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DIE BILDERMACHER*INNEN
ОглавлениеSeit Anfang 2000 werden selbstproduzierte Videobilder zunehmend wichtiger Bestandteil ihrer Performances – Gob Squad begeben sich selbst in die Position der »Bildermacher*innen«.
Einerseits, um eine Verbindung von der Bühne zur »Außenwelt« herzustellen, und andererseits, um verschiedene Raumsituationen im Theater selbst zu erzeugen, die es möglich machen, von einem geschützten, intimen Ort aus zum Publikum sprechen zu können. »Bei Sichtung des Bildarchivs ist mir aufgefallen, dass wir immer wieder mit der Videokamera in der Hand unterwegs sind. Wir präsentieren uns als Produzent*innen und Konsument*innen von Bildern, noch während wir sie herstellen«, so Sean Patten. Diese Bilder sind immer verbunden mit der Frage: Wer produziert sie und zu welchem Zweck? Die Kamera dient nicht, wie so oft, dazu, Menschen zu Objekten zu machen, sondern es geht um Kommunikation und andere Blickwinkel: »What are you looking at? How do you see me? What do you see when you look at me?«
In Super Night Shot (2003) etwa, der bisher erfolgreichsten, weltweit getourten Show der Gruppe, werden die Videobilder zum integralen Bestandteil der Aufführung. Jeweils ausgerüstet mit einer Kamera, begeben sich die Performer*innen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn auf die Straße. Es geht um die Herstellung eines außergewöhnlichen Moments jenseits des alltäglichen Funktionierens einer Stadt. Das Ende der Filmaufnahmen ist gleichzeitig der Anfang der Show: Nach erfolgreicher Mission des Kamerateams wird diese andere Erzählung über die Stadt als live geschnittener Film dem Publikum präsentiert.
Undenkbar wäre es für Gob Squad, dabei die Kamera aus der Hand zu geben. So bestimmen die Performer*innen selbst den Rahmen und den Grad von Intimität, der für das jeweilige Konzept sinnvoll erscheint.
Zu ihrer Form der Bildproduktion gehört es auch, sich problemlos schon existierende Bilder anzueignen und zu recyclen, ein »Theater des Readymade«, wie sie selbst sagen. So werden beispielsweise Aufnahmen aus Andy-Warhol-Filmen, wie Kitchen, Sleep oder seine legendären Screen Tests, mit Hilfe von Zuschauer*innen als Remake neu erzeugt und gemischt (Gob Squad’s Kitchen [You’ve Never Had It So Good], 2007). Das hier praktizierte Dekonstruieren und Verschieben von Wahrnehmungsweisen hat sich im Laufe der Jahre zu einem wesentlichen Kennzeichen der Arbeit entwickelt.