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ORPHEUS’ TOD

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Wie du mich zurücklässt, Liebste –,

Von Erebos gestoßen,

dem unwirtlichen Rhodope

Wald herziehend,

zweifarbige Beeren,

rotglühendes Obst –

Belaubung schaffend,

die Leier schlagend

den Daumen an der Saite!

Drei Jahre schon im Nordsturm!

An Totes zu denken, ist süß,

so Entfernte,

man hört die Stimme reiner,

fühlt die Küsse,

die flüchtigen und die tiefen –,

doch du irrend bei den Schatten!

Wie du mich zurücklässt –,

anstürmen die Flussnymphen,

anwinken die Felsenschönen,

gurren: »Im öden Wald

nur Faune und Schratte, doch du,

Sänger, Aufwölber

von Bronzelicht, Schwalbenhimmeln –,

fort die Töne –

Vergessen –!«

– drohen –!

Und Eine starrt so seltsam.

Und eine Große, Gefleckte,

bunthäutig (»gelber Mohn«)

lockt unter Demut, Keuschheitsandeutungen

bei hemmungsloser Lust – (Purpur

im Kelch der Liebe –!) vergeblich!

drohen –!

Nein, du sollst nicht verrinnen,

du sollst nicht übergehn in

Jole, Dryope, Prokne,

die Züge nicht vermischen mit Atalanta,

dass ich womöglich Eurydike

stammle bei Lais –,

doch: drohen –!

und nun die Steine

nicht mehr der Stimme folgend,

dem Sänger,

mit Moos sich hüllend,

die Äste laubbeschwichtigt,

die Hacken ährenbesänftigt –:

nackte Haune –!

nun wehrlos dem Wurf der Hündinnen,

der wüsten –

nun schon die Wimper nass,

der Gaumen blutet –, und nun die Leier

hinab den Fluss –

die Ufer tönen –.

Statische Gedichte

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