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MEDITATION ÜBER DAS AUSTAUSCHEN VOM SELBST MIT ANDEREN

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Die vielen Gefahren der Selbst-Wertschätzung und die vielen Vorteile, andere zu schätzen, werden hauptsächlich deshalb erklärt, weil wir durch das wiederholte und sorgfältige Nachdenken über diese Punkte fähig sein werden, das Selbst mit anderen auszutauschen. Das Austauschen vom Selbst mit anderen bedeutet nicht, dass wir jemand anders und die anderen wir selbst werden. Was wir austauschen, ist das Objekt unserer Wertschätzung. Gegenwärtig sind wir selbst das Objekt unseres Geistes der Selbst-Wertschätzung, doch wenn wir das Selbst mit anderen austauschen, werden andere Wesen das Objekt unserer Wertschätzung sein.

Wir müssen das Selbst mit anderen austauschen, weil die Selbst-Wertschätzung die Wurzel aller unserer Probleme ist, während die Geisteshaltung, die andere schätzt, die Quelle alles Guten ist. Durch diese Praxis werden wir vorübergehendes und endgültiges Glück finden. Im Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas sagt Shantideva:

Die Kindischen arbeiten nur für sich selbst,

Während die Buddhas nur für andere arbeiten –

Schau bloß auf den Unterschied zwischen ihnen!

Die «Kindischen» bezieht sich hier auf gewöhnliche Wesen, die durch Eigeninteresse motiviert, nichts außer Leiden erreichen, während die Buddhas, die ständig für andere arbeiten, Buddhaschaft erlangt haben und völlig frei von Leiden sind. Diesen Unterschied erkennend, sollten wir beschließen, andere Wesen mehr als uns selbst zu schätzen, weil es notwendig ist, dass wir Erleuchtung erlangen.

Wir sollten uns nicht dadurch entmutigen lassen, dass wir denken, das Austauschen vom Selbst mit anderen sei zu schwierig für uns. Shantideva sagt im Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas, dass selbst extrem schwierige Dinge, wie das Wertschätzen unseres erbittertsten Feindes, durch die Kraft der Vertrautheit leicht werden. Deshalb werden wir durch aufrichtige und geduldige Praxis mit Sicherheit schließlich das Selbst mit anderen austauschen können.

Der Körper, den wir jetzt so schätzen, gehört uns eigentlich überhaupt nicht, sondern entstand aus einer Mischung aus dem Sperma unseres Vaters und der Eizelle unserer Mutter. Wir betrachten ihn aber trotzdem als unseren Körper, weil wir so vertraut mit ihm sind. Genauso wie wir uns daran gewöhnt haben, diesen Körper als unseren eigenen zu schätzen, obwohl er in Wirklichkeit unseren Eltern gehört, so können wir auch andere Wesen als unser Objekt der Wertschätzung nehmen. Allmählich können wir dann mit dieser Vorstellung vertraut werden, bis es für uns durch die Kraft völliger Vertrautheit leicht wird, andere statt uns selbst zu schätzen.

Wir können meinen eigenen Fall als Beispiel nehmen. Als ich ein acht Jahre alter Novizenmönch war, schätzte ich den Körper des Novizenmönches. Als ich im Alter von einundzwanzig Jahren ein voll ordinierter Mönch wurde, schätzte ich den Körper eines jungen voll ordinierten Mönches. Wenn ich achtzig Jahre alt sein werde, werde ich den Körper eines alten voll ordinierten Mönches schätzen. Wir meinen, dass der beobachtete Körper der gleiche bleibt, doch das tut er nicht. Als ich ein Mönch wurde, verschwand der Körper des Laienjungen. Jahr für Jahr ändert sich das Objekt der Wertschätzung, und weil sich das Objekt ändert, ändert sich auch der Gedanke «ich». Die Person des letzten Jahres beispielsweise ist jetzt völlig verschwunden. Da sich das Objekt unserer Wertschätzung ganz natürlich auf diese Weise ändert, gibt es keinen Grund, warum wir nicht das Objekt unserer Wertschätzung gegen andere Lebewesen austauschen können. Die Entwicklung eines Geistes, der andere schätzt, hängt von Bemühen, Vertrautheit und Übung ab.

Durch das Überdenken dieser Punkte sollten wir den festen Entschluss fassen, nur andere fühlende Wesen zu schätzen und dann so lange wie möglich mit einsgerichteter Konzentration darüber meditieren.

Es ist besser, damit zu beginnen, unsere Freunde und Verwandten zu schätzen, und unsere Wertschätzung dann allmählich zu erweitern, bis alle Lebewesen einbezogen sind. Das wird nicht so schnell möglich sein, aber mit Beharrlichkeit werden wir Erfolg haben. Wir sollten dieses Gefühl der Wertschätzung für andere während der Meditationspause bewahren und es zusammen mit all unseren täglichen Handlungen praktizieren. Der Maßstab dafür, das Austauschen vom Selbst mit anderen realisiert zu haben, ist, in jeder Situation andere Wesen mehr als uns selbst zu schätzen.

Es ist sehr wichtig, alle Buddhas, Bodhisattvas und anderen heiligen Wesen zu bitten, uns ihre Segnungen für das Erlangen der Realisation des Austauschens vom Selbst mit anderen zu gewähren. Dazu können wir das folgende Gebet aus Darbringung an den Spirituellen Meister rezitieren:

Da meine Selbst-Wertschätzung das Tor zu allen Fehlern

Und die Wertschätzung der Mutterwesen die Grundlage aller guten Qualitäten ist,

Erbitte ich Deine Segnungen, um den Yoga des Austauschens vom Selbst mit anderen

Zu meiner wesentlichsten Praxis zu machen.

Allumfassendes Mitgefühl

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