Читать книгу Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 19
ОглавлениеWIE WIR ZUNEIGUNGSVOLLE LIEBE ÜBEN
Um die Verwirklichung zuneigungsvoller Liebe, die alle Lebewesen betrachtet, in unserem Geist zu erzeugen, denken wir über Folgendes nach:
Im Allgemeinen ist Höchstes Yoga Tantra als der schnelle Pfad zur Erleuchtung bekannt. Doch in den Sutras wird erklärt, dass der spontane Geist des Mitgefühls, der alle Lebewesen betrachtet, der schnelle Pfad ist. Haben wir diesen Geist, dann werden wir aufgrund seiner Kraft nicht einen Augenblick verschwenden, sondern jeden Moment, Tag und Nacht, der Erlangung der Erleuchtung näher kommen. Mit solch einem Geist des Mitgefühls werden wir wie der Kadampa Geshe Chekhawa sein. Denn selbst wenn wir uns wünschen würden, in unserem nächsten Leben in die Höllenbereiche zu gehen, würden wir durch die Kraft unseres reinen Karmas und unseres reinen Geistes mit Sicherheit in Buddhas Reinem Land geboren. Wir sollten denken:
Alle früheren Buddhas erlangten den Zustand der Erleuchtung in Abhängigkeit davon, Mitgefühl für alle Lebewesen zu verwirklichen. Bei allen zukünftigen Buddhas wird es ebenso sein.
Dieses gegenwärtige menschliche Leben zu erhalten, dient hauptsächlich dem Ziel, Erleuchtung zu erlangen. Deshalb muss ich Erleuchtung, Buddhaschaft, erlangen.
Wir erzeugen entschlossen diesen Gedanken und überlegen dann:
Obwohl das Erlangen der Erleuchtung davon abhängt, die Verwirklichung des Mitgefühls zu entwickeln, ist dies nicht möglich ohne ein Objekt des Mitgefühls. Nur Lebewesen können als dieses Objekt dienen.
Deshalb sind für mich alle Lebewesen meine spirituellen Meister, die mich zum Mahayanapfad führen, indem sie Objekte meines Mitgefühls sind.
Außerdem sind sie alle meine gütigen Mütter aus früheren Leben.
Indem wir all dies verstehen und darüber nachdenken, erzeugen wir aus tiefstem Herzen einen Geist, der allen Lebewesen gegenüber das gleiche Gefühl großer Nähe, Wärme und Freude spürt. Das ist zuneigungsvolle Liebe für alle Lebewesen. Wir wandeln unseren Geist in diese zuneigungsvolle Liebe um und meditieren fortwährend darüber, bis wir einen Geist entwickeln, der sich spontan allen Lebewesen gegenüber gleichermaßen sehr nah fühlt, warmherzig und freundlich. Entwickeln wir diese zuneigungsvolle Liebe, dann ist unser Geist von reiner Liebe für alle Lebewesen durchtränkt und hierdurch wird unser Geist friedvoll und ausgeglichen, frei von Wut und Anhaftung. Deshalb wird diese zuneigungsvolle Liebe auch «Gleichmut» genannt.
Ist in unserem Bewusstsein der Boden des Gleichmuts vorhanden – die zuneigungsvolle Liebe, die alle Lebewesen betrachtet –, dann ist es sehr leicht, die verbleibenden Verwirklichungen der wertschätzenden Liebe, des großen Mitgefühls und des Bodhichitta zu entwickeln. Im Buch Moderner Buddhismus und anderen Lamrim Texten wird ausführlich erklärt, wie wir uns in wertschätzender Liebe, großem Mitgefühl und Bodhichitta schulen.
Kurz gesagt sind Lamrim und Lojong zusammen mit der Erzeugungsstufe die Vorbereitungen für Mahamudra. Die eigentliche Hauptpraxis des Mahamudra ist eine Vollendungsstufenpraxis. Das wirkliche Mahamudra ist eine höhere Verwirklichung der Vollendungsstufe, die Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit, sinnklares Licht.
Es gibt zwei Arten, Lamrim und Lojong als Vorbereitungen für Mahamudra zu üben, eine ausführliche und eine zusammengefasste. Die ausführliche Praxis wird, wie oben erwähnt, entsprechend den großen Lamrim und Lojong Texten geübt.
Wir machen die zusammengefasste Praxis entsprechend dem Gebet der Stufen des Pfades oder den Gebeten, in denen wir in Darbringung an den spirituellen Meister um die Segnungen der Stufen des Pfades bitten, oder mit dem Bittgebet der Stufen des Pfades von Sutra und Tantra in Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes gemäß Höchstem Yoga Tantra: Der Guru Yoga von Je Tsongkhapa als eine vorbereitende Übung für Mahamudra.
Wir richten diese Bitten während der analytischen Meditation über Lamrim, Lojong, Erzeugungsstufe und Vollendungsstufe. Wir können zum Beispiel anhand des Verses in Darbringung an den spirituellen Meister verstehen, wie man Bodhichitta in einer Kurzfassung übt:
Zum Wohle aller fühlenden Mutterwesen
Werde ich die Guru-Gottheit werden
Und dann alle fühlenden Wesen
Zum erhabenen Zustand der Guru-Gottheit führen.
In dieser Weise erzeugen wir Bodhichitta gemäß Höchstem Yoga Tantra. In der Zeile «Werde ich die Guru-Gottheit werden» ist die Guru-Gottheit unsere persönliche Guru-Gottheit. Die Guru-Gottheit moderner Kadampa Praktizierender ist Guru Heruka, da ihre Hauptpraxis des Höchsten Yoga Tantra die Praxis von Heruka Vater und Mutter ist. Indem wir über die Bedeutung des oben genannten Verses nachdenken, sollten wir den Geist des Bodhichitta gemäß Höchstem Yoga Tantra erzeugen und darüber meditieren.