Читать книгу Urlaub ohne Grenzen - Heiß und nass | Erotischer Roman - Ginger Hart - Страница 3

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1.

Klaus Harser war wohl das, was man ein Arbeitstier nannte. Die letzten drei Monate war er nie unter zehn Stunden Arbeit heimgekommen. Ein Großkunde hatte seine EDV umstellen müssen und da er halt, wie der Chef gemeint hatte, einsatzbereit und penibel arbeitete, hatte er rangemusst. Mit An- und Abreise waren es im günstigsten Fall dann mal zehn, meist aber dreizehn bis fünfzehn Stunden gewesen. Das war auch der Grund gewesen, weshalb er sich entschlossen hatte, diesen Urlaub zu buchen. Es war Mitte September, die beste Zeit also, um noch zwei Wochen in der Türkei zu entspannen. Nach einigen Recherchen im Internet, die, wie er fand, auch teilweise amüsant gewesen waren, war er auf dieses Hotel gestoßen. In der Beschreibung hatte gestanden, dass es sich um ein ruhiges Hotel handeln würde und in vielen der Kommentare auf diesen Reiseseiten hatte man sich beschwert, dass es zu abgelegen und abends nicht los wäre. Also genau das, was er suchte. Dementsprechend hatte er es einfach gebucht und zwei Wochen all-inclusive für fünfhundert Euro als Alleinreisender waren wirklich ein Schnäppchen.

Sicher, die Flugzeiten waren suboptimal gewesen, er war heute Morgen erst um fünf Uhr im Bett gewesen, weil es sich um einen Nachtflug gehandelt hatte, und dementsprechend noch müde, schließlich war es schon fast Nachmittag. Er merkte auch, wie er immer wieder einnickte. Aber was sollte es, es war ja sein Urlaub. Einige der angebotenen Leistungen wurden wohl nicht mehr angeboten, wie sich bereits herausgestellt hatte, aber das störte ihn nicht. So hatte er bei einem Ehepaar mit Kleinkind mitbekommen, dass es wohl keine Kinderbetreuung mehr gab. Es ging eben auf das Ende der Saison zu und anscheinend war dem Hotelier dann eingefallen, das Personal bereits teilweise zu entlassen. Aber das war für Klaus irrelevant. Das Frühstück und Mittagessen waren schon mal sehr gut gewesen, das Zimmer war sauber und er hatte einen schönen Blick auf das Meer. Er war also zunächst mit allem zufrieden. Auch der Kaffee war schmackhaft. Das Publikum schien bunt gemischt.

Er seufzte einmal wohlig und widmete sich wieder seinem Buch. Er kam viel zu selten zum Lesen, das wusste er. Umso mehr genoss er es, einfach mal den neuesten Roman seines Lieblingsautors zu lesen. Er war so vertieft in die Lektüre, dass er die beiden Frauen zunächst gar nicht bemerkte.

»Entschuldigen Sie«, hörte er plötzlich eine weibliche Stimme und schaute über den Buchrand hinweg. Er sah zwei junge Damen, nicht älter als fünfundzwanzig, beide in einem sehr knappen Bikini. Man konnte bei beiden sehen, dass ihre Scham rasiert war, denn es war zu wenig Stoff an den Höschen, als dass man etwaig vorhandene Haare übersehen konnte.

»Ja? Was kann ich für Sie tun?«, entgegnete Klaus.

»Sind die beiden Liegen noch frei?«, fragte die eine. Klaus hatte seine Tasche auf die Nachbarliege gestellt, da der Steinboden hier am Pool teilweise feucht war und er seine Sachen nicht durchnässt haben wollte.

»Ja, ich kann meine Tasche auch auf die andere Seite stellen, wenn Sie da liegen möchten«, sagte Klaus und griff danach.

»Danke, sehr nett. Wir sind übrigens Yvonne und Melanie.« Bei letzterem Namen deutete die Sprecherin auf sich. Klaus erhob sich, reichte beiden die Hand und stellte sich vor.

»Sind Sie schon lange hier?«, fragte Yvonne.

»Nein, erst heute Nacht angekommen. Deswegen sehe ich wohl auch noch etwas mitgenommen aus«, grinste Klaus. »Drei Stunden Schlaf reichen einem alten Mann eben nicht mehr«, ergänzte er und lächelte freundlich.

»Da sind wir schon etwas länger hier, das ist unser dritter Tag. Aber das Hotel ist anscheinend nicht so der Hit. Hier ist abends ja tote Hose«, sagte Melanie.

