Читать книгу Blackout - Gregg Hurwitz - Страница 5
ОглавлениеAls ich aufwachte, spürte ich die Infusionsschläuche, die mit Heftpflaster an meinem Arm befestigt waren, eine Magensonde, die man mir durch die Nase gelegt hatte, und meine Zunge, die taub und dick wie eine Socke gegen meine Zähne drückte. Mein Mund war heiß und schmeckte nach Kupfer, und vom vielen Knirschen schienen alle meine Backenzähne zu wackeln. Als ich in das grelle Licht blinzelte, sah ich ein verschwommenes Gesicht, das unangenehm nah vor meinem schwebte – es gehörte zu einem Mann, der rittlings auf einem umgedrehten Stuhl saß. Seine dicken Unterarme hatte er übereinandergelegt, in einer seiner kantigen Fäuste hielt er ein Blatt Papier. Ein Zweiter stand hinter ihm, genauso gekleidet – zerknitterter Mantel, gelockerte Krawatte am offenen Kragen, ein Glitzern an der Hüfte. Ein zum Statistendasein verdammter Arzt wartete an der Tür und ignorierte das Gepiepse und Gefiepe der elektronischen Geräte ringsum. Ich war in einem Krankenhauszimmer.
Mit dem Bewusstsein kam auch der Schmerz zurück. Keine Lichttunnel, keine Explosionen, kein Feuerwerk und auch keine anderweitigen, abgedroschenen Klischees. Nichts als Schmerz, stumpf und konzentriert, ein Rottweiler, der sich in seinen Knochen verbissen hat. Geräuschvoll strömte die Luft durch meine Kehle.
»Er ist aufgewacht«, sagte der Arzt aus weiter Ferne. Eine Krankenschwester tauchte auf und stach eine Nadel in die Weiche meiner Infusion. Eine Sekunde später durchflutete wohltuende Wärme meine Venen, und der Rottweiler legte eine Atempause ein.
Ich hob den Arm mitsamt den daran hängenden Schläuchen und tastete nach meinem dröhnenden Schädel. Meine Handfläche traf jedoch nicht auf Haar, sondern auf einen stoppeligen Saum. Benommenheit und Übelkeit verstärkten meine Verwirrung. Als meine Hand wieder auf meine Brust herabsank, bemerkte ich die dunklen Halbmonde unter meinen Fingernägeln.
Hatte ich mich irgendwo herausgegraben?
Der Polizist auf dem Stuhl drehte das Blatt Papier um, das er in der Hand hielt, und ich erkannte das Foto eines Tatorts.
Eine Nahaufnahme vom Oberkörper einer Frau, deren Unterleib mit dunklem Blut verklebt war. Die schmale Einstichwunde unter den Rippen war so schwarz, dass man hätte meinen können, man bräuchte einen stärkeren Blitz, um ihre Tiefen ganz zu ermessen.
Ich hob eine Hand, wie um das Bild wegzuschieben, und im stumpfblau fluoreszierenden Licht sah ich, dass der Dreck unter meinen Nägeln leicht rötlich schimmerte.
Ob von den Medikamenten oder vom Schmerz, ich weiß es nicht, aber ich spürte, wie sich mein Magen hob und meine Kehle plötzlich wie zugeschnürt war. Beim zweiten Versuch war meine Stimme immer noch rauh und kaum hörbar hinter dem Plastikschlauch. »Wer ist das?«
»Ihre Exfreundin.«
»Wer ... wer hat ihr das angetan?«
Der Detective schob den Unterkiefer ganz langsam einmal von links nach rechts.
»Sie.«