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Ich sitze in meinem Highlander und fahre eine steile Straße hinauf. Das einzige Licht kommt von meinen Scheinwerfern und der von Zweigen gedämpften Straßenbeleuchtung. Der Schweiß läuft mir über die Stirn und beißt in meinen Augen. Ein strenger Geruch wie von geschmolzenem Gummi hängt mir in der Nase. Ich fahre schnell. Die Straße ist absurd schmal und ich muss immer wieder parkenden Autos ausweichen. Ich kenne diese Straße. Mit quietschenden Reifen durchfahre ich eine Haarnadelkurve, und da ist es auch schon, da kommt es in Sicht.

Genevièves Haus.

Düster ragt es dort vorne auf, ein hölzernes Gesicht, das aus einer Felswand herausstarrt. Die Pfähle gehen wie Tentakel in den Boden. Über die Schindeln rankt der Efeu.

Die Uhr in meinem Armaturenbrett leuchtet, 1 Uhr 21.

Ein jäher Krampf schnürt mir die Brust zusammen. Ich fahre rechts ran, ein wenig zu hektisch, so dass ein Vorderreifen auf den Gehweg hüpft und einen Sprinklerkopf am Rand des bescheidenen Rasenstücks zerstört. Ich werfe meine Autotür auf und renne die steilen Stufen zur Eingangstür hinauf, wobei sich die Zementplatten leicht unter meinen Füßen bewegen. Der bittere Geruch wird stärker, fast schon unerträglich. Hinter mir quietscht die Autotür in den Angeln und macht den Grillen Konkurrenz.

Bei meinem letzten Schritt falle ich beinahe und stolpere auf die Veranda. Ich höre Musik – irgendetwas Klassisches, Majestätisches. Oder ist das nur in meinem Kopf?

Der Philodendron zittert im leichten Wind. Ich bücke mich, greife mit verschwitzten Händen nach dem Terrakottatopf, und glänzende Blätter streifen mir übers Gesicht. Die Pflanze kippt leicht, sie gleitet mir aus den Händen, und als sie auf den Boden plumpst, bekommt der Untersetzer aus Ton unter ihrem Gewicht einen Sprung. Der Riss sieht aus wie ein Blitz und reicht fast bis zum Rand. Nachdem ich mir die Handflächen an meiner Jeans abgewischt habe, schiebe ich den Blumentopf wieder zurecht, und dort liegt der Schlüssel und glänzt im Schmutz.

Mit schrecklich dröhnendem Kopf wurde ich wach, auf zerwühlten Bettdecken, in klammer, adrenalingetränkter Panik. Die Hitze jagte über meine Narbe, so intensiv, dass ich beim Betasten einen Moment lang fast das Gefühl hatte, sie sei nass.

Ich brauchte eine Weile, bevor ich mich orientieren konnte. Mein Bett. Meine erste Nacht zu Hause. Mein Fenster hatte sich in zwei wandernde Rechtecke geteilt. Ich blinzelte, um die schwankenden Glasscheiben wieder zu einer zu verschmelzen. Auf meiner Zunge lag ein bitterer Geschmack wie von der Rinde einer harten Frucht. 23:23 sagte meine Uhr auf dem Nachttisch.

Ich versuchte, meine Atmung zu verlangsamen, aber mein Traum schwirrte mir in einer verwirrenden, aufgeregten Schleife unaufhörlich weiter durch den Kopf. Er hatte sich anders angefühlt als jeder andere Alptraum, den ich je gehabt hatte. Zugleich realer und surrealer. Hatte ich ein Stück Zeit wiedergefunden? Wie ich in der Nacht des dreiundzwanzigsten September zu Geneviève hinüberfuhr? Oder heute Nacht? Oder war das alles nur Freud im Schnelldurchlauf, Phantasien, die Purzelbäume schlagen, wenn der Zensor mal eine Kaffeepause einlegt?

In meinem Traum hatte mein Autoreifen einen Sprinklerkopf beschädigt. Und der Terrakottatopf war mir aus der Hand geglitten und hatte den Untersetzer zerbrochen. Diese Bilder bedeuteten nichts. Aber was, wenn dieser Sprinkler und der Untersetzer tatsächlich kaputt waren? Endlich etwas Konkretes, was ich mit eigenen Augen überprüfen konnte.

