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Die Kirchen im Bedeutungsschwund

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Was die Verkündung von richtungsweisenden Direktiven aus kirchenpolitischer Perspektive anbetrifft, wird man den konfessionellen Großkirchen wahrscheinlich sogar bescheinigen können, was sie eigentlich wirklich das Fürchten lehren sollte; nämlich dass sie durch ungeschicktes Agieren in diesen Zusammenhängen ihre eigene Marginalisierung vorantreiben. Diese wird auch dadurch befördert, dass es solche Direktiven verhindern, wesentliche Aspekte zur Geltung zu bringen, die die Konfessionsunterschiede anschaulich werden lassen könnten.

Zu Beginn des Festjahres zum Reformationsjubiläum wurde der Ratsvorsitzende der EKD in den Tagesthemen zu Luther und zur Reformation befragt. Nicht an einer Stelle wurde deutlich, was mit der Reformation Neues entstanden ist. Stattdessen kam etwa auf die Frage, welche Thesen Luther heute veröffentlichen würde, die Antwort, dass er wohl die Liebe ins Zentrum stellen würde. Es war die Rede von Empathie, von Flüchtlingen und wie viele ehrenamtliche Protestanten sich hier engagiert hätten. Das alles ist im höchsten Maße löblich, hat aber mit einem spezifisch evangelischen Profil nichts zu tun. Zu Recht lautet die Frage: Wenn sich die Frage nach einem protestantischen Profil damals und heute in solchen Allgemeinplätzen erschöpft, wozu brauchen wir den Protestantismus dann überhaupt noch? Was ist der spezifische Beitrag dieser Konfession innerhalb der religiösen Landschaft in unserem Land und in unserem Kulturkreis?

Die Kirchen leiden in unseren Tagen unter dem Schwund ihrer Bedeutung. Die Menschen wollen weder ein Votum von selbsternannten gesellschaftlichen Wächtern noch ein wie auch immer näher zu verstehendes transzendentes Engagement, sondern sie wollen, dass die großen Konfessionskirchen soziale Verantwortung übernehmen. Die Kirchen sollen nicht am Transzendenten haften, sondern sie sollen im Sozialen Flagge zeigen: der erwähnte Kindergartenplatz, der Platz im Seniorenheim, das scheint wichtig; sich in der Nachbarschaftshilfe einbringen, die Jugend von der Straße holen, für Seniorinnen und Senioren Ausflüge organisieren. Angelegenheiten des Transzendenten, Fragen nach Sinn und anderes mehr sind heute – wie kaum jemals zuvor – in die Zuständigkeit der oder des Einzelnen gestellt. Glaube ist Privatsache, eine Angelegenheit der Privat-, wenn nicht gar der Intimsphäre. Wir werden darauf noch näher zu sprechen kommen.

Auch was die Marginalisierung betrifft, befinden sich die Kirchen in einem Dilemma. Für nicht wenige Menschen ist letztlich nicht recht einzusehen, warum es die Konfessionskirchen immer noch gibt. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass diese es offensichtlich nicht vermögen, ihre Wesensunterschiede so zur Darstellung zu bringen, dass das jeweilige Eigenrecht der Konfessionen ihren Kritikerinnen und Kritikern einleuchtet. So werden – wie bereits angesprochen – immer wieder Forderungen nach so etwas wie einer Fusion laut, was immer man sich darunter dann konkret vorzustellen haben mag. Dadurch könne nicht nur Geld gespart werden, sondern es ließen sich auch eine Reihe von Synergieeffekten erzielen, die die komplexe Angebotsstruktur der Kirche für die Gesellschaft vereinfachen würde und damit den Dienst der Kirche an der Gesellschaft befördern könnte. Wir kamen darauf zu sprechen, wie unsinnig solche Mutmaßungen sind, und wir werden dafür im Folgenden weiteren Gründen begegnen.

Ökumene um jeden Preis?

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