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2.

Der nächste Morgen begann wunderbar für Klaus. Die Sonne schien, morgens um acht Uhr waren es bereits siebenundzwanzig Grad – was wollte man mehr? Nach einem ausgiebigen Frühstück ging er zunächst zum Strand und genoss einfach das Faulsein und sein Buch. Es folgten mehrere Ausflüge ins Mittelmeer. Nach einem kleinen Snack zum Mittag wollte er eigentlich noch bleiben, doch es wurde ihm trotz Sonne und über dreißig Grad zu kalt. Es kam ein sehr stürmischer Wind auf, daher beschloss er, wieder ins Hotel zu gehen und sich dort noch etwas an den Pool zu legen. Er hatte noch nicht einmal seine Sachen abgestellt, da hörte er schon Yvonne rufen: »Dich hätten wir gestern Abend gebrauchen können. Wo warst du denn? Du wolltest doch auch zu diesem türkischen Abend kommen.«

Klaus drehte sich um und sah die beiden jungen Frauen vom Vortag auf sich zukommen.

»Hallo erst mal, die Damen«, sagte er. »Was ist denn los, dass ihr so aufgeregt seid? Ich war gestern kurz bei dem Folklore-Event, aber ich war so müde, ich bin dann einfach ins Bett.«

»Wir mussten uns danach noch einiger aufdringlicher Kerle erwehren, aber die waren so besoffen, die merkten einfach nichts mehr, haben uns überall betatscht«, erklärte Melanie, immer noch leicht wütend darüber.

Klaus schaute die zwei an und meinte dann: »Ich dachte, ihr seid so durchsetzungsstark, dass ihr auch mit solchen Männern fertig werdet?«

»Eigentlich schon. Schau mal da rüber, die drei Typen da, die waren es«, meinte Melanie.

Klaus blickte in die Richtung und drei junge Männer, die maximal fünfundzwanzig waren und sich wohl mit dem Spiel Wer-verträgt-den-meisten-Alkohol-in-der-knallenden-Sonne vergnügten.

»Aussehen tun die Herren ja gut, aber anscheinend sind sie doch sehr durstig«, meinte Klaus sarkastisch.

»Ja, die waren so besoffen, die wollten einfach kein Nein akzeptieren«, sagte Yvonne.

»Warum habt ihr dann nicht diese unheilbare Frauenkrankheit namens Das zuckende Knie ausgespielt?«, wollte Klaus wissen, doch statt einer Antwort sah er nur in zwei Gesichter, die aussagten, dass sie nicht wussten, was er meinte. »Kennt ihr das nicht?«, hakte er nach.

»Nein, was soll das für eine Krankheit sein?«, wollte Yvonne erfahren.

Klaus schnaubte und fragte: »Soll ich es euch mal demonstrieren?«

»Ja, bitte«, bestätigte Melanie.

»Dann kommt mal eben einer von euch beiden zu mir und tut so, als wolle er mich liebevoll in den Arm nehmen.« Wieder erntete er nur verständnislose Blicke und die Frauen zögerten, schließlich gab sich Melanie einen Ruck, kam auf ihn zu und breitet die Arme aus. Klaus trat einen Schritt vor und sagte dann: »Und jetzt schaust du noch so verliebt, als sei ich der Mann deiner Träume. Keine Angst, ich werde nichts machen, was unsittlich ist,« beschwichtigte er und Melanie tat, wie befohlen.

»Siehst du, und wenn ich jetzt so ein besoffener Kerl wäre, dann lächelst du mich weiter an und dabei … ZACK!« Als Klaus Zack sagte, griff er sanft unter das Knie von ihr und hob es langsam so zwischen seine Beine, dass es bei mehr Kraftaufwand genau in seine Kronjuwelen gegangen wäre, allerdings sehr schmerzhaft. »Habt ihr jetzt verstanden, was ich meine?«, wollte Klaus wissen und Yvonne wirkte erbost.

»So was macht man nicht, das tut doch dem Mann weh.«

»Ja, aber dann weiß auch der besoffenste Kerl, was Sache ist«, entgegnete Klaus.

»Also, mir ist das ist zu brutal«, erboste sich Yvonne weiter.

»Dann kann ich euch auch nicht helfen«, meinte Klaus und schüttelte leicht verständnislos seinen Kopf. Soll doch einer die Frauen verstehen.

Er schaute die beiden an, die anscheinend immer noch geschockt waren von dem, was er ihnen eben gesagt hatte. Und irgendetwas trieb ihn dazu, seine Aussage noch zu untermauern.