Schlaftrunken warf ich die Bettdecke zurück und rollte mich aus dem Bett, ein Gefühl, als tauche ich unter Wasser. Die Luft war unerklärlich kalt, und plötzlich hatte ich den Eindruck, dass sich im Erdgeschoss etwas bewegte. Ich trat auf den Laufsteg hinaus und blickte über das Geländer ins Wohnzimmer hinunter.

Unten auf dem Teppich lag eine anderthalb Meter lange Metallstange. In meinem angeschlagenen Zustand brauchte ich einen Augenblick, bevor ich sie als die Stange identifizieren konnte, mit der ich immer die Schiebetür zum Hintergarten sicherte. Ich hörte, wie der Wind am Türrahmen entlangstrich, auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, und dann wurde mir auf einmal wieder bewusst, dass kalte Luft an meine nackte Haut drang. Das Geräusch des Verkehrs unten auf der Autobahn war zwar schwach, wurde aber durch kein Hindernis gedämpft.

Während ich dort stand, versuchte ich mich aus meiner Starre zu lösen und eine logische Erklärung für alles zu finden. Wahrscheinlich war ich erschöpft von der Veranda ins Haus gegangen und hatte vergessen, die Tür hinter mir zu schließen. Schließlich war ich gerade nach vier Monaten von einem Ort zurückgekehrt, an dem ich keine Kontrolle darüber gehabt hatte, wann sich die Türen öffneten oder schlossen. Doch es blieb ein nagender Zweifel. Die zusätzliche Sicherung mit der Stange hätte ich vielleicht noch übersehen können, aber sollte ich tatsächlich vergessen haben, die Tür hinter mir zuzuziehen? Bei dieser Kälte, die mittlerweile draußen herrschte?

Langsam schlich ich die Treppe hinunter. Die Glasschiebetür stand tatsächlich sperrangelweit offen. Der Wind hatte ein paar Blätter hereingeweht, große gelbe Blätter, die auf dem Teppich tanzten. Ich starrte auf das schwarze Rechteck der Veranda, dann riss ich mich zusammen und ging darauf zu. Ich hob die Blätter auf und trat hinaus. Die Veranda war leer, ebenso wie das kleine Rasenstück rechts, kurz vor den efeuüberwucherten Pfählen. Ein Geräusch seitlich neben dem Haus erregte meine Aufmerksamkeit. Vielleicht rüttelte der Wind am Zaun? Ich ging um die Ecke und warf einen Blick zurück zur Straße. Die Straßenlaternen auf dem Gehweg vor dem Haus gegenüber flackerten nacheinander, als huschte eine Gestalt an ihnen vorbei. Doch wie konnte ich sicher sein? Ich war froh, dass ich kein Licht angemacht hatte, so dass sich meine Augen nicht erst an die Dunkelheit gewöhnen mussten, doch der Mond, der sich hinter Johnsons Platane verloren hatte, half mir nur wenig. Ich trabte zur Eingangspforte und lief über meine gepflasterte Auffahrt mitten auf die Straße, wo ich verwirrt eine Runde in Boxershorts drehte. Keine Spur von jemand, kein Geräusch von einem anspringenden Motor.

Ich ging denselben Weg wieder zurück, trat ins Haus und sicherte die Schiebetür hinter mir. Da – auf dem Teppich konnte man im Leuchten der fernen Lichter der Stadt ein paar schmutzige Abdrücke ausmachen, geformt wie ein C, wahrscheinlich von einer Schuhsohle.

Telefon tot. Handy oben. Ich, der Medienliebling, in Unterwäsche, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und heiß geliebt von der örtlichen Polizei.

Leise schlich ich mich in die Küche. Die Augen immer auf den Eingang gerichtet, griff ich blind nach dem Küchenprofimesser mit der Fünfundzwanzigzentimeterklinge und zog es aus dem Messerblock. Dabei spürte ich an den Fingerknöcheln eine Leere, die nicht hätte da sein dürfen, und blickte auf den Messerblock. Zwischen den Messergriffen ein schwarzer Schlitz.

Das Filetiermesser fehlte.

Blackout

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