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Damit ich aber, bevor das Gericht Gottes eintritt, auch durch die Erzählung einer Thatsache, die in unseren Zeiten in dem Hause eines Wucherers vorgefallen ist, meinen Zuhörern einigen Nutzen verschaffe, so gebt acht auf meine Worte. Vielleicht werdet ihr größtentheils die Sache als Etwas erkennen, was euch nicht neu ist. Es war ein Mann in dieser Stadt, dessen Namen ich nicht nennen will, weil ich mich scheue, ihn nach seinem Tode mit Namen auf die Bühne zu bringen. Sein Gewerbe bestand im Geldausleihen und im Einnehmen der fluchbeladenen Zinsen. Beherrscht von der Leidenschaft der Habsucht war er auch im eigenen Aufwande karg, wie es eben die Habsüchtigen sind. Er hielt weder einen hinlänglichen Tisch noch wechselte er regelmäßig oder nach Bedürfniß seinen Anzug. Nicht gewährte er seinen Kindern das Nöthige zum Leben, nicht leicht gebrauchte er ein Bad, weil er die Ausgabe von drei Obolen scheute; er war in jeder Weise darauf bedacht, wie er die Summe seines Geldes mehren könnte. Niemand hielt er für einen vertrauenswürdigen Wächter seiner Geldkasse, kein Kind, keinen Sklaven, keinen Bankier, keinen Schlüssel, kein Siegel, sondern er steckte das Geld in die Höhlungen der Wände, die er von aussen wieder mit Lehm überstrich. So hielt er den Schatz vor Allen verborgen, indem er Orte mit Orten vertauschte und Wände mit Wänden. Und indem er erfindungsreich Mittel aussann, ihn vor Allen zu verbergen, schied er plötzlich aus dem Leben, ohne Jemand im Hause mitzutheilen, wo er das Gold eingescharrt habe. Auch er wurde nun eingescharrt und hatte keinen andern Gewinn, als verborgen zu werden. Seine Kinder aber, die gehofft hatten, sie würden alle in der Stadt durch ihren Reichthum überragen, forschten überall nach, fragten sich gegenseitig, gingen die Diener um Auskunft an, gruben die Fußböden im Hause auf, durchsuchten die Wände, sahen sich viel um in den Häusern der Nachbarn und Bekannten, setzten, wie man zu sagen pflegt, alle Hebel in Bewegung und fanden keinen Obolus. Jetzt leben sie ohne Haus, ohne Herd, arm, und häufen täglich Flüche auf die Thorheit des Vaters. Euer Freund und Gefährte also, o Wucherer, war so beschaffen. Er nahm ein seiner Sitten würdiges Lebensende, ein jämmerlicher Geldmäkler, der von Schmerz und Hunger gequält war. Sich selbst sammelte er als Erbschaft die ewige Strafe, seinen Kindern die Armuth. Ihr wißt aber nicht, für wen ihr sammelt oder euch abmühet. Die zahlreichen Gefahren, die unzähligen Verläumder, Auflauerer und Räuber belästigen Erde und Meer. Seht zu, daß nicht euer Gewinn die Sünden sind und ihr des Goldes doch nicht habhaft werdet.

Der aber, sagt man, thut uns zu wehe, ― ich errathe nämlich, was ihr unter den Zähnen murmelt, da ich euch ja oft von der Kanzel aus zu stärken suche, ― denn er geht auf den Nachtheil Derjenigen aus, die Wohlthaten empfangen und derselben bedürfen. Denn sieh, wir werden kein Kapital mehr aus den Händen lassen. Wie werden dann die Bedrängten sich durchschlagen? Würdig der Thaten sind die Worte, es ziemt der Einwurf Denen, die von der Finsterniß des Geldes umdunkelt sind. Denn es fehlt ihnen an scharfem geistigem Urtheil, um unsere Worte zu verstehen. Gerade im gegentheiligen Sinne fassen sie den Rath unserer Mahnrede auf. Denn wie wenn ich sagte, man solle kein Geld ausleihen, drohen sie den Bedürftigen, ihnen die Thüre zu verschließen. Ich predige und ermahne zuerst, daß man schenken solle; dann aber fordere ich auf, zu leihen, ― denn eine zweite Gattung des Geschenkes ist das Leihen, ― Dieß aber nicht gegen Zinsen und Gewinn zu thun, sondern wie es uns das göttliche Wort befohlen hat. Denn in gleicher Weise ist strafbar, wer kein Geld leiht und wer es gegen Zinsen leiht, weil der Eine wegen der Lieblosigkeit, der Andere wegen des Krämersinns verurtheilt ist. Diese aber gehen zum entgegengesetzten Extrem über und erklären, ganz und gar Nichts geben zu wollen. Das ist aber ein schamloses Sträuben, ein wahnsinniges Gezänke gegen die Gerechtigkeit, Streit und Krieg mit Gott. Denn er sagt: Entweder werde ich nicht geben, oder wenn ich Geld leihe, so werde ich einen Zinsenkontrakt schließen.

Die Zinsenhascher habe ich nun in meiner Rede hinlänglich bekämpft, und in genügender Weise haben wir wie vor einem Gerichtshofe die Anklage ausgeführt. Möge Gott ihnen die Gnade der Reue über das Laster verleihen; an Die aber, welche leichtsinnig entlehnen und von den Angelhacken der Sünde sich waghalsig durchbohren lassen, werde ich mich in meiner Rede nicht wenden, in der Voraussetzung, daß ihnen der Rath genüge, den unser Vater, der göttliche Basilius, in seiner Schrift weise durchgeführt hat, in welcher er sich mehr an Die wendete, die unbesonnen Geld entlehnen, als an Die, welche es aus Gewinnsucht ausleihen.Rede über die Worte: „Der Unzüchtige sündigt gegen seinen eigenen Leib.“

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