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Dass eine bestimmte Rolle nur einer Person zuzuordnen wäre, ist bei Gob Squad nicht vorgesehen. Auf den Proben wird das feststehende Gerüst des Stücks entwickelt, das die verschiedenen Parts umfasst, die alle spielen können. Einziger Unterschied sind die jeweiligen persönlichen Geschichten, mit denen man die Rolle füllt.

Statt der üblichen Figuren im dramatischen Theaterkanon geht es für die Darsteller*innen um Aufgabenbereiche und Spielregeln, die klar definiert sind und eine festgelegte Zeitstruktur haben. Dies dient als Rahmen, der dann auch Improvisation zulässt.

Nach Auftritten in Nottingham, Gießen und Frankfurt am Main und ihrem ersten international beachteten Erfolg bei der documenta X waren Gob Squad 1997 beim Festival »Live Art – New Theatre for the 90s« erstmals nach Berlin ins Podewil eingeladen. Hier zeigten sie Close Enough To Kiss, ihre erste abendfüllende Performance im Theaterraum. Ein Jahr später bezogen sie im Podewil als Artists in Residence ein eigenes Studio. So verschob sich Ende der 1990er Jahre der Arbeits- und Lebensmittelpunkt der Gruppe nach Berlin. Obwohl sie oft zu hören bekamen, dass sie eigentlich zu spät in der Stadt gelandet waren und die »große Party« schon lange vorbei war, gab es viel Neues zu entdecken.

Schon bald wurde auch ihre neue Produktion What Are You Looking At? (1998) – eine Art Live-Installation – zum Publikumsmagneten der Ausstellung Berlin Biennale. Der Raum bildete, wie so oft in ihren Arbeiten, den entscheidenden Ausgangspunkt. Feiernd in wechselnden Outfits, verbrachten die Performer*innen mehrere Stunden in einer innen und außen verspiegelten Box. Nur die Zuschauer*innen konnten hineinsehen. Es entstand ein scheinbar geschützter, intimer Raum, der bald ein Eigenleben entwickelte und Privatheit und Öffentlichkeit in ein neues Verhältnis setzte: »Die Verbindung von Nähe und medialer Vermittlung spiegelt eine entfremdete Intimität, in der wir eines der wichtigsten Themenfelder unserer Zeit sehen«, sagt Berit Stumpf.


Volksbühne im Prater, Berlin, 2004

Eine faszinierende, kluge Vorwegnahme von Reality-Formaten. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Akteur*innen den Prozess hier selbst steuern konnten und die Kontrolle über die Kameras um sie herum wesentliches Element der Darstellung bleibt.

Mit Safe (1999) betraten die Performer*innen zum ersten Mal direkt die Bühne als Spielort, ohne sich in einem verspiegelten Kasten, wie zum Beispiel auch in Close Enough To Kiss, vom Publikum abzugrenzen.

Um die Nullerjahre herum standen Veränderungen an. Im Jahr 2001 verließen die beiden Gründungsmitglieder Alex Large und Liane Sommers die Gruppe, andere kamen hinzu. Simon Will, erst als Produzent tätig, wurde bereits 1999 neues Gruppenmitglied, später Bastian Trost im Jahr 2003 und zuletzt Sharon Smith, die 2007 erstmals bei Gob Squad’s Kitchen dabei war.

Nach dem Studio im Podewil bezogen sie 2003 ein Ladenbüro in der Torstraße. Ab 2005 wohnten dann alle in Berlin, damals schon eine Stadt, die sich in den über zehn Jahren seit Gründung der Gruppe rasant verändert hatte. Als sie sich die Miete in Mitte dann nicht mehr leisten konnten, zogen sie in einen bis heute bestehenden Arbeitsraum nach Kreuzberg. Ihre neuen Produktionen entstanden in dieser Zeit an der Volksbühne im Prater und im HAU Hebbel am Ufer in Berlin.

Im Laufe der Jahre entwickelten sich enge Kooperationen mit verschiedenen Kolleg*innen, u. a. mit Sebastian Bark und Jeff McGrory (Ton), Miles Chalcraft (Video/Computer) und Chris Umney (Technik) sowie u. a. mit Mat Hand, Tatiana Saphir und Laura Tonke als Gastperformer*innen. Eva Hartmann ist langjährige Managerin von Gob Squad; Ayla Suveren (Produzentin UK) und Christina Runge (Produzentin/Dramaturgin) gehören kontinuierlich zum Mitarbeiter*innenpool.

Gob Squad – What are you looking at?

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