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1. Grundlegende Bemerkungen zum Umgang mit Träumen

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Die Schlafforschung der letzten Jahrzehnte hat herausgefunden, dass jeder, der schläft, auch träumt. Die Fähigkeit zu träumen ist jedem Menschen gegeben, auch denen, die sich selten oder nie an ihre Träume erinnern können. Wenn das so ist, dann ist jeder Mensch vor die Frage gestellt: Wie gehe ich mit meinen Träumen um?

Eine immer noch – leider nicht ganz selten – anzutreffende Haltung ist diejenige, die sich sprichwörtlich in dem Satz „Träume sind Schäume“ ausdrückt. Eine solche Haltung hat meiner Einsicht nach zwei Gründe:

Der eine hängt mit einer Hilflosigkeit im Verstehen von Träumen zusammen. Wie soll man mit den nächtlichen Symbolen und Sequenzen der Träume umgehen? Diese Hilflosigkeit kann dazu führen, die eigenen Träume zu übergehen.

Den anderen Grund sehe ich in einem intuitiven Widerstand gegenüber der Botschaft der eigenen Träume. Im Traum könnten sich möglicherweise unangenehme Hinweise auf noch unbewusste Nöte, Wahrheiten und Lebenskonflikte zeigen, die der Träumer oder die Träumerin lieber von sich fernhalten will. Oft führen sie immer wieder zu unangenehmen Einsichten, die zum Teil in sehr drastischen, aufwühlenden Bildern verpackt auftreten. Dabei kommen Zusammenhänge ans Licht, die unser Selbstbild und unsere Lebensorientierung infrage stellen und auf Erlebnisse hinweisen, die der Aufarbeitung bedürfen. Sie unterwerfen immer wieder das Bild, das wir von uns selber haben, einer Prüfung. Sie können Persönlichkeitsfacetten von uns ans Licht bringen, die uns unangenehm oder sogar peinlich sind. Diese Hinweise können so deutlich sein, dass Träumende nach dem Motto reagieren: Ich möchte damit nichts zu tun haben. Manche weichen auf diese Weise einer Selbsterkenntnis aus, die für sie zu schmerzhaft ist – und lassen unbewusst ihre Träume nicht zu.

Allerdings hat dieses verdrängende Ausklammern der Träume neben der verpassten Chance einer vertieften Selbsterkenntnis noch einen weiteren Nachteil: Wie im Laufe dieses Buches gezeigt wird, enthalten Träume auch immer wieder Mut machende Bilder und Botschaften. Diese kommen bei einer grundsätzlichen Ausklammerung der eigenen Träume nicht beim Adressaten an. Wer seine Träume also negiert, verhindert die Möglichkeit der Entfaltung dieser wertvollen Seite der Traumbotschaft.

Hilfreich ist ein dauerhaftes Ausweichen vor den eigenen Träumen also nicht. Die Tatsache, dass unser Gehirn Nacht für Nacht Traumbilder produziert, kann zu der Überlegung einladen, ob hinter der menschlichen Fähigkeit zu träumen nicht ein Sinn stehen könnte, den zu entdecken sich lohnt. Sie kann zur Einladung werden, sich um ein Verstehen der Traumbilder zu bemühen. Wenn wir unangenehmen Dingen nicht ins Gesicht sehen und so tun, als existierten sie nicht, heißt das beileibe nicht, dass sie aufhören zu bestehen. Unterdrückte Dinge leben im Unbewussten weiter und können auf unberechenbare Weise ins Leben hineinwirken.

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