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Hitlers amerikanischer Neffe

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Er bewahrte das Geheimnis seiner wahren Identität bis zu seinem Tod. Keiner seiner Nachbarn in Patchogue, Long Island, hatte eine Ahnung, dass William Stuart Houston als William Hitler geboren worden oder dass sein Onkel Adolf Hitler gewesen war.

Die Wahrheit über Williams Verwandtschaftsverhältnisse wurde erst 1987, lange nach seinem Tod, öffentlich bekannt. Doch nach wie vor bleiben zahlreiche Fragen offen, die auch seine Söhne, von denen drei noch leben und in Amerika wohnen, nicht beantworten können. Williams Geschichte beginnt in Liverpool zur Zeit Georgs V. Adolf Hitlers Halbbruder Alois war 1911 dort hingezogen und hatte seine irischstämmige Geliebte Bridgit Dowling geheiratet, die schon bald darauf mit dem kleinen William schwanger wurde. Die Nachbarn nannten ihn Paddy Hitler.

1914 verließ Alois seine Frau und seinen Sohn und kehrte nach Deutschland zurück. Zehn Jahre sollten vergehen, bevor er wieder mit Bridgit in Kontakt trat und sie bat, William zu erlauben, nach Deutschland zu kommen. 1929 reiste der Junge für kurze Zeit nach Deutschland, um seinen Vater zu besuchen, bevor er dann vier Jahre später noch einmal für längere Zeit zurückkehrte in der Hoffnung, von der Verbindung zu seinem Onkel, dem damaligen Reichskanzler, zu profitieren.

Adolf Hitler besorgte ihm eine Anstellung in einer Bank und wenig später in der Automobilherstellung, eine Tätigkeit, die William abgrundtief hasste. Immer wieder drängte er seinen Onkel, ihm eine bessere Stelle zu besorgen, doch Hitler weigerte sich, seinem Neffen weiter zu helfen. Tatsächlich wurde William sogar auf Befehl seines Onkels gekündigt. Man beschuldigte ihn, heimlich Autos zu verkaufen und den Erlös in die eigene Tasche zu stecken.

William begegnete Hitler auch weiterhin von Zeit zu Zeit, doch dieser gab sich nicht länger als der freundliche Onkel. »Ich werde nie das letzte Mal vergessen, als er nach mir geschickt hat«, schrieb William. »Als ich eintrat, war er außer sich vor Wut. Er lief auf und ab und schlug immer wieder mit einer Reitpeitsche in die Luft … er warf mir Beleidigungen an den Kopf und brüllte mich an, als würde er eine politische Rede halten. Seine rachsüchtige Brutalität an diesem Tag ließ mich wahrlich um meine körperliche Unversehrtheit bangen.«

William erkannte, dass es an der Zeit war, Deutschland zu verlassen. Im Februar 1939 bestieg er ein Schiff in die Vereinigten Staaten. Bei Kriegsausbruch tourte er durch die USA und denunzierte seinen Onkel auf zahlreichen Vorträgen für dessen extravaganten Lebensstil. »Er liebt den Prunk«, berichtete er seinem Publikum, »und umgibt sich mit einem Luxus, der den eines jeden Kaisers noch übertrifft. Um seine neue Reichskanzlei in Berlin auszustatten, wurde jedes einzelne Museum in Deutschland um unbezahlbare Teppiche, Wandteppiche und Gemälde erleichtert.«

Als die USA in den Krieg einstiegen, schrieb William an Präsident Roosevelt und bat ihn um die Erlaubnis, der US Army beitreten zu dürfen. Der Brief wurde ans FBI weitergeleitet, das ihm schließlich die Erlaubnis erteilte. Wie eine Zeitung berichtet, soll sein Musterungsoffizier ihn mit den Worten begrüßt haben: »Schön, Sie zu sehen, Hitler. Mein Name ist Hess.«

Nach Kriegsende eröffnete William ein Labor, das im Auftrag von Krankenhäusern Blutproben analysierte. Als die Nürnberger Prozesse begannen, bemühte er sich, jegliche Verbindungen zu seiner Hitler-Vergangenheit zu eliminieren. Er änderte seinen Namen in William Stuart Houston und lebte mit seiner Frau, mit der er vier Söhne hatte, in Long Island.

William starb 1987 und wurde anonym im selben Grab beerdigt, in dem auch seine Mutter liegt. Und hier hätte die Geschichte enden können, hätte nicht der amerikanische Journalist David Gardner angefangen über die Hitlers zu recherchieren. Er stieß auf die bizarre Geschichte von William Hitler und stellte fest, dass einige Mitglieder der Familie noch am Leben waren und in Amerika wohnten.

Die Familie besteht darauf, dass William seinen Onkel bis an sein Lebensende gehasst hat, und verweist stolz auf seinen Kriegseinsatz gegen das nationalsozialistische Deutschland.

Und doch bleiben offene Fragen: Warum hat William Hitler ausgerechnet Stuart Houston als neuen Namen gewählt, dessen Ähnlichkeit zu Hitlers Lieblingsautor, dem antisemitischen Houston Stewart Chamberlain, nicht zu übersehen ist? Und warum hat er seinen ältesten Sohn Alexander mit zweitem Namen Adolf genannt?

Vom Mann, der mit zwei Flaschen Whiskey den Untergang der Titanic überlebte

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