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Der mediale Zirkel
Wenn Menschen zusammenkommen und anderen Gutes tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, machen sie den Weg frei für die Liebe.
Master Chi
M ein erster Entwicklungszirkel traf sich in Mrs. Primroses Kirche in Glasgow, Schottland. Es war ein offener Kreis, d. h., jeder konnte daran teilnehmen. Daher kamen und gingen die Leute, weil sie entweder neugierig waren oder nur ein paar Mal vorbeischauten und feststellten, dass es für sie nicht das Richtige war. Meistens nahmen um die vierzig Personen daran teil, deren Entwicklungsstufen sich unterschieden, doch trotz der starken Fluktuation kamen mindestens zwölf Personen regelmäßig. Sie waren der Kern, der die Energie in der Gruppe aufbaute. Wenn ich an den Zirkel von damals zurückdenke, erkenne ich, dass meine Lehrmeisterin mich auf meine heutige Aufgabe vorbereitet hat.
Manchmal fragte ich Mrs. Primrose, ob wir einen privaten Zirkel nur mit der Kerngruppe gründen könnten, da in dieser Gruppe eine Menge Energie entstehen würde, mit der die geistige Welt arbeiten könnte. Doch sie antwortete immer nur, ich sei genau am richtigen Ort, und wenn die Zeit gekommen wäre, würde „die feinstoffliche Welt mich woandershin schicken“. Wie meistens behielt sie recht – in einem großen offenen Kreis zusammen zu meditieren bedeutete, viele verschiedene Leute mit lauter unterschiedlichen Vorstellungen von der medialen Entwicklung kennenzulernen – von sehr Bescheidenen bis hin zu den größten Egozentrikern. Diese Art von Erfahrungen war für die Arbeit, die ich heute mache, äußerst wertvoll. Wenn Sie andere unterrichten, ist es notwendig zu verstehen, an welchem Punkt ihrer Entwicklung Ihre Schüler sich gerade befinden.
Nicht alle, die in unseren Zirkel kamen, wollten ein Medium oder Heiler werden. Manche schauten nur herein, weil sie sich für das Thema interessierten oder weil sie einsam oder traurig waren und Trost suchten. Andere tickten nicht ganz richtig; für sie war es ein Ort, an dem sie jedem zeigen konnten, wie „wichtig“ sie waren.
Meine Lehrmeisterin behielt mich sieben Jahre lang in dieser Gruppe, und ich weiß auch warum. Dadurch erfuhr ich vieles über andere Menschen und ihre Bedürfnisse, und ich lernte, wie ich echten Begabten, die etwas vom Weg abgekommen waren, helfen konnte. Darum bat mich Mrs. Primrose in den letzten Jahren meiner Ausbildung bei ihr öfter. Sie zeigte mir jemanden und forderte mich auf: „Finde einen Weg für ihn.“ Als ich sie einmal fragte, warum wir einen Mann im Zirkel behielten, der vorlaut war, ständig störte und viele der anderen beherrschte, sagte sie nur, alle Energien könnten von der feinstofflichen Welt genutzt werden, und wenn wir ihn behielten, würde sie die Energie dieses Mannes schon verfeinern.
Nach ihrem Tod gründeten Jim und ich mit fünf anderen aus der offenen Gruppe unseren eigenen privaten Zirkel. Die feinstoffliche Welt hatte mich tatsächlich woandershin geschickt, und der Zeitpunkt für unseren eigenen medialen Zirkel fühlte sich richtig an.
Ich hatte gelernt, dass sich alles von alleine ergibt, wenn man etwas für die feinstoffliche Welt tun soll. Dann entsteht eine gewisse Synchronizität, die Ihre eigenen Gedanken bestätigt. Genau das geschah mit unserem Privatzirkel. Ich arbeitete damals so intensiv als Medium, dass ich kaum noch die Zeit für die Kirche hatte, doch ich vermisste es, mich weiterzuentwickeln. So fragte ich Jim, ob wir unseren eigenen medialen Zirkel gründen sollten, und wenn ja, wen er dafür geeignet hielt. Ich hatte mir schon eine Liste im Kopf zurechtgelegt, aber ich wollte sehen, ob wir ähnlich dachten.