»Das steht allerdings so in der Hotelbeschreibung und in den Kommentaren. Aber ich kann Sie verstehen, die Jugend von heute braucht Action«, meinte Klaus, setzte sich wieder und zündete sich eine Zigarette an. Ihm entging nicht, dass Yvonne leicht den Mund verzog, aber es störte ihn nicht weiter. Sie wollten ja dort liegen. Und er wollte seinen Urlaub genießen, inklusive der Zigaretten. »Von daher ist es für mich genau das richtige Hotel, ich hatte die letzten Monate nur Stress und will einfach mal ausspannen und relaxen«, fuhr er fort.

»Sind Sie denn heute Abend auch bei dem türkischen Folkloreabend dabei, den sie hier anbieten?«, hakte Yvonne nach.

»Ich weiß es noch nicht. Prinzipiell gern, aber da ich die letzte Nacht kaum geschlafen habe und auch jetzt immer wieder einnicke, kann es passieren, dass ich dann bereits in Schlummerland bin. Ich hoffe nur, ich habe heute Nacht nicht wieder ungebetenen Besuch und muss dann meine sadistische Ader ausleben.«

»Wie, ungebetenen Besuch? Kamst du in dein Zimmer und da war eine andere Person?«, fragte Yvonne interessiert und ging damit zum Du über.

»Nein, keine Person. Aber nachdem ich vorhin schnell den Koffer ausgepackt hatte und im Bett lag, kaum war das Licht aus, da hörte ich das Zirpen einer Grille. Als ich dann das Licht wieder einschaltete, sah ich noch, wie sie in die Klimaanlage krabbelte. Und das Mistding zirpte und zirpte und zirpte, dass man nicht schlafen konnte.«

»Und was hast du dann gemacht?«, fragte Yvonne weiter. »Ich meine, du sagtest eben etwas von einer sadistischen Ader.«

Klaus lächelte. »Ich konnte ja schlecht die Klimaanlage auseinandernehmen. Also habe ich mir etwas übergezogen, ich schlafe sonst nackt, und das Gerät auf fünfzehn Grad gestellt. Hat geholfen, nach zehn Minuten war Ruhe. Ich nehme an, das Tier ist erfroren. Daher der Spruch mit der sadistischen Ader.«

Klaus sah, wie sich die beiden Damen entspannten. Anscheinend hatten sie Angst gehabt, er wäre ein Mann, der sie jederzeit brutal zusammenschlagen würde. Er grinste schelmisch und nahm sich dann demonstrativ sein Buch, schließlich wollte er ja wissen, wie der Held sich aus der Zwickmühle befreite. Aber immer, wenn er mal einen Moment über seinen Buchrand hinausschaute, hatte er das Gefühl, dass gerade Melanie stets ein Auge auf ihn zu werfen schien. Prinzipiell hatte er da nichts gegen, er genoss es auf die ein oder andere Art sogar, wenn sie ihn so anschaute, als wollte sie mehr als nur plaudern, aber da würde sie auf Granit beißen. Auch wenn Klaus Single war und daheim niemand auf ihn wartete, so passten die beiden absolut nicht in sein Beuteschema. Mit so – wie er selbst sagte – jungen Dingern konnte er nichts anfangen. Er stand da eher auf die Damen in seinem Alter oder etwas ältere.

Klaus hatte sich auch nie Gedanken gemacht, ob er attraktiv war oder von Frauen begehrt. Er hatte nie Schwierigkeiten gehabt, welche kennenzulernen, auch wenn er seit gut einem Jahr Single war. Er stand kurz vor der Fünfzig und aufgrund seines stressigen Jobs hatte er auch nie die Zeit, groß an Gewicht zuzulegen. Er hatte eine normale, schlanke Statur mit kurzem Kopfhaar und braunen Augen. Sicher, es hatte einige One-Night-Stands gegeben, aber für was Festes reichte einfach die Zeit nicht. Wenn er im Jahr so seine hunderttausend Kilometer auf den deutschen Straßen zurücklegte, dann war da eben wenig Zeit für eine Beziehung. Und da er derzeit einfach nur relaxen wollte, legte er es hier im Urlaub auch nicht darauf an.

Als er dann so gegen sechzehn Uhr aufstand, um sich am Kaffee- und Kuchenbüfett zu bedienen, fragte Melanie auch gleich, ob sie ihn begleiten dürfte, was er bejahte. Sie nahmen sich einen Tisch und Klaus beschloss, nachdem sie sich mit Kaffee und Kuchen eingedeckt hatten, mal Klartext zu reden.

»Sag mal, Melanie …«

»Ja, was denn?«

Klaus entschloss sich, das Pferd anders aufzuziehen. »Wollte deine Freundin nicht mitkommen?«, fragte er.

