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Dicke und dünne Lebenserwartung

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Kommen wir zurück zu der Frage der Lebenserwartung. Denn was ist schon ein zu hoher Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck, wenn man damit gut alt werden kann? Was also sagen Studien zum Thema Lebenserwartung aus? Macht es einen Unterschied, ob man mehr wiegt oder weniger? Nein, der Unterschied ist minimal. Überraschend, oder? Der Unterschied liegt im Bereich der Bewegung. In der Frage, wie fit man ist. Dicke fitte Menschen haben ein minimales Risiko früher zu sterben, als die Kontrollgruppe der normalgewichtigen, fitten Menschen. Weniger fitte Menschen erhöhen ihr Risiko dagegen erheblich, allerdings auch schon bei normalgewichtigen Menschen, wenn auch nicht so stark wie bei Menschen mit mehr Gewicht.


Dies sind die Ergebnisse einer groß angelegten Studie mit 25.000 erwachsenen Männern, die von 1970 bis 1994 durchgeführt wurde. Dabei musste in regelmäßigen Abständen der Fitnesslevel nicht selbst eingeschätzt, sondern auf einem Testrad nachgewiesen werden, auch das Gewicht wurde vor Ort ermittelt und nicht einfach selbst angegeben. (Wei M et al (1999). Relationship between low cardiorespiratory fitness and mortality in normal-weight, overweight, and obese men. JAMA, 282(16): 1547-1553.)

Für mich waren diese Ergebnisse faszinierend und ich weiß, dass diese Studie auch bei vielen anderen dicken Menschen sehr entlastend gewirkt hat. Diese ganze Sorge um unser Gewicht hat nichts mit einer verringerten Lebenserwartung zu tun. Wir können einfach dick bleiben und ein gesundes Leben leben. Allein Bewegung ist wichtig und wenn wir diese so gestalten, dass man sie nicht tut um abzunehmen, sondern um Spaß zu haben, dann verändert sich auch hier die Zielstellung und Spaß am eigenen Körper wird wieder ganz anders möglich. Nun könnte man natürlich sagen, was ist schon eine einzige Studie, es gibt zig Studien, die was anderes beweisen. Natürlich gibt es zahleiche Studien, die das Gegenteil beweisen wollen, aber hier ist es gut und manchmal leider auch sehr aufwendig, sich das Studiendesign anzuschauen. Aber jenseits anderer Studien gibt es noch einige großangelegte Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen, bzw. das Thema Gewicht in einem deutlich entspannteren Licht erscheinen lassen.

Eine Langzeit-Studie über 25 Jahre und mit 570.000 untersuchten Personenjahren hat in den USA herausgefunden, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 ein tendenziell geringeres Risiko haben, an bestimmten Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs und anderen Krankheiten zu sterben. Spannend oder? Gerade bei Herzerkrankungen wird systematisch das Gegenteil behauptet. (Flegal KM et al (2007). Cause-specific excess deaths associated with underweight, overweight and obesity. JAMA,298(17):2028-2037.)


Es gibt noch weitere Langzeitstudien, die alle zu ähnlichen Ergebnissen kommen und die dem Mainstream Lüge strafen:

2010 hat eine Studie in Kanada nachgewiesen, dass ein erhöhtes Todesrisiko für Menschen mit einem BMI von 19,5 bis 34,9 nicht signifikant festgestellt werden kann. Und interessant dabei, Menschen mit einem BMI größer 35 haben immer noch ein geringeres Risiko früh zu sterben als Menschen mit einem BMI unter 19. In der Studie in Kanada wurden 12.000 Frauen und Männer über einen Zeitraum von 12 Jahren begleitet. SILVER SPRING, 2010

In einer 7jährigen Studie mit 90.000 Frauen konnte ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und erhöhtem Sterberisiko nicht nachgewiesen werden. McTigue u.a., JAMA, 2006

Farrell u.a. untersuchten über 9.000 Frauen über einen Zeitraum von 11 Jahren und konnten auch hier kein erhöhtes Todesrisiko in Zusammenhang mit Übergewicht nachweisen. Obesity Res, 2002

In einer Studie mit Senioren konnte in der Physicians Health Study kein schädlicher Effekt für übergewichtige Männer (BMI 25-<30) festgestellt werden. Erforscht wurde die Wahrscheinlichkeit, das 90ste Lebensjahr zu erreichen. Yates u.a, Arch Int Med, 2008

In China wurde eine richtig große Studie durchgeführt mit 170.000 Erwachsenen, die über einen Zeitraum von 9 Jahren untersucht wurden. Gu u.a. fanden heraus, dass das Todesrisiko unter Menschen mit Übergewicht geringer ist, als das für Menschen mit Normalgewicht. JAMA, 2006

In Finnland wurden über 2.000 Männer und Frauen in einem Alter zwischen 35-63 über 16 Jahre lang untersucht. Hier fand sich das geringste Todesrisiko bei übergewichtigen Männern und Frauen. Haapenen-Niemi et al, Int J Obesity, 2000

Engeland u.a. analysierten in Norwegen die Gesundheitsdaten von 2 Millionen Norwegern, im Alter zwischen 20 und 74, bei welchen Größe und Gewicht über einen Zeitraum von 22 Jahren dokumentiert und beforscht wurden. Aufgrund ihrer Ergebnisse forderten die Forscher, dass das BMI für Normalgewicht auf 25 – 30 hochgesetzt werden soll, weil in den BMIs unter 25 das Todesrisiko höher läge als bei übergewichtigen Menschen. Epidemiology, 2003

Wenn man sich diese Daten anschaut, kann man schon sehr ärgerlich werden. Wenn man sie nämlich in Bezug setzt zu Vorurteilen und Urteilen, die dicken Menschen in der Gesellschaft, aber eben auch im medizinischen Umfeld begegnen. Dann wird deutlich, dass wir jenseits wissenschaftlicher Erkenntnisse behandelt werden und uns behandeln lassen.


Gewicht ist kein grundsätzlicher Indikator für Krankheit oder Gesundheit.


Er kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht. Und in den meisten Fällen tut er es eben nicht. Spannend sind Möglichkeiten für den eigenen individuellen gesunden Lebensstil. Dies gilt für alle Menschen, egal wieviel sie wiegen. Und es kann sein, dass ein dicker Mensch einen deutlich gesünderen Lebensstil lebt, als ein Mensch mit deutlich weniger Gewicht. Gewicht ist eben nicht ein Indikator dafür. Diese Liste lässt sich verlängern, spannend ist außerdem, dass es keine Studie gibt, die mit einer ausreichend großen Zahl an Probanden das Gegenteil nachweist.

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