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Aber wollen wir wieder zurückkehren zur gegenwärtigen Freude, welche den Hirten die Engel verkünden, welche den Magiern die Himmel mittheilen, die der prophetische Geist mannigfaltig und vielfach ankündigt, so daß auch die Magier Verkünder der Gnade werden. Denn der die Sonne aufgehen läßt über Gerechte und Ungerechte und regnen läßt über Gute und Böse,67 trug den Strahl der Erkenntniß und den Thau des Geistes auch auf fremde Zungen über, so daß durch das Zeugniß der Gegner uns die Wahrheit noch mehr bekräftigt wurde. Du hörst, wie der Wahrsager Balaam, von einer besseren Einsicht begeistert, einem fremden Volke prophezeit: „Ein Stern wird aufgehen aus Jakob.“68 Du siehst, daß die von ihm abstammenden Magier in Folge der Vorhersagung ihres Stammvaters den Aufgang des neuen Sternes beobachten, der im Widerspruch mit der Natur der übrigen Sterne sowohl Bewegung als Stillstand hat und nach Bedürfniß den einen oder andern Zustand annimmt. Denn während die übrigen Sterne theils, nachdem sie einmal an der festen Kugel befestigt sind, einen unveränderlichen Stillstand erlangt haben, theils sich in beständiger Bewegung befinden, so bewegt sich dieser nicht nur vorwärts, indem er den Magiern den Weg zeigt sondern er bleibt auch stehen und zeigt ihnen den Ort.

Du hörst, wie Isaias ausruft: „Ein Kindlein wurde uns geboren, und ein Sohn wurde uns geschenkt.“69 Vernimm vom Propheten selbst, wie uns ein Kindlein geboren wurde. Wie wurde uns ein Sohn geschenkt? Etwa nach dem Gesetze der Natur? Nein, sagt der Prophet. Nicht diente den Gesetzen der Natur der Herr der Natur. Aber wie, sage mir, wurde das Kindlein geboren? „Sieh,“ sagt er, „eine Jungfrau wird im Leibe empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Emmanuel geben, d. h. übersetzt: „Gott mit uns.“70 O Wunder! Die Jungfrau wird Mutter und bleibt Jungfrau. Du siehst die neue Ordnung der Natur. Von den übrigen Weibern ist keine Mutter, so lange sie Jungfrau ist. Wenn sie aber Mutter geworden, ist sie nicht mehr im Besitze der Jungfrauschaft. Hier aber vereinigen sich beide Namen zu einer Einheit, denn die Nämliche ist Mutter und Jungfrau. Und so hat weder die Jungfrauschaft der Geburt ein Hinderniß in den Weg gelegt, noch auch die Geburt der Jungfrauschaft verlustig gemacht. Denn es geziemte sich, daß Der, welcher im menschlichen Leben erschien, um das Weltall unversehrt zu erhalten, von der Unversehrtheit bei seiner Geburt den Anfang nahm. Denn unversehrt pflegen die Menschen Die zu nennen, welche keinen Mann kennt. Das, glaube ich, hat jener große Moses aus der im Lichte ihm zu Theil gewordenen Erscheinung Gottes vorher erkannt, als im Dornstrauch das Feuer brannte, ohne daß der Dornstrauch verzehrt wurde. „Denn ich will hinzutreten“, sagt er, „und diese große Erscheinung betrachten,“71 indem er nicht, wie ich glaube, durch das Hinzutreten die nämliche Bewegung andeutet, sondern das Durchschreiten der Zwischenzeit. Denn was damals im Feuer und Dornstrauch vorgebildet wurde, das ward, als die dazwischen liegende Zeit vorüber war, deutlich im Geheimniß der Jungfrauschaft enthüllt. Denn wie dort vom Gebüsch das Feuer umfaßt wird und das Gebüsch doch nicht brennt, so wird auch hier von der Jungfrau das Licht geboren ohne Verlust der Jungfräulichkeit. Wenn aber ein Dornstrauch den die Gottheit gebärenden Körper der Jungfrau vorbildet, so erröthe nicht über das Gleichniß! Denn alles Fleisch ist durch die Aufnahme der Sünde gerade deßhalb allein, weil es Fleisch ist, Sünde. Die Sünde aber wird von der Schrift mit dem Namen der Dornen72 bezeichnet.

Wenn wir aber von unserm Gegenstande uns nicht zu weit abführen lassen, so ist es vielleicht nicht unpassend, den Zacharias, der zwischen dem Tempel und Altare getödtet wurde, als Zeugniß für die unbefleckte Mutter aufzustellen. Dieser Zacharias war Priester, aber nicht bloß Priester, sondern auch mit der Gabe der Weissagung ausgestattet. Die Kraft der Weissagung aber wird in dem Buche der frohen Botschaft schriftlich verkündet. Da die göttliche Gnade den Menschen den Weg bahnt, das Gebären einer Jungfrau nicht für unglaublich zu halten, und sie durch die geringeren Wunder zur Annahme des Unglaublichen vorbereitet, so wird der Unfruchtbaren, die schon im Alter vorgerückt ist, ein Sohn geboren. Das bildet die Einleitung zum Wunder der Jungfrauschaft. Denn wie Elisabeth nicht durch natürliche Kraft Mutter wird, nachdem sie kinderlos ein hohes Alter erreicht hat, sondern die Geburt des Kindes dem göttlichen Willen zugeschrieben wird, so erhält auch die Unglaublichkeit einer gebärenden Jungfrau ihre Beglaubigung durch die Zurückführung auf Gott. Da aber dem Sohne der Jungfrau der Sohn der Unfruchtbaren vorhergeht, welcher bei der Stimme Derjenigen, die den Herrn unter dem Herzen trug, im Mutterleibe aufsprang, bevor er das Licht der Welt erblickte, so wird, sobald der Vorläufer des Wortes geboren ist, Zacharias durch den prophetischen Geist von der Stummheit befreit, und Alles, was Zacharias ausspricht, war eine Vorhersagung der Zukunft. Dieser nun, der durch den prophetischen Geist zur Kenntniß des Verborgenen geleitet wurde, erkannte das Geheimniß der unbefleckten Geburt und wies im Tempel von dem Platze, der nach dem Gesetze für die Jungfrauen bestimmt war, die Mutter nicht zurück, die keinen Mann erkannte, und lehrte so die Juden, daß der Werkmeister aller Dinge und der König der ganzen Schöpfung, wie Alles, so auch die Menschennatur sich unterworfen hat, indem er durch seinen Willen sie nach Belieben leitet, nicht selbst von dieser beherrscht wird, so daß es in seiner Macht liegt, eine neue Art der Geburt zu Stande zu bringen, ohne daß die Mutter der Jungfrauschaft beraubt wird. Deßhalb sonderte er sie im Tempel von den Jungfrauen nicht ab. Der ihnen angewiesene Platz aber war der Raum zwischen dem Tempel und Altare. Als sie nun hören, daß der König der Schöpfung nach der Heilsordnung in’s Menschenleben eingetreten sei, tödten sie aus Furcht, unter die Herrschaft des Königs zu gelangen, den Priester, der Dieß über die Geburt bezeugt, als er gerade am Altar opfert.

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