Читать книгу Urlaub ohne Grenzen - Heiß und nass | Erotischer Roman - Ginger Hart - Страница 9
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Auf seinem Zimmer angekommen, stellte Klaus die beiden Kaffee auf den kleinen Tisch und bot Svetlana einen der zwei Stühle an. Sie setzte sich und er schaute sie an.
»Dann erzähl doch mal, was du auf dem Herzen hast«, ermunterte er sie.
»Auf dem Herzen ist falsch ausgedrückt. Es ist eher so, dass ich dir einige Fragen beantworten möchte, die du gestellt hast, und dabei hoffe ich, du wirst mich danach nicht irgendwie … verachten.«
»Warum sollte ich dich verachten?«
»Die Dinge, die ich dir gleich sagen werde, sind für manche Menschen sehr schockierend. Aber ich sehe in dir einen Mann, der weltoffen, charmant, galant und intelligent ist. Daher denke ich, du hast ein Recht auf die Wahrheit.«
Klaus verstand absolut nicht, was sie ihm mitteilen wollte. Stattdessen wurde er immer neugieriger. Um sie ein wenig zu ermutigen, meinte er: »Fang doch einfach am Anfang an.«
Svetlana atmete tief ein, so als müsste sie ein letztes Mal Kraft tanken. »Ich habe dir ja gesagt, ich stamme aus Budapest. Erinnerst du dich?« Als Klaus nickte, fuhr sie fort. »Eigentlich bin ich im Umland von Budapest groß geworden, meine Eltern hatten einen Bauernhof, was uns in die glückliche Lage versetzte, dass wir ein gutes Leben führten, denn so konnten wir einen regen Tauschhandel betreiben und uns so das ein oder andere leisten. Du weißt bestimmt, dass damals der sogenannte Eiserne Vorhang und der Kalte Krieg noch da waren.«
»Ja, die NATO gegen den Warschauer Pakt, ich weiß.«
»Ich frage nur interessehalber, bist du in der BRD oder der DDR aufgewachsen?«
»BRD. Aber ich verstehe immer noch nicht, was dir so schwerfällt, mir zu sagen. Was willst du mir beantworten?«
»Du hast mich gestern gefragt, wie ich von Budapest nach Stockholm gekommen bin. Das würde ich dir gern erzählen und hoffe, du verträgst die Wahrheit.« Statt etwas zu sagen, schaute Klaus sie nur sehr irritiert an. Er bedeutete ihr, einfach fortzufahren, doch sie fragte ihn nur: »Kannst du mit dem Begriff Stasinutte etwas anfangen?«
Klaus überlegte kurz. »Waren das nicht diese, nennen wir sie armen Frauen, die von der Staatssicherheit der DDR auf westliche Manager und Wissenschaftler angesetzt wurden, um mit denen in die Kiste zu hüpfen und ihnen danach am besten noch irgendwelche Geheimnisse zu entlocken oder sie gegebenenfalls mit pikanten Fotos zu erpressen?«
»Ja, so kann man es sagen. Bei uns in Ungarn gab es auch solche Damen.« Svetlana machte eine Pause und schaute Klaus an.
»Aha. Und was willst du mir sagen?«, hakte er nach.
»Nun, als junges Mädchen hat mich das Leben auf unserem Hof nicht gerade begeistert. Ich war kurz vor dem Schulabschluss, da wurde ich von einem Mann in der Schule angesprochen, damals kamen immer wieder Männer und Frauen, um zu schauen, ob wir für diesen oder jenen Beruf geeignet wären. Da ich eine sehr gute Schülerin war, hatte ich mehrere solcher Anfragen. Dieser Mann fragte mich, ob ich nicht meine Fremdsprachenkenntnisse erweitern wollte. Ich dachte, ich sollte irgendwo für unsere Politiker übersetzen und würde viel reisen, so malte er mir das auch aus, wahrscheinlich, um es mir schmackhaft zu machen, jedenfalls willigte ich ein und nach der letzten Klasse kam ich dann in Budapest auf eine Sprachschule. Ich lernte weiter Russisch, dazu Deutsch, was leider sehr eingerostet ist, Englisch und auch Schwedisch. Meinen Abschluss machte ich mit Bravour und freute mich bereits drauf, viel zu reisen. Aber dann …« Sie machte eine Pause.
Klaus schaute sie an und bat sie, weiterzuerzählen.
»Jedenfalls wurde ich mit meinem Abschlusszeugnis dann in das Büro des Direktors gebeten und dort saßen er sowie noch ein Mann und eine Frau. Beide waren mir unbekannt. Sie zeigten mir Fotos von mir, wie ich an den Wochenenden, wie es Jugendliche so tun, in Discos war und auch mit einigen Jungen geflirtet, sie geküsst habe und mit zweien war ich auch … intim.«
Man merkte, dass es Svetlana immer schwerer fiel, weiterzusprechen, und sie beobachtete Klaus’ Reaktionen sehr genau. Der nickte nur, er hatte eine Ahnung, was jetzt kommen würde, aber er bedeutete ihr nur mit der Hand, fortzufahren.
