hatte.

„Das beweist endgültig, dass keine Selbsttötung vorliegt. Unser Rechtsmediziner hatte dies ihnen gegenüber am Tatort bereits angedeutet. Diese Frau hat sich nicht erhängt. Sie wurde mit demselben Kabel zuerst stranguliert. Quetschungen und Verletzungen entdeckten wir im Genick. Daraus schließen wir, dass diese vom Verknoten des Kabels kommen. Das Opfer lag, während der Tat, folglich auf dem Bauch. Wir vermuten nahe der Stelle wo sie aufgehängt wurde.

Der erste blutunterlaufene Ring, unten am Hals, knapp überm Schlüsselbein, beweist den Mord. Hier wurde das Kabel zum ersten Mal angesetzt und die Frau mit hohem Kraftaufwand erdrosselt.

Das zweite, obere ringförmige Hämatom entstand, als die getötete, jedoch noch warme Leiche, aufgehängt wurde. Durch das Gewicht des Menschen zieht sich das Kabel dann oben am Hals, unter dem Kinn zu. Daher die zwei blutunterlaufenen Ringe an unterschiedlich hohen Stellen.

Der untere Ring verläuft waagerecht zur Körperachse. Die oberen Druckstellen vom Aufhängen verlaufen ins Genick schräg nach hinten, in den Haaransatz. Das wiederum beweist, dass sie zuerst am Boden liegend erdrosselt wurde. Unter ihren Fingernägeln fanden wir Hautreste, wenn wir Pech haben ihre eigenen, von einem Befreiungsversuch. Hoffentlich jedoch Hautreste des Täters. Auch die Blutuntersuchungen laufen. Wir liefern noch DNA-Daten nach.

Vielleicht, das wäre der wichtigste Hinweis für eure Ermittlungen, hatte sie dem Mörder das Gesicht oder die Hände verkratzt, wir benötigen dazu noch ein paar Tage. Ihr könnt bereits jetzt Verdächtige nach Kratzspuren untersuchen.“

„Wir haben noch keine Verdächtige im Visier“, antwortete Armin Schönfelder kleinlaut.

Eine nachdenkliche Pause sorgte für Stille in der Leitung dann sagte der Mediziner: „Den Bericht schreibe ich heute Nachmittag, dann sind auch alle anderen Verletzungen am Körper, zumindest die Äußerlichen, untersucht. Wir klären danach ob unser Opfer verschiedene Betäubungsmittel konsumiert hat. Danach suchen wir verwertbare DNA-Spuren an der Frau. Wir wissen zum Beispiel noch nicht, ob sie mit der Faust oder einem Gegenstand geschlagen wurde.“

„Danke, vielmals danke für die schnelle Information“. Armin Schönfelder schluckte ein paarmal. Bei aller Routine einer Mordkommission, jeder neue Fall, jede Leidensgeschichte, berührte ihn tief.

Bevor er auflegte, fiel ihm noch eine wichtige Frage ein: „Brachte ihre Untersuchung genauen Aufschluss darüber ob die Tote sexuell missbraucht wurde?“

„So weit sind wir noch nicht. Äußerlich sind jedoch an den Brüsten und speziell am Unterleib keinerlei Spuren sichtbar.“

Peter Groß plagte die Neugier: „Kaum bin ich im Urlaub, schon ist richtig was los, im Tal der, ach so romantischen Sieg. Und Armin? Was sagst du selbst zu diesem Fall?“

„Gestern vermutete ich bereits, dass keine Selbsttötung vorliegt. Außer einem umgefallenen Stuhl, fehlten alle üblichen Anzeichen vor Ort für einen Suizid. Der Notarzt, der von der Nachbarin gerufen wurde, gab ganz bewusst die Leiche nicht frei. Der untersuchende Rechtsmediziner deutete am Tatort ebenso an, dass hier Mord, zumindest Totschlag, vorliegt.“

Armin Schönfelder, der Besonnene, pflegte wieder seine Marotte, er rieb seine Brillengläser aus. Dabei sagte er mit leiser Stimme nachdenklich: „Das hatten wir an der Sieg und im gesamten Westerwald auch noch nicht, mit einem Kabel erdrosselt und anschließend, skrupellos am Kronleuchter im Wohnzimmer aufgehängt.“ Er stotterte weiter: „Seit dem Mittelalter gab es hier die irrwitzigsten Todesursachen. Brutal durchgeführte Metzeleien auf Reisende in

Postkutschen und bis ins siebzehnte Jahrhundert massenhafte Hexenverbrennungen. Die tödlichen Familientragödien der letzten fünf Jahre geschahen unter großem Einfluss von Rauschmitteln oder im Affekt. Aber so was? Mord an einer offensichtlich gutbürgerlichen Frau in einem gediegenen Wohngebiet und der Ehemann ist abgetaucht oder auf der Flucht.“

