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Visionen

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Seit der Antike sieht der Mensch in Spiegelungen etwas Magisches. Als Hilfsmittel zum Erzeugen von Visionen sah man in ihnen einen mystischen Zugang zur Welt der Götter oder transzendenten Realitäten. Noch im 19. Jahrhundert verhüllten manche Familien ihre Spiegel mit Tüchern, aus Angst, die Seele eines kürzlich verstorbenen könne darin entschwinden, um dann den Lebenden weiter zu erscheinen.

Abb. 2: Gespiegelte "Infrared Portrait of the Large magellanic Cloud". Auch hier wieder merkwürdige Gestalten bzw. Gesichter im Bild. Pareidolie oder mehr? Originalfoto NASA.

Als noch keine Spiegel existierten, erkannte der Mensch in der spiegelnden Oberfläche mancher Wasserstellen etwas Mystisches und verwendete diese als Hilfsmittel zur Auslösung von Visionen2,3. Ebenfalls die Kristallomantie – also das Schauen in eine Kristallkugel – wurde vor allem in der Zeit des Mittelalters von zahlreichen Wahrsagern ausgeübt, und auch beim Blick in die Kristall-Kugel sollen dem Medium darin, nach einer Zeit der meditativen Versenkung, wolkenähnliche Gebilde und schließlich Visionen zu Teil geworden sein 4. Einer der bekanntesten Wahrsager bzw. Astrologen des Mittelalters, welcher jene Methode verwendete, war der geheimnisumwitterte Mystiker und Hof-Astrologe Königin Elisabeth 1, Dr. Dee (1527-1608) 5,6. Bei seinen Visionen wertvolle Dienste leistete Dee angeblich eine noch heute im britischen Museum zu besichtigende, allerdings nur „6 Zentimeter im Durchmesser“ umfassende Kristallkugel. Mit jener Kugel hatte es eine merkwürdige Bewandtnis, soll doch während einer gemeinsamen, medialen Trance-Sitzung zwischen „seinem Gehilfen“, dem Medium Edward Kelley (1555-1597), und John Dee ein merkwürdiges Licht, von ihr ausgehend, in Richtung Kelley geschwebt sein. Jenes Licht wurde von Kelley als Engel interpretiert und diktierte ihm laut eigenen Aussagen alphabetische Botschaften, welche an „mehrere Tafeln, bestehend aus 49 mal 49 Feldern, in denen einzelne Buchstaben angeordnet waren“, übermittelt wurden. Besagter Engel teilte dem Medium bei diesem Versuch die angeblich von dem biblischen Patriarchen Henoch erfundene, henochische Sprache mit, welche von Dee als „Sprache der Engel“ bezeichnet wurde und die es bis Dato auf der Erde nicht gab. Glaubt man dem Medium, so enthielten die geistig interpretierten Botschaften hoch komplexes, okkultes Wissen über die verborgenen Kräfte der Natur. Näher auf den Inhalt jener, von Okkultisten bis heute als magisch bezeichneten Sprache einzugehen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Nur eines sei gesagt: Der biblische Patriarch Henoch soll angeblich über ein höheres göttliches Wissen verfügt haben und „in den Himmel entrückt“ worden sein 7. Ob es sich bei den Lehrmeistern Henochs in Wahrheit möglicherweise, wie beispielsweise die Befürworter der Paläo-Seti-Hypothese glauben, um außerirdische Wesen gehandelt hat, werden wir wohl nie erfahren. Des weiteren muss in diesem Kontext wohl offen gelassen werden, ob John Dees Kristall-Kugel tatsächlich nur ein medialen Zwecken dienender Gegenstand war oder vielleicht sogar so etwas wie eine, von Außerirdischen installierte Sende- und Empfangseinheit.

Der geheimnisumwobene Schleier des Spiegels findet seinen Niederschlag auch in zahlreichen Sagen und Legenden.

Abb. 3. Nachträglich gespiegelter Sternenhaufen. Auch hier sieht der Betrachter seltsame, Wesens ähnliche Konturen. Ist dies nur ein Produkt der individuellen Phantasie oder mehr? :"At the Heart of Stellar Chaos".Original Foto NASA

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