»Man zeigte mir also die Fotos und meinte, ich würde mich gut als Frau machen. Und dann sagte man mir zunächst in freundlichem Ton, dass man eben von mir erwarten würde, dass ich in den einschlägigen Hotels, in denen die Westmänner übernachteten, mich an diese ranmachen und auch mit ihnen schlafen sollte, um eben Geheimnisse zu bekommen.«
»Ach, deswegen hast du nach den Stasifrauen gefragt«, meinte Klaus und vermied absichtlich das Wort Nutte.
»Ja, und als ich wissen wollte, was passieren würde, wenn ich mich weigern würde, bekam ich zur Antwort, dass man eben dafür sorgen würde, dass diese Bilder und noch einige mehr bei uns öffentlich werden würden. Und damit wäre ich dann als Schlampe gebrandmarkt gewesen in der damaligen Zeit. Meiner Familie sollte ich erzählen, ich wäre eine gute Übersetzerin. Ich gebe zu, es hatte seine Vorteile. Ich bekam sofort eine schöne, komplett eingerichtete Wohnung, tolle Kleider und so weiter. Es war nur jedes Mal für mich ein Graus, heimzufahren. Vielleicht hat es mich auch ein wenig geblendet, der ganze Glanz, ich hatte schicke Kleidung, die sonst nicht jede Frau hatte. Ich machte den Job mehrere Jahre, jedoch merkte ich, wie es mir immer schwerer fiel. Je weiter es mit dem sozialistischen System bergab ging, umso härter wurden wir rangenommen, umso mehr Druck bekamen wir. Als ich neunundzwanzig war, war ich mal wieder an der Hotelbar dieses einschlägigen Palasthotels, da sah ich ihn! Ole. Er war so ganz anders als die anderen Männer aus dem Westen, verstehst du?«
»Wie anders?«, hakte Klaus nach, gebannt von dem Mut, den sie aufbrachte, ihm das alles zu erzählen, und auch von der Geschichte.
»Na ja, die meisten Männer aus dem Westen waren großkotzig und prahlten. Bei uns war für die ja alles extrem billig, die haben sich dann gerne besoffen und so. Du ahnst gar nicht, was Kerle alles wollen, wenn sie besoffen sind. Jedenfalls war er ganz anders. Er war der Einzige, der in der Bar am Tresen saß und noch komplett in Anzug sowie Krawatte war. Nicht so wie die anderen mit offenen Hemden, manchmal sogar mit Goldkettchen. Auch sah ich sofort, dass er nicht verheiratet war, viele dieser Männer hatten zwar den Ring abgelegt, aber man sah natürlich noch den Streifen am Finger. Ole saß einfach da und trank sein Bier. Er war total in sich gekehrt, schaute sich nicht suchend um. Wir wussten alle, dass es immer mindestens einen Spitzel in der Bar gab, wenn wir auch nicht immer wussten, wer es war. Also habe ich mich zwei Sitze neben ihm platziert und irgendwann angefangen, oder besser gesagt es versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Aber was ich auch tat oder sagte, er war höflich und charmant, doch immer so abweisend, dass ich merkte, der wollte nichts von einer Frau. Am nächsten Tag wurde ich dann informiert, dass Ole ein sehr bedeutender Mann im Innenministerium von Schweden wäre und ich ihn unbedingt kompromittieren müsste. Also bin ich abends wieder hin, dieses Mal im Businesskostüm, und versuchte, irgendwie in die Rolle der gestressten Frau zu schlüpfen. Aber auch das gelang nicht, er machte mir Komplimente, war extrem charmant, aber immer zurückhaltend, fast so wie du. Und irgendwie merkte ich da, dass ich raus musste aus dieser, sagen wir, Nuttenmühle. Fragte sich nur wie. Ich wusste, dass er noch drei Nächte dableiben würde. Einen Tag gönnte ich ihm Ruhe, damit er nicht dachte, ich würde ihn bedrängen. Aber ich war nicht ganz untätig. Ole hatte es mir angetan. So hatte mich noch kein Mann behandelt, so gut, so charmant. Ich musste ihm irgendwie eine Nachricht zukommen lassen. Also schrieb ich eine kurze Mitteilung und am nächsten Abend, als wir wieder zusammensaßen, da schob ich ihm diese heimlich in sein Jackett. Er wusste, wie er mir später sagte, schon zu diesem Zeitpunkt, dass ich nicht ganz freiwillig dauernd bei ihm war. In der Nachricht hatte ich mich ihm offenbart und darum gebeten, dass er mich dort rausholen sollte. Als er von der Toilette kam, hatte er die Nachricht wohl entdeckt und gelesen gehabt und fing an, mit mir zu flirten Zunächst war ich irritiert, aber ich stieg drauf ein und irgendwann bat er mich darum, mit ihm in ein Restaurant zu gehen. Wir verließen die Bar und nach einigen Minuten schaute er zwar immer noch charmant, fragte mich gleichzeitig aber sehr