»Schaut mal, ich bin der Meinung, ihr seid zwei hübsche, intelligente Frauen. Aber nur, weil ihr hier in knappen Bikinis rumlauft, seid ihr doch kein Freiwild, das jeder betatschen kann, oder sehe ich das falsch?«, fragte er und Melanie meinte fast zerknirscht: »Ja, da hast du natürlich recht.«

»Seht ihr? Was würdet ihr denn machen, wenn ich mich euch irgendwie unflätig nähern würde?«, wollte er erfahren, hielt aber wohlwissend einen bestimmten Sicherheitsabstand. »Würdet ihr mir nicht auch eine scheuern oder so?«

»So gesehen, hast du natürlich recht«, gab Yvonne zu. »Aber man muss ja nicht gleich so brutal werden.«

»Nein, nicht gleich, aber wenn es ein Mann nach zweimal Nein immer noch nicht versteht und aufgrund seines Alkoholkonsums denkt, er sei der Größte, dann hilft manchmal halt nur die brutale Methode«, meinte Klaus. »Na ja, das müsst ihr wissen, ich brauche jetzt jedenfalls erst mal einen Kaffee.« Er schaute die beiden noch kurz an, aber sie gingen schon zu ihren Liegen.

Mann, Mann, Mann, also manche Frauen … Weiter dachte Klaus nicht, er schüttelte nur gedanklich den Kopf. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt oder zu gut erzogen.

Klaus begab sich zur Poolbar. Neben dem Kaffeeautomaten stand ein Samowar und davor eine ältere Dame. Klaus beachtete sie nicht weiter, da er einen Kaffee wollte. Er wählte einen Cappuccino und wartete, bis dieser fertig war. Neben sich hörte er die Dame etwas in einer Sprache rufen, die er nicht verstand, aber er folgte einfach mal ihrem Blick und sah, wie eine Frau in seinem Alter mit etwas fülligerer Figur den Daumen hochreckte, als wollte sie ihr Okay geben. Mittlerweile war sein Cappuccino fertig und er trat einen Schritt zurück, um sich von der Bar zu entfernen, da fühlte er plötzlich einen brennenden Schmerz an seinem rechten Bein und er schrie erschrocken sowie schmerzerfüllt auf.

»Oh Gott, nein, das tut mir wahnsinnig leid«, hörte er auf einmal die ältere Dame, die eben noch am Samowar gestanden hatte, auf Englisch sagen und er sah, wie ihr der Tee noch aus der Tasse schwappte. Anscheinend hatte er ein wenig davon aufs Bein bekommen und merkte nun, dass der Tee wirklich heiß war.

Genervt und mit leichten Schmerzen sagte er ebenfalls auf Englisch: »Ist schon gut. Nichts passiert.«

Doch sein Gegenüber redete weiter: »Wie konnte ich nur? Wie kann ich das wiedergutmachen? Ich wollte sie nicht verbrühen.«

Es tat durchaus noch weh, nicht so schlimm, dass ein Arzt hermusste, aber er merkte durchaus die Stelle und es klebte, anscheinend war der Tee gut gesüßt worden.

»Das tut mir wirklich, wirklich leid«, beteuerte sie und fing an, mit einer kleinen Serviette sein Bein abzutupfen.

»Lassen Sie mal, ich gehe schnell unter die Dusche«, sagte er und versuchte, sie davon abzubringen, noch weiter an ihm herumzufummeln. Eigentlich wollte er nur noch seinen Cappuccino genießen und den klebrigen Tee an seinem Bein loswerden. Mittlerweile waren auch die Angestellten auf ihn und die Frau aufmerksam geworden, und das brauchte Klaus nun gar nicht.

»Es ist alles wieder gut, Verehrteste«, sagte er zu ihr und bevor sie noch irgendetwas erwidern konnte, ging er schnell zu seiner Liege, stellte den Cappuccino ab und trat dann eben kurz unter die Dusche, die im Poolbereich zum Abduschen vorhanden war. Aufgrund der Wärme entschied er sich, sich nicht abzutrocknen. Wieder auf seiner Liege schaute sich Klaus um und sah, dass die ältere Dame sich bei der etwas fülligeren Frau in seinem Alter hingesetzt hatte und sie ihn anscheinend ebenfalls mit Blicken suchte. Klaus hatte aber keine Lust auf eine weitere Bekanntschaft und zog es daher vor, den Blick abzuwenden.

Er konnte ja nicht ahnen, dass diese Begegnung noch Folgen für ihn haben sollte.

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