Jim zählte genau dieselben Namen auf, und ich fragte mich, ob sie auch schon dasselbe gedacht hatten. Das kann passieren, wenn man einem Zirkel beitritt – aus dem Blauen heraus kommt einem der Gedanke, jemanden zu kontaktieren, und ohne es zu wissen, hat derjenige denselben Gedanken. Unser erstes Mitglied musste ich noch nicht einmal fragen – Sandra rief mich von sich aus an und fragte, ob ich Interesse daran hätte, einen Zirkel mit ihr und Christine (die die Nächste auf meiner Liste war) zu gründen. Anscheinend hatten sie sich am Tag zuvor getroffen, und beide verspürten den Drang, wieder in einem Zirkel von Jim und mir zu sein.
Damals hatte ich auch einen seltsamen Traum: Ich träumte von einer Bekannten, die noch nie Teil eines Entwicklungszirkels gewesen war und, soweit ich wusste, das auch nie gewollt hatte. Dronma war tibetanische Buddhistin, und obwohl sie sich für spirituelle Themen interessierte und ich sie schon immer für sensitiv gehalten hatte, hatte sie mir nie den Eindruck vermittelt, an einem medialen Zirkel teilnehmen zu wollen.
Doch gerade als wir unseren neuen Zirkel planten, rief sie mich an und erzählte mir, sie habe einen bizarren Traum gehabt, in dem sie mit anderen in einem Kreis saß und in dem sich alle an den Händen hielten. Wie sie sagte, wollte sie mehr darüber herausfinden.
Kurz und gut: Sie wurde unser fünftes Mitglied, und als Künstlerin war sie ein Glücksfall für die Gruppe, da wir dachten, sie könne vielleicht die Bilder und Symbole zeichnen, die unsere Geistführer dem Zirkel sendeten.
Innerhalb einer Woche zählten wir sieben Mitglieder. Die beiden anderen waren Margaret, eine ältere Kundin meines Friseursalons, die gern Teil eines Zirkels sein wollte, und Pat, der als Medium arbeitete und mich fragte, ob ich vielleicht eine mediale Gruppe gründen wollte, da er das Gefühl habe, seine Gabe als Medium noch weiterentwickeln zu müssen.
All das entstand aus einem kleinen Gedanken heraus, der hinaus ins Universum geschickt worden war. Jetzt war unser Zirkel vollständig.
In den darauffolgenden sieben Jahren trafen wir uns jeden Sonntagabend um acht in unserer Wohnung und öffneten unseren sakralen Raum. Mit der Zeit bildeten sich zahlreiche wunderbare Verbindungen. Am stärksten war das freundschaftliche Band zwischen uns. Ich glaube, wir alle lernten voneinander, und immer, wenn einer von uns ein Problem hatte, eilte ihm die restliche Gruppe sofort zu Hilfe.
In diesem Zirkel baute sich eine unglaubliche Energie auf, und wir erhielten viele konkrete Nachweise aus der feinstofflichen Welt und auch ganz klare Lehren von unseren Geistführern. In der ersten Zeit erschien Master Chi regelmäßig und gab uns Anleitungen, die uns halfen, den Kreis aufzubauen. Weitere Lehrmeister sprachen manchmal durch die anderen Teilnehmer; sie gaben uns viele Ratschläge für den Alltag und für konkrete Probleme.
In der Gruppe herrschte nie Mangel an spiritueller Führung, und wir hatten immer das Gefühl, als würde der Zirkel auf einer viel tiefgründigeren Ebene arbeiten als der offene Kreis, an dem wir vorher teilgenommen hatten. Und die Zeichnungen, die Dronma während der Sitzungen anfertigte, bestätigten das, worauf die jeweiligen Teilnehmer eingestimmt waren, wenn sie mit der feinstofflichen Welt verbunden waren.