Er schloss kurz die Augen und teilte dann die Arbeit für den Kommissar ein:

„Peter, du kümmerst dich bitte um den Ehemann der Toten, den Waldemar Stanicki. Er ist gestern den ganzen Tag nicht aufgetaucht. Spätestens heute hätte er sich auf der Wache in Wissen melden müssen denn wir hatten Haustür und die hintere Tür zum Garten versiegelt. Er ist zumindest nicht unverdächtig. Bitte ermittle alles, was du über ihn erfahren kannst. Und wenn du die Chance bekommst ihn zu kontaktieren, bestelle ihn ohne langes Zögern hierher.“

„Welche Informationen liegen über den Gesuchten bis heute vor?“ Peter Groß wollte den gesamten Umfang der Vorarbeiteten kennenlernen.

„Bitte schau in den Bericht der Polizeiwache. Der liegt auf dem Faxgerät. Darin stehen alle Basisdaten, wie zum Beispiel Alter oder Geburtsort. Wir benötigen nun dringend alle sogenannten „Weiche Faktoren“, aus denen wir ein Täterprofil oder zumindest das Profil eines überaus Verdächtigen erstellen können.“

Nach einer Pause legte Armin Schönfelder nach: „Peter, bitte arbeite nicht zu auffällig doch äußerst gewissenhaft. Du ermittelst gegen eine stadtbekannte Person, die wir als verdächtigen Mörder ins Visier nehmen müssen.“

Peter Groß spürte, die überaus romantischen Urlaubserzählungen wird er, zu seinem großen Bedauern, eine Weile konservieren müssen.

Von der Forensik kamen am Nachmittag neue Ergebnisse: „Den Tatzeitpunkt können wir ziemlich genau auf die Nacht von Samstag auf Sonntag eingrenzen. Vermutlich, zwischen elf und ein Uhr am frühen Sonntag.

Die Hämatome an Kopf und Körper stammen von einem stumpfen Gegenstand. Das könnte auch ein Handballen oder eine Faust gewesen sein. Wir untersuchen das Opfer noch auf feinste Hautpartikel oder Fasern. Vielleicht erkennen wir noch tatrelevante DNA-Spuren.

Die Tote hatte den gesamten Tag wenig gegessen. Kaum feste Nahrung zu sich genommen, nur Gebäck, etwas Fisch und Reis. Dazu exotische Soßen und scharfe Gewürze. Drogen können wir ausschließen, dafür können wir zum Tatzeitpunkt einen Alkoholspiegel von Zweikommasieben Promille nachweisen. Ich wiederhole, Zweikommasieben! Sie war also heftig betrunken, genau genommen betäubt.“

„Lässt sich aus diesem hohen Alkoholpegel ableiten“, fragte Armin Schönfelder nach, „dass das Opfer den hinterhältigen Angriff gar nicht bemerkte?“

„Ja, das sehen wir so. Zumindest scheint sie überrascht worden zu sein. Eventuell zeigte sie beim Angriff keinerlei Reaktion. Der Alkohol nebelte ihre Sinne vollkommen ein, obwohl sie vermutlich eine geübte Trinkerin war.“

„Mich würde noch interessieren“, Armin Schönfelder sucht nach Hilfspunkten, „wie wurde der Mord begangen, also, müssen wir einen Links- oder Rechtshänder suchen? Stand der oder vielleicht sogar die Mörder so, dass wir bei der Spurensuche auf dem gesamten Areal intensiv auf besondere Fußstellungen achten sollten?“

„Wir können dazu überhaupt keine Aussage treffen. Es kann nicht nachvollzogen werden ob der Knoten im Kabel mehr mit rechts oder links gebunden wurde. Es sind ja keine Fingerabdrücke vorhanden“, war die ernüchternde Antwort, „auch kein spezieller Seemannsknoten wurde verwandt.

„Eine Frage ist immer noch nicht geklärt“, bohrte Armin Schönfelder weiter, „hatte die Tote vor der Ermordung Sex? Und wenn ja, sind Spermaspuren vorhanden?“

„Nein, nicht vor der Tat. Selbst in den letzten drei bis vier Tagen nicht.“

„Danke. Neben Geldproblemen und Depressionen ist Sex die dritte Ursache bei Suizid. Diese Motivlage ‚Nummer Drei‘ interessierte mich in diesem Fall sehr. Gerade weil wir ihren Ehemann nicht auffinden können. Nun kann ich mich anderen Vermutungen zuwenden.“

Aufschlussreicher wurde der Tag als Peter Groß zurückkam. Er berichtete über seine Recherchen:

„Waldemar Stanicki legte die Abiturprüfung in Wissen am Kopernikus-Gymnasium ab. Seine Schulfreunde nannten ihn Waldi. Nach dem Ableisten der Wehrpflicht bei der Bundeswehr begann er in Siegen das Studium der Architektur. Schloss es aber nicht ab. Nach drei Semestern wechselte er ins Medienwissenschaftliche Seminar.

Zum Start ins Berufsleben arbeitete er zunächst in der Abteilung Marketing, bei einem Westerwälder Hersteller von Fertighäusern. Koordinierte dort Werbung, Pressearbeit und Besichtigungstermine für die Musterhäuser. Dann trat er, protegiert durch persönliche Verbindungen, in die IHK Koblenz, Niederlassung Neuwied, ein.

In der Kreisstadt Siegburg versuchte er eine Abteilung für Basketball aufzubauen. Er erklärte laut und deutlich den Anspruch, Abteilungsleiter eines Ligaaufsteigers zu werden. Nach rund einem Jahr ohne Erfolg gab er diesen hochtrabenden Plan auf.

Während seines Studiums trat er den JUSOS bei. Er wollte in der SPD Karriere machen. Frustriert ob zu langatmiger Diskussionen, so wird berichtet, wechselte er nach fünf Jahren in die CDU. Dort wurden ihm als kleines Dankeschön für den Parteiwechsel, vordere Listenplätze für Stadtrat und Kreistag angeboten. Seit dieser Zeit sitzt er in verschiedenen Ausschüssen im Kreistag.

Die Mitgliedschaft im Kreistag nahm er von Beginn an überaus ernst. Es wurde mir berichtet, dass er, seit er dieses Amt begleitete, sogar finanziell korrekt handelte. So zeigten seine jährlichen Anträge zur Einkommenssteuer, dass er jede Rechnung mit Mehrwertsteuer bezahlte. Keine heimlichen Vergütungen mit Schwarzgeld fürs Heckenscheren. Auch keine Ausbesserungen am Haus, durch auswärtige, illegale Schwarzarbeiter. Alles legal.

Mit großer Begeisterung trat er, nach mehreren Kursen im Fach Rhetorik, in der Öffentlichkeit auf. Kaum eine Vereinsveranstaltung oder Jubiläumsfeier fand in den letzten Jahren ohne ausschweifende Laudatio von Waldemar Stanicki statt.

Seine Frau Evelyn, das Todesopfer, eine geborene Hannappeler, heiratete er in deren Geburtsort Rosbach. Evelyn Stanicki wurde Mitglied in mehreren Vereinen in Wissen, unter anderem im örtlichen Tennisclub. Bereits nach zwölf Ehejahren bauten sie gemeinsam das uns bekannte Unglückshaus, in Wissen, auf dem Alserberg.

Waldemar Stanicki war Einzelkind. Evelyn Stanicki hatte einen Bruder, eine Schwester und die wieder eine Tochter, die von der Nachbarin erwähnte Cousine Elisabeth.

Das Ehepaar selbst blieb kinderlos. Sie galten nach außen als normal-glücklich. Über Streitigkeiten wurde in der Öffentlichkeit nichts bekannt.“

„So, so, normal-glücklich, wo hast du diese Wortschöpfung aufgeschnappt?“ Armin Schönfelder unterbrach den Bericht. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„So sagt man wohl, wenn man nichts Genaues weiß und nach außen hin keine Auffälligkeiten vorliegen.“

„Dieses normal-glücklich sein, führte dann also in unserem Fall zum heimtückischen Mord an einem Ehepartner?“ mutmaßte Armin Schönfelder, um gleich wieder zu den Fakten zurück zu kehren:

„Dann, Peter, zur wichtigsten Frage: Wo hält sich unser Hauptverdächtiger, Waldemar Stanicki, zurzeit auf?“

Peter Groß schaute betreten. Die Urlaubsbräune wich aus seinem Gesicht:

„Ehrlich, ich hätte mir am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub auch einen besseren, einen erfolgreicheren Start gewünscht. Tatsächlich muss ich zugeben, ich konnte überhaupt keine Anhaltspunkte zu seinem aktuellen Aufenthalt ermitteln.“

Armin Schönfelder zuckte mit den Schultern, um dann nachzufragen: „Peter, nächstes Thema, konntest du in Erfahrung bringen ob die Cousine der Stanickis hier im näheren Umkreis lebt. Wir müssen diese noch über den Tod ihrer Tante Evelyn Stanicki informieren.“

Nach ein paar Sekunden sprach er noch einen Gedankengang aus: „Neben dem ethischen Ansatz, dass wir Verwandte schnellsten informieren müssen, Peter, steht in jedem Handbuch zur Suche nach Mördern eine wichtige Rubrik:

Geldgier innerhalb der Verwandtschaft kann zu einem geplanten Mord beitragen. Einige spezielle Fälle von raffgierigen Neffen oder Nichten in jüngster Vergangenheit, beweisen diesen Sachverhalt. Also auch deswegen müssen wir die Cousine baldigst sprechen.“

Verfluchte Glückskekse

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