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Gott suchen und finden ‒ handeln und beten

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Wie aber finden Menschen heute einen Zugang zu diesem liebevollen Gott? Einen Tempel als festen Ort, an dem sein Name „wohnt“, haben wir nicht. Und auch Jesus in menschlicher Gestalt