Читать книгу Medienerziehung und Medienbildung in der Grundschule - Gerhard Tulodziecki - Страница 10

1.2 Grundformen der Mediennutzung und Nutzungsbereiche

Оглавление

An dem obigen Beispiel werden verschiedene Formen der Mediennutzung von Kindern erkennbar. Als grundlegende Formen der Mediennutzung lassen sich zunächst die Rezeption und die Produktion unterscheiden. Eine rezeptive Nutzung ist dadurch gekennzeichnet, dass Kinder mediale Botschaften bewusst wahrnehmen – etwa wenn Paul Videos anschaut, Podcasts oder CDs hört, sich für die Sportnachrichten in der Zeitung interessiert oder in einem Kinderbuch liest. Eine produktive Mediennutzung liegt vor, wenn Kinder sich selbst in medialer Form äußern – etwa wenn sie Fotos oder Videos aufnehmen oder in der Schule Aufsätze schreiben. Streng genommen stellen auch schon eigene WhatsApp-Nachrichten in einem Chat oder die Auswahl einer Internetseite im Rahmen einer Recherche eine selbsttätige Aktion in medialer Form dar. Allerdings werden die letztgenannten Formen häufig nicht der produktiven Mediennutzung zugeordnet, sondern eher als interaktive Mediennutzung bezeichnet. Dabei kann die Interaktion auf den personalen Austausch (wie beim WhatsApp-Chat) oder auf ein Informatiksystem (wie bei der Internetrecherche) bezogen sein. Dementsprechend kann man auch von interaktiv-austauschbezogenen oder interaktiv-eingreifenden Nutzungsformen sprechen. Interaktiv-austauschbezogene Formen liegen – außer beim WhatsApp-Chat – beim Telefonieren mit oder ohne Video oder beim Agieren in sozialen Netzwerken (social networks) vor. Als interaktiv-eingreifende Nutzung ist z. B. für Paul und viele andere Kinder das computerbasierte Spiel bedeutsam. Daneben kann man noch interaktiv-partizipative Formen (etwa das Agieren in Blogs oder Wikis) und interaktiv-steuerungsorientierte Nutzungsformen (etwa bei smart home-Entwicklungen) nennen, die allerdings für Kinder bisher weniger wichtig sind. Insgesamt kommen die genannten Grundformen – Rezeption, Produktion und Interaktion mit ihren Varianten – in verschiedenen Nutzungsbereichen zur Geltung.

Im eingangs skizzierten Tagesablauf von Paul dient die Medienverwendung beispielsweise dazu, eine angenehme Stimmung zu erzeugen (z. B. durch Musik im Hintergrund), sich zu unterhalten (z. B. durch das Anschauen eines Videos), zu spielen (z. B. durch Nutzung eines Konsolenspiels), sich zu informieren (z. B. bei Internetrecherchen), etwas zu lernen (z. B. bei der Bearbeitung eines Übungsprogramms), mit anderen zu kommunizieren (z. B. durch WhatsApp-Nachrichten) oder sich selbst oder etwas anderes darzustellen (z. B. durch ein Foto von einer Aktion auf dem Spiel- oder Bolzplatz). Darüber hinaus können schon Kinder erfahren, dass sich Medien zur Analyse, zur Simulation, zur Inanspruchnahme von Dienstleistungen sowie zur Steuerung und Kontrolle verwenden lassen. Beispiele dafür sind: die Aufzeichnung eines Rollenspiels mit anschließender Analyse des praktizierten Kommunikationsverhaltens, die Nutzung eines Spiels, in dem die Besiedlung eines Gebietes simuliert wird, der Verkauf von nicht mehr benötigtem Spielzeug mithilfe der Eltern über eine Verkaufsplattform, die Steuerung der Heizung und die Kontrolle des Bewegungsverhaltens mithilfe eines Smartphones. Dabei können sich die Nutzungsbereiche überschneiden. Beispielsweise mag das abendliche Konsolenspiel von Paul neben dem Spielen auch der Unterhaltung (im Sinne der Vermeidung von Langeweile) und der Information darüber dienen, welche Spiele zurzeit bei den Freunden »in« sind.

Für alle Nutzungsbereiche haben sich die Möglichkeiten durch die zunehmende Durchdringung des Alltags mit Medien erheblich erweitert. Dabei stellt die Medienlandschaft den allgemeinen Raum für die Mediennutzung dar. Deshalb liegt ein kurzer Blick auf Merkmale des Medienangebots bzw. auf die Medienlandschaft nahe.

Medienerziehung und Medienbildung in der Grundschule

Подняться наверх