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4.Kapitel
ОглавлениеKallis Laden
Auf welch verschlungen Pfaden Rajiv Kalisada damals, vor etwa dreißig Jahren in die Stadt kam weiß kein Mensch. Eigentlich ist es auch nicht so wichtig. Er kam aus dem Nichts und plötzlich war er da. Kalli war Hindu und hatte die deutsche Staatsbürgerschaft erworben, auf die er sehr stolz war. Als vor Jahren auf der Zeche Concordia noch Bergleute unter dem Einsatz ihres Lebens, in bis zu tausend Metern Tiefe, in glühender Hitze, die Lungen voller Staub, Kohle aus dem Gestein heraushauten, bohrten, sprengten, oder frästen, in der Hütte noch Stahl gekocht wurde, da war die Welt der Menschen in der Straße noch in Ordnung. Da ging es ihnen gut, sie konnten sich nicht alle, aber viele Wünsche erfüllen. An Zahltagen boomte es nicht nur bei Kalli, sondern auch in der alten Zeche. Die Mädels arbeiteten damals aufopferungsvoll im Dreischichtbetrieb, um in den Stoßzeiten die Triebe ihrer Kunden zu befriedigen. Kalli war ein rasanter Autofahrer. Einige Mutige die sein Angebot annahmen ihn auf einer Ausfahrt zu begleiten, haben sich vorher in der Regel, liebevoll in aller Form von ihren Familien verabschiedet, sofern sie eine hatten. An seinem Dienstauto, ein anderes hatte er nicht, nagte schon der Zahn der Zeit. Es war übersät mit Beulen und Dellen, sowie ständiger Gast in Erdogans Werkstatt. Die Zeiten waren schwer, die Geschäfte gingen schlecht. Tagsüber lieferte er ohne Fehl und Tadel Pakete an seine Kunden. Wenn man einmal davon absieht, das hin und wieder, mangels verschlossener Hintertür seines Kastenwagens, das eine oder andere Paket den Weg in die Freiheit suchte, und aus dem dahin rasenden Automobil herausfiel.