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Der Spiegel im Märchen

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Erstaunlich ist übrigens, dass ebenfalls der Spiegel bei „Alice im Spiegelland“, bevor Alice durch ihn hindurchging, eine milchige Farbe annahm. Hat Lewis Caroll also absichtlich den magisch, spiritistischen Charakter des Spiegels in seine Erzählung eingebaut, und handelt es sich bei Alice Erlebnissen im Spiegelland in Wahrheit um die Entrückung in einen anderen Bewusstseinszustand? Oder wird auch hier, vom Zauber des Märchens umkleidet, ein Dimensionsportal in eine andere Realität beschrieben?


Abb. 17 Fotografische Wasserspiegelung aus der sich mehrere Gesichtskonturen herausschälen. Foto: Gottfried Bonn.

Eingänge in andere Welten waren bereits des Öfteren Gegenstand von Märchen. Vielen bekannt dürfte die Erzählung von der Goldmarie sein, welche nach dem Betreten eines Brunnens in einer anderen Welt auf die mythologische Gestalt der Frau Holle trifft. Brunnen, Höhlen oder spiegelnde Wasserflächen stellten in den Sagen unserer Vorfahren meist auch einen Zugang zur Unterwelt dar, welcher jedoch auch in himmlische Gefilde führen konnte 18. Darüber hinaus findet die Mystik des Spiegels ihren Niederschlag bereits in zahlreichen anderen Märchen, so beispielsweise auch in „Schneewittchen“ der Gebrüder Grimm. Wer kennt nicht die Erzählung um die böse Königin, welche einen magischen Spiegel fragt, wer denn die Schönste im ganzen Land ist und dieser daraufhin antwortete19:

„Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.“

Da war sie zufrieden, denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagte.

Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön wie der klare Tag und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“

so antwortete er„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“


Abb. 18: Feenhafte Gestalt in Blumenfotografie. Foto: Gottfried Bonn

In diesem Märchen wird der Spiegel symbolisch sehr schön als Instrument zur Selbsterkenntnis dargestellt, und der Hinweis auf die vermeintliche Schönheit der Betrachterin soll wohl auch einen Blick in die eigene seelische Aura der Protagonisten des Märchens erlauben. Auch die sogenannte Kirlian-Fotografie, deren ausführliche Erläuterung wir uns an dieser Stelle aus Platzgründen ersparen müssen, soll angeblich dazu in der Lage sein, die Aura des Menschen sichtbar zu machen, um eventuelle Lücken in dieser als Ausdruck von Krankheit zu interpretieren. Ebenfalls der Buddhismus und zahlreiche andere antike Kulturen betrachteten den Spiegel übrigens als Reflexion des eigenen Selbst und verwendeten ihn wie beispielsweise im Kongo zur Durchführung magischer Rituale.

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