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Vorwort

John Beattie, Fernsehmoderator und ehemaliger Auswahlspieler der schottischen und britischen Rugby-Nationalmannschaft

Als ich Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre auf Borneo aufwuchs, waren sämtliche meiner Helden Schotten. Mein Vater spielte auf einem alten Plattenspieler Dudelsackaufnahmen, und meine Brüder und ich marschierten dazu auf den blanken Holzdielen. Er erzählte uns die Geschichten schottischer Großtaten, während wir hinaus auf den dunstigen Dschungel blickten.

Mein Vater stammte aus Govan und war ein junger Kautschuk-Farmer, aber er erzählte von den Erfindern, den Friedenskämpfern, einigen Kriegshelden und natürlich von erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern. Da waren zum Beispiel der Automobilrennfahrer Jim Clark, der Boxer Benny Lynch, zahllose Fußballspieler und später der Schwimmer Bobby McGregor.

Selbst als kleiner Junge begriff ich schon damals, dass es für Schotten ungewöhnlich war, in ihrem Sport zu den Besten der Welt zu gehören. Hatten sie es aber geschafft, so hatten sie dies unter großen Opfern erreicht und waren besondere Männer und Frauen.

In meiner Karriere als Rugbyspieler war ich mir sehr wohl bewusst, nicht der Beste der Welt zu sein. Bisweilen gehörte ich nicht einmal zu den Besten in Schottland, aber genau das spornte mich und meine Freunde an, über uns hinauszuwachsen und hin und wieder nicht für möglich gehaltene Siege zu feiern.

Der Fähigkeit, besondere Lösungen zu finden und erfolgreich umzusetzen, haftet etwas sehr Schottisches an. Die Erfolge im Rugby waren Schottlands Fortschritten auf theoretischem Gebiet zu verdanken. Jim Telfer war als Trainer seiner Zeit voraus, und unter Anleitung von Fitness-Guru David McLean gehörten die schottischen Spieler weltweit zu den Ersten, die ein spezifisches Fitnesstraining absolvierten. Wir bekamen unsere individuellen Gewichte und ein maßgeschneidertes Programm mit Übungen verpasst und wurden auf dem Laufband getestet, bis wir umfielen.

Für mich waren die Erkenntnisse Gold wert, denn ich befand mich auf einer zehnjährigen Entdeckungsreise, während derer ich auf der Suche nach immer neuem Wissen zahllose großartige Bücher las – unter anderem die Werke des südafrikanischen Rugby-Trainers Danie Craven – und mich regelmäßig mit einflussreichen Männern wie Bill Dickinson austauschte, der zu jener Zeit bei der schottischen Rugby-Nationalmannschaft als »Berater des Kapitäns« fungierte.

Das hat mich schon immer am Sport fasziniert: Es ist eine ständige Suche nach Wissen. Sport ist für alle da, und jeder möchte dieses Wissen einfach und verständlich vermittelt bekommen. Und das bringt mich auf Graeme Obree.

Graeme ist bekannt dafür, keine Kompromisse einzugehen und alles in die Waagschale zu werfen. Von dieser Qualität zeugt auch dieses Buch, in dem 45 Jahre Erfahrung in der intensiven Auseinandersetzung mit dem Fahrrad als Sportgerät und dem Dasein als Athlet stecken. Wie eine Art Konfuzius aus Ayrshire ist er bis ins letzte Detail mit seinem Geist, seinem Körper und seiner Beziehung zum Sport vertraut. Mitunter grenzt seine Herangehensweise fast an Besessenheit, aber was ihn auszeichnet, ist ein überaus wacher Intellekt, der seine Leidenschaft befeuert und ihn befähigt, mit einem ganzheitlichen Ansatz den für ihn richtigen Weg zu finden. Das soll nicht heißen, dass er immer Recht hätte, denn das ist nicht der Fall, aber Graeme ist stets bereit, sich auf die Suche nach einer besseren Lösung zu machen, um eine Leistungssteigerung zu erzielen.

Wie alle großen Sportler beherrscht er sein Handwerk aus dem Effeff. Alles, was über das Radfahren, Aerodynamik, Physik, Kraft oder sportliche Leistungsfähigkeit in Erfahrung zu bringen ist, hat er sich in einem jahrelangen, höchst akribischen (Selbst-)Studium angeeignet. »Graeme weiß«, um Robert Millar zu zitieren, einen anderen Großen des schottischen Radsports, »genau, wovon er redet.«

»Radsporttraining mit der Methode Obree« ist ein umfang- und facettenreicher Ratgeber für alle Radfahrer, vor allem solche, für die der Sport eine neue oder wiederentdeckte Leidenschaft ist. Dieses Buch bietet einen riesigen Fundus und eine große Bandbreite an Wissen und Einsichten. Aber es ist für interessierte Laien geschrieben, fast wie eine Erzählung, und weder mit unverständlichem Fachchinesisch überfrachtet noch mit Lobpreisungen, die den Leser animieren wollen, sich unbedingt für teures Geld die neuesten Produkte und alle möglichen vermeintlichen Innovationen anzuschaffen. Im Gegenteil.

»Radsporttraining mit der Methode Obree« ist das etwas andere Trainingshandbuch. Es stellt komplexe Zusammenhänge auf verständliche Weise dar und richtet sich ebenso an reine Hobbyradsportler wie an Elitefahrer. Beim Lesen werden Sie das Gefühl haben, einem großen Geist zu lauschen, der sich zu den Fragestellungen und Herausforderungen wahrhaftig eigene Gedanken gemacht hat. Und es sind dies zumeist Fragestellungen und Herausforderungen, die sich ohne weiteres auch auf andere Sportarten übertragen lassen.

Hinzu kommt: Die Ratschläge, die Graeme Obree in diesem Buch darlegt, haben ihn selbst groß gemacht und an die Spitze geführt. Auch in diesem Sinne ist das hier präsentierte Wissen außergewöhnlich.

Als er Weltrekorde brach, gab es irgendwo Väter, die ihren Söhnen von diesem Graeme Obree erzählten, einem Schotten, der in seinem Sport der Beste der Welt war. Einer dieser Väter war ich.

Radsporttraining mit der Methode Obree

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