hart aus. Da sagte er mir auch, dass er von Anfang an so etwas vermutet hatte, was meine Position anging. Wer uns beobachtete, dachte wohl, wir wären ein verliebtes Paar, nur reden durfte man uns nicht hören. Beim Essen haben wir dann wieder nur Small Talk betrieben und auf dem Weg zurück zu seinem Hotel meinte er, er könnte so auf die Schnelle nichts machen, aber er würde meinen Leuten jetzt in die Hände spielen. Wir gingen auf sein Zimmer und als ich dachte, jetzt wollte er doch Sex, nahmen wir nur einen Drink. Ich höre noch heute die Worte: Schöne Frau, gern würde ich jetzt mit Ihnen etwas anderes machen, aber leider bin ich seit meiner OP nicht mehr dazu in der Lage. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, jedenfalls komplimentierte er mich danach aus dem Zimmer und ich musste gleich am nächsten Morgen Rede und Antwort stehen. Ich kam mir vor wie in einem Agentenfilm, was ja auch nicht ganz gelogen war. Ich sollte ihn abends noch einmal sehen und da steckte er mir dann heimlich einen Zettel zu, was ich erst daheim bemerkte. Er wollte sich kümmern und man würde sich mit mir in Verbindung setzen. Ich war alles – aufgeregt, ängstlich. Was sollte ich tun? Ole reiste ab und ich dachte zunächst: Toll, wieder nur Versprechen und nichts dahinter. Später, als ich dann in Schweden war, erzählte mir Ole, dass ich nach seiner Abreise sowohl vom ungarischen Geheimdienst als auch von den Schweden beobachtet wurde. Ein paar Monate tat sich nichts und ich wollte eigentlich nur noch raus aus dieser Tretmühle. Irgendwann war ich mal wieder in dem Hotel und ein Mann mit südländischem Aussehen schien mir verfallen. Er gab mir Drinks aus und sagte immer wieder diesen einen Satz: In Spanien sagt man olé. Ich begriff erst nicht, aber als ich nach dem zweiten Abend einen Zettel in meiner Jacke fand, da verstand ich. Man würde mich wohl aus Ungarn rausholen, beziehungsweise rausholen lassen, ich sollte mich als Hostess für ein Gipfeltreffen in Stockholm bewerben. Dort würde man alles Weitere arrangieren. Als Gegenleistung müsste ich aber akzeptieren, dass ich dann wirklich alles über unseren Geheimdienst preisgeben müsste, was ich wusste. Und dass das keine leichte Zeit werden würde. Ich wusste von dieser Ausschreibung für das Gipfeltreffen, bemühte mich und tat alles, was helfen konnte. Ich bekam dann auch einen Platz in der Delegation. Und am zweiten Abend wurde mir an der Bar extrem schwindelig, ich wusste nicht, warum, ich schaffte es gerade noch auf mein Zimmer. Als ich dann die Augen wieder öffnete, war ich in einem Raum, der aussah wie ein Krankenzimmer. Ich bekam Panik, bis ich Ole sah. Vier Monate verbrachte ich in diesem Gebäudekomplex, ich weiß bis heute nicht, wo er war. Man hat mich auch wieder unter Narkose herausgeholt. Später erfuhr ich, dass man meinen Tod vorgetäuscht hat. Jedenfalls bekam ich eine kleine Wohnung und suchte mir eine Arbeit, dieses Mal wirklich als Übersetzerin. Ich versuchte lange, mit Ole erneut in Kontakt zu kommen, irgendwann klappte es, er war, wie ich vermutet hatte, nicht verheiratet und nach weiteren drei Jahren haben wir geheiratet.« Sie schnaufte tief, als würde eine Last von ihr fallen.
Auch Klaus schaute sie lange an, ehe er das Wort ergriff: »Eine sehr spannende Geschichte. Ich will jetzt gar nicht an dem Wahrheitsgehalt zweifeln, aber sag mir bitte, warum erzählst du mir das alles?«
»Du machst auf mich eben fast den gleichen Eindruck wie Ole damals und du hast gestern gefragt, was ich beruflich gemacht habe. Bei dir habe ich das Gefühl, du kannst damit umgehen! Oder willst du mich jetzt nicht mehr sehen?« Offensichtlich hatte Svetlana Angst vor Klaus’ Antwort. Sie hatte mit ihrer Beichte, wenn man es so nennen wollte, alles auf eine Karte gesetzt. Sie mochte ihn scheinbar. Vielleicht auch mehr als das.
Klaus atmete tief durch, er musste das Gehörte erst einmal verdauen, wollte Svetlana aber auch nicht vor den Kopf stoßen. Daher fragte er sie: »Was hältst du davon, wenn ich kurz runtergehe und uns beiden einen neuen Kaffee besorge? Denn nach dieser Geschichte brauche ich einen und dann würde ich gern noch ein wenig mit dir darüber reden.«
Svetlana zeigt ihr Einverständnis mit einem Nicken und so brach Klaus auf. Das Holen dieses Kaffees würde ein paar Minuten länger dauern, sagte er sich.