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Körperliebe – ein Recht für alle
ОглавлениеWarum ein Buch zum Thema Körperliebe? Es ist doch ein selbstverständliches Gut, was man eigentlich gar nicht erwähnen müsste. Aber so ist es leider nicht. Im Gegenteil. Die Arbeit am eigenen Körper, die Unzufriedenheit mit dem, was da ist, nimmt immer mehr zu. Und lässt Menschen zurück, die nicht mithalten können und wollen. Die dabei aber auch keinen eigenen Weg finden, so auszusteigen, dass sie danach sagen können: Ich entspreche keinem gesellschaftlichen Schönheitsideal, aber ich fühle mich rundum wohl und gesund. Leider haben fehlende Akzeptanz und Körperliebe Auswirkungen auf das ganze Leben. Sich in seiner Haut unzufrieden zu fühlen, schränkt das gesamte Potential eines Menschen ein. Leider leben wir noch nicht in einer Gesellschaft, die darauf aus ist, das volle Potential für alle Menschen möglich zu machen. Es wurden schon viele Ratgeber zur Potentialentfaltung veröffentlicht, dieser hier konzentriert sich auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, die sich selbst oft sehr einschränken, aber auch von der Gesellschaft eingeschränkt werden: Dicke Menschen oder auch Menschen, die das Gefühl haben, zu dick zu sein. Die Zielgruppe lässt sich noch weiter fassen, es ist geschrieben für alle Menschen, die ein Gewichtsthema mit sich rumtragen. Die sich schuldig fühlen, weil sie zu viel oder das Falsche essen, die kritisch den eigenen Körper betrachten und beim Gedanken an Bewegung nicht Spaß, sondern Soll-Erfüllung an erste Stelle setzen. Und an alle, die genervt sind von Gesprächen über Sünde am leckeren Tisch und mit tollen Nahrungsmitteln. An alle, die sich nicht mehr entschuldigen wollen für ihren Genuss und für das Leben mit Lust und Freude mit und am eigenen Körper. Hoffentlich auch für Sie!
Dabei soll es Sie begleiten auf Ihrem Weg, die Welt, in der Sie leben, zu hinterfragen. Ganz individuell, so wie es für Sie passt. Immer wenn ich mit Menschen in einen tiefer gehenden Austausch gehe, bin ich irgendwann beim Du. Es ist die persönlichere vertrautere Anrede, die meist mehr in Gang setzt. Deshalb habe ich mich auch dafür entschieden, Sie in diesem Buch zu duzen. Einfach weil ich Dich möglichst nah erreichen will.
Nun aber zurück zum Thema. Uns werden zu dem Thema Gewicht, Übergewicht, gesundes Essen und Bewegung viele Weisheiten verkauft. Jeder hat dazu etwas zu sagen, jeder will daran auch etwas verdienen. Gut ist alles, was mit Gewichtsabnahme zu tun hat. Der Mainstream vermittelt uns folgende Botschaften: Schlank ist gesund, Übergewicht ist ungesund. Dicke Menschen gefährden ihre Gesundheit und sollten ihre Anstrengungen, Gewicht zu verlieren intensivieren. Wenn es nicht klappt, haben sie nicht ausreichend lange und konsequent durchgehalten. Nur schlanke Menschen sind schön und erfolgreich... Und alles scheint zu funktionieren, auch wenn man bei genauem Nachfragen erfährt, dass der entsprechende wissenschaftliche Nachweis nur ein halbes Jahr lang geführt wurde oder Probanden, die den gewünschten Erfolg nicht aufzuweisen hatten, zur Fortführung der passenden Studie nicht mehr eingeladen wurden. Wenn eine Studie nachweist, dass eine besondere Abnehm-Methode funktioniert, wird sie reichlich in den Medien vorgestellt. Als die BMI-Grenze für Übergewicht heruntergesetzt wurde, waren die Medien voll von Nachrichten, dass eine Fett-Epidemie Deutschland überrollt. Dabei waren einfach nur Zahlen verändert worden. Es gibt aber auch Fakten jenseits des Mainstream. Und mit diesen soll dieses Buch einsteigen. Denn ohne einige flächendeckende Fehlinformationen zu hinterfragen, machen viele weitere Arbeitsschritte hin zu einem gesunden Leben, egal mit welchem Gewicht, keinen Sinn. Das wesentliche Totschlagargument auf dem Weg zu einem Leben in einem dickeren Körper ist meist die Gesundheit. Das wird dann auch oft angeführt: Du kannst Dich ja wohl fühlen und Dich hübsch finden, aber Deine Gesundheit. Du musst doch an Deine Gesundheit denken. Und dies möchte ich dann auch zunächst tun. Da eine Krankheit meine Gesundheit kurzfristig gefährden kann, aber oft nicht lebensbedrohlich ist, möchte ich dabei zunächst mit dem wichtigsten überhaupt anfangen, der Lebenserwartung.