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Was ist schief gelaufen?

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Ursprünglich war die Welt »gut«, sogar »sehr gut« (1. Mose 1,10.31). Dann wurde durch den Sündenfall des ersten Menschenpaares vieles zerstört. Das Abbild Gottes wurde verzerrt. Zwischen Mann und Frau, Mensch und Mitmensch, Gärtner und Garten und vor allem zwischen Menschen und Gott bestand jetzt ein Zustand des ständigen Kampfes. Langsam verschlechterte sich die Lage, bis Gott beschloss, durch die Sintflut einen neuen Anfang zu machen. Aber auch das ging nicht lange gut und Gott verwirrte die Sprachen der Menschen, so dass diese in die weite Welt zerstreut wurden (»Babel-Geschichte« – 1. Mose 11).

Sollen wir diese Geschichten alle als historische Berichte lesen? Für manche Ausleger ist nichts wichtiger, als darauf zu bestehen, dass diese Texte wortwörtlich weitergeben, was damals geschah. Andere meinen, es gehe nur um die Bedeutung der Geschichte. Der Text wird dann als eine Erzählung verstanden, deren Geschichtlichkeit nicht wichtig ist. Oft wird behauptet, die Tierwelt führe schon seit Milliarden von Jahren einen Überlebenskampf. Es könne also kaum sein, dass alle im Garten friedlich zusammengelebt hätten, ehe die Menschen von der verbotenen Frucht aßen. Diese Ausleger behaupten, dass die ersten elf Kapitel der Bibel eher als Bildersprache und mythologische »Erklärungsgeschichten« verstanden werden sollten. Die Wahrheiten, die sie vermittelten, seien nicht so sehr »geschichtliche Tatsachen« als vielmehr Hinweise darauf, wie wir das Schicksal der Welt verstehen sollen.

Ist also die Geschichtlichkeit oder die Bedeutung wichtig? Beides! Irgendwie ist die Welt anders geworden, als Gott ursprünglich geplant hatte. Etwas ist im Lauf der Geschichte geschehen, was den Unterschied ausmachte. 1. Mose 3 erklärt, wie das geschehen ist. Aber das Ziel dieses Berichts ist, dass wir die Lektionen der Geschichte lernen und nicht nur an der Frage der Historizität hängen bleiben. Die Geschichten sind nicht erfunden, sondern Tatsachenberichte. Doch sie sind noch mehr als das: Sie erklären, wie die Welt so geworden ist, wie sie ist. Und sie geben uns Hinweise darauf, wie auch wir selbst manchmal von Gottes guten Absichten und Zielen abweichen.

An einigen Bibelstellen können wir sehen, dass die Versuchung aus dem Garten immer wiederkehrt, sogar oft mit drei ähnlichen Elementen. Eva stellte fest, dass es

1. köstlich wäre, von dem Baum zu essen,

2. dass der Baum eine Augenweide war und

3. dazu verlockte, klug zu werden (1. Mose 3,6; Einheitsübersetzung). Spätere Stellen zeigen, dass Israel in der Wüste ähnlichen Versuchungen ausgesetzt war und sie oft nicht bestand. Auch wir werden, parallel dazu, vor allem gewarnt, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das Prahlen mit dem Besitz (1. Johannes 2,16; Einheitsübersetzung). Die Versuchung von Jesus in der Wüste zeigt ebenfalls Parallelen: Er wurde versucht, aus Steinen Brot zu machen, Gott auf die Probe zu stellen und durch einen Schritt des Ungehorsams gegen Gott alle Reiche der Welt zu erlangen (Matthäus 4,1–11). So schreibt der Verfasser des Hebräerbriefes: [Jesus] wurde ja genau wie wir auf die Probe gestellt – aber er blieb ohne Sünde (Hebräer 4,15). Jesus wurde genauso versucht wie Adam und Eva, wie das Volk Gottes im Alten Testament und wie die Gläubigen im Neuen Testament.

Es ist wichtig, dass wir aus der Geschichte des Sündenfalls lernen, was dieses Ereignis uns über Gott und seine Welt lehrt (und was nicht).

• Gott schuf eine gute Welt, aber diese Welt blieb nicht gut. Es gibt zwar noch viel Gutes, aber auch Böses und Zerstörendes, das die Güte Gottes blockiert.

• Wir wurden beauftragt, Verwalter Gottes zu sein, Miterschaffende und Mitgestaltende der Geschichte. Diese Texte lehren uns, warum das notwendig ist, und auch, warum es so schwierig ist: Es ist notwendig, weil auf dieser Erde nicht alles im Einklang mit dem Willen Gottes geschieht. Und es ist schwierig, weil auch wir damit zu kämpfen haben, nach seinem Willen zu leben.

• Die Versuchung, den Willen Gottes zu missachten, kam von außerhalb des Menschen. In 1. Mose 3 ist die Rede von einer Schlange. An anderen Stellen lesen wir von einem Drachen, dem Teufel, von Satan dem Ankläger (zum Beispiel Offenbarung 12,8–10). In der Bibel wird deutlich: Die Menschen werden nicht nur von innen, von ihren eigenen Gedanken geleitet. Gott versucht, uns zu führen – ein übernatürlicher Gegner Gottes versucht dasselbe.

• Sünde hat Auswirkungen – gravierende Auswirkungen. Aber es ist nicht alles zu Ende, wenn Menschen den Plan Gottes über den Haufen werfen. Gott ist ein treuer Gott und er baut Brücken für den Weg zurück. Niemals hört er auf, Menschen einzuladen, auf den richtigen Weg zurück zu finden.

Das sogenannte Alte Testament

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