Selbst außerhalb der Sessions waren wir durch eine Art telepathischer Leitung miteinander verbunden – wenn einer von uns Sorgen oder Probleme hatte, spürten alle anderen sie und meldeten sich bei ihm. Auch wenn unser Zirkel vor fast zehn Jahren aufgelöst wurde, besteht unser sensitives Netzwerk noch heute.
So wie der offene Zirkel die Vorbereitung auf meine öffentliche Arbeit als Medium und Lehrer war, so vermittelte wohl dieser erste private Zirkel die Techniken der Entwicklungsarbeit, die ich nun anwandte, um Steven auszubilden.
Die Vorbereitung auf den Zirkel
Steven meditierte anderthalb Jahre lang als unser Schüler mit uns, bevor wir uns für die Arbeit als Gruppe öffneten. Mir war klar, dass er sich in einem Zirkel anders fühlen würde und dass die Energie, an die er und ich bei unseren Sessions gewöhnt waren, sich durch Jims Anwesenheit ändern würde. Deshalb nahm ich Jim manchmal zu unseren Trainingssessions mit, damit Steven die veränderte Kraft spüren konnte. Jim und ich waren daran gewöhnt, gemeinsam im Zirkel zu meditieren, aber ich wollte, dass auch Steven sich dazugehörig fühlte. Jeder neue Teilnehmer eines Zirkels bringt eine neue Energie mit, und die Eingewöhnung kann dauern. Schon viele Schüler haben mir gesagt, ihnen sei in einem Zirkel, zu dem sie eingeladen worden waren, unbehaglich zumute gewesen, da sie sich nie wirklich als Teil der Gruppe gefühlt hatten. Das sollte Steven nicht passieren. Ich hatte ihn sorgfältig vorbereitet, und auch wenn er noch viel lernen musste, war er schon etwas auf Jim und mich eingestimmt und konnte sich der feinstofflichen Welt annähern, als er anfing, an unserem Zirkel teilzunehmen.
Eines Sonntagabends um sieben Uhr beschlossen wir, in unserer Wohnung zusammenzusitzen. Das war der Tag, an dem wir in unserem vorherigen Zirkel in Schottland meditiert hatten, und daher fühlte es sich vertraut an. Es ist wichtig, den Zirkel jede Woche zur selben Zeit am selben Ort abzuhalten, denn dadurch wird die Energie an diesem Ort aufgebaut. Außerdem fördert es eine Art Verpflichtung und Engagement an die spezielle Zeit, die man sich für die feinstoffliche Welt nimmt.
Mittlerweile wusste unser neues Mitglied schon, was er während der Session zu tun hatte. Er hatte gelernt, im Geist Raum zu schaffen und seine Schwingung anzuheben, so dass sein Geistführer kommen und sich in diesem Raum aufhalten konnte. Er musste nur noch üben.
Viele Leute nehmen an, dass Geistwesen sich manifestieren und alle möglichen Phänomene auftreten, wenn wir in einem medialen Zirkel sitzen. Wenn sie nur wüssten, wie viel Energie und jahrelanges Engagement es braucht, um so etwas hinzubekommen! In unserem Zirkel wollten wir nur einen heiligen Raum schaffen, an dem wir uns versammeln und unsere Geistführer zu uns bitten konnten. Von Anfang an sagten wir Steven, dass wir alle Energien, die sich in der Gruppe aufbauten, nutzen wollten, um jemandem zu helfen, den wir kannten oder von dem wir gehört hatten. Das ist der Sinn und Zweck eines Zirkels: anderen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie uns.
Wie in seinen vorherigen Sitzungen musste Steven nur zur Ruhe kommen und loslassen.