Читать книгу Chancenmanagement in der Krise - Gerhard Seidel - Страница 22
h. Um Erster zu sein, reicht ein kleiner Vorsprung
ОглавлениеSinn und Zweck unserer Beratungen ist, dass wir den „Kümmerern“ in den Unternehmen dabei helfen zu erkennen, worauf es zukünftig ankommt. Mehr von der (vielleicht bedrohlichen) Zukunft zu wissen, zu sehen und zu haben als die Konkurrenz. Das ist das, was das Management für die strategische Planung auch benötigt. Je fundierter und umfassender Ihre Annahmen oder gar Ihr Wissen über die möglichen künftigen Entwicklungen sind, desto höher ist die Qualität Ihrer operativen und strategischen Entscheidungen. Das ist ein ganz entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber Ihren Mitbewerbern, vor allem in den mit Sicherheit bevorstehenden schwierigen Zeiten.
Um auf den Märkten besser zu sein als die Konkurrenz, braucht es oft nicht viel. Wie im Sport, wo der Tausend-Meter-Lauf nicht mit zehn Metern Vorsprung gewonnen wird, reicht es auch im wirtschaftlichen Konkurrenzkampf oftmals aus, nur die berühmte Brustbreite besser zu sein.
Der entscheidende Wettbewerbsvorteil kann z. B. deshalb gewonnen werden, weil man sich besser auf die kommenden schwierigen Zeiten vorbereitet hat als die Mitbewerber, schneller Chancen erkennt und diese nutzt. Vielleicht kann die Krise Ihrem Unternehmen sogar den entscheidenden qualitativen und quantitativen Wachstumsimpuls für die kommenden Jahre geben.
Wie werden sich die Kundenwünsche in einer Krise verändern und welchen zusätzlichen Nutzen wird sie verlangen? Welche Produkte und Dienstleistungen müssen wir „krisengerecht“ weiterentwickeln? Gibt es Anforderungen unserer Kunden, die wir in normalen Zeiten nicht erfüllen mussten? Werden wir in Krisenzeiten zu den Gewinnern oder zu den Verlierern zählen?
Die Antworten auf solche Fragen können uns helfen, Lösungen zu finden, bevor der Kundenwunsch überhaupt an uns herangetragen wurde. Dieser zeitliche Vorsprung, gepaart mit gut durchdachten Marketingstrategien in schwierigen Zeiten, das ist es, was hilft, besser zu sein als der Wettbewerb.
Josef Schumpeter, der österreichische Nationalökonom, sagte es kurz und eindeutig: Die wichtigste Aufgabe des Unternehmers besteht darin, (schneller als die Konkurrenz) die Gelegenheit zu erkennen und zu nutzen!
Eine Anekdote dazu: Zwei Wanderer gehen in den Wald, in dem es Bären geben soll. Einer der beiden zieht sich vorher Turnschuhe an – worüber der andere spottet: „Glaubst du, dass du damit schneller laufen kannst als der Bär?“ Die Antwort: „Nein, aber schneller als du!“
Das nennt man gute Vorbereitung!
Als wir neulich in einem Vortrag diese Geschichte erzählten, meinte eine Teilnehmerin: „Ich werde dafür sorgen, dass in meiner Firma ein Workshop abgehalten wird, damit wir herausfinden, was zu tun ist. Dann können wir alle die Turnschuhe anziehen und der Konkurrenz in der Krise davonlaufen!“
Offensichtlich hatte diese Anekdote (oder die Reaktion der Zuhörerin) die anderen sehr beeindruckt. Am Ende der Veranstaltung wurde ich mehrfach darauf angesprochen und ein weiterer Teilnehmer meinte: „Die Geschichte vom Bären, das war für mich das Beste von allem. Jetzt habe ich begriffen, worauf es ankommt. Ich muss ja nur besser sein als meine Konkurrenten, mehr nicht. Und soweit ich weiß, haben die sich auch noch nicht auf die mögliche Krise vorbereitet, geschweige denn notwendige Maßnahmen veranlasst und umgesetzt.“
Wer einmal den Prozess des krisenrelevanten Chancenmanagements in seinem Unternehmen erlebt hat und erstaunt zur Kenntnis nimmt, wie das Team mit Kreativität und Engagement arbeitet, der stellt sich vielleicht die Frage, warum es erst einer potenziellen Krise bedarf, um das Unternehmen zukunftssicher zu machen. Die Ergebnisse, die in solchen Workshops erzielt werden, sind erstaunlich. Aber noch bemerkenswerter ist, dass immer ein Ruck durch die Mannschaft geht und eine Aufbruchsstimmung entsteht, die in der Regel ausreicht, um die kommenden Aufgaben zu bewältigen.