»Eigentlich schon, aber ich hab sie gebeten, wegzubleiben, ich wollte mit dir alleine sein.«

»Ich habe es mir leider gedacht«, sagte er und sie schaute überrascht.

»Wieso leider?«

Er atmete schwer aus. Auch wenn Klaus ein durchaus mitfühlender Mann war, so tat es ihm doch leid, wenn sie sich irgendwelche Hoffnungen gemacht hatte. Aber besser ein rasches Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, dachte er sich. »Was soll’s«, sagte er mehr zu sich als zu ihr. »Ich habe mir irgendwie … gedacht, dass du dir mehr wünschst. Mir sind deine Blicke und auch, dass du so schnell beim Du warst, nicht entgangen.« Während er sprach, sah er, wie ihr ein wenig die Schamesröte ins Gesicht schoss.

»Das hast du also trotz der Müdigkeit und des Buches gemerkt?«, fragte sie nach.

»Ja. Und ich muss dir leider sagen, dass du dir wohl einen anderen Urlaubsflirt suchen musst. Sicher, du bist eine sehr attraktive junge Frau, aber ich muss dir gestehen, dass du absolut nicht in mein, wie man so schön sagt, Beuteschema passt. Ich bevorzuge da eher die Damen in meinem Alter oder ein wenig älter.«

»Oh Mann!«, stieß sie hervor. »Und ich dachte, ich könnte bei dir landen. Ich mag eben keine gleichaltrigen Jungs, wenn ich es mal so ausdrücken darf, die wollen immer nur ficken und abspritzen und fertig. Ich mag Männer mit deiner Reife. Und leider sind hier nur sehr wenige Singles.«

»Ich verstehe deine Misere«, entgegnete Klaus. »Aber ich denke, es ist besser, dass ich dir jetzt reinen Wein einschenke, als dass ich dich lange zappeln lasse. Wir können gern mal zusammen was essen oder so. Aber mehr wird da leider nicht passieren.«

Man sah Melanie ihre Enttäuschung an. Anscheinend war sie in ihrem Kopfkino schon weiter gewesen, aber Klaus wollte sich eben nicht verbiegen und deswegen ehrlich sein. »Ich hoffe, du bist jetzt nicht allzu böse mit mir«, sagte er.

»Nein, du hast ja recht, auch wenn es wehtut. Lieber gleich offen sagen, was der Plan ist, statt lange rumzueiern. Aber es ist eben doch schade.« Klaus sah, wie ihre Augen feucht wurden. Das fand er nun etwas übertrieben. Oder wollte sie ihm auf der Mitleidsschiene kommen?

»Bitte entschuldige mich«, meinte sie noch mit leicht tränenerstickter Stimme und stand hastig auf. Klaus blieb allein zurück und genoss seinen Kaffee. Doch auch der half nicht wirklich. Klaus merkte, wie das Monster der Müdigkeit ihn zu überwältigen drohte, also lief er kurz zurück zu seiner Liege, packte seine Sachen zusammen und ging aufs Zimmer. Er stellte sich noch einen Wecker, damit er das Abendessen nicht verschlief, und kaum lag er auf dem Bett, wurde es auch schon dunkel um seine Sinne herum.

Als nach zwei Stunden der Wecker klingelte, war er zwar etwas erfrischt, aber seine Knochen kamen ihm vor wie Blei. Trotzdem schaffte er es, sich in die Dusche zu quälen und frisch zu machen.

Und jetzt stell dir vor, Melanie wäre hier, dachte er. Die würde denken, du bist ein alter Opa, so fix und fertig, wie du bist.

Er zog sich an und begab sich dann ins Restaurant. Er setzte sich als Raucher auf die offene Terrasse und genoss das Abendessen. Als er die beiden Frauen sah, würdigte Melanie ihn kaum eines Blickes, noch nicht mal, als sie beide nebeneinander am Büfett standen. Aber das war ihm eigentlich auch egal. Er schlemmte die türkischen Leckereien und empfand die Ruhe als Erholung pur.

Anschließend machte er noch einen kleinen Spaziergang und musste feststellen, dass die Gegend wirklich sehr abgelegen war. Genau richtig.

Als er wieder im Hotel war, war es kurz vor einundzwanzig Uhr. Der türkische Folkloreabend sollte ja gleich losgehen. Es setzte sich auf einen freien Stuhl und schaute zu. Die Darsteller machten ihre Sache wirklich gut, aber eine halbe Stunde später merkte er, dass da nichts mehr ging. Sein Körper wollte nur noch eins: schlafen. Also trank er seinen Drink aus und ging aufs Zimmer. Auf die Uhr sah er zum letzte Mal um zwanzig vor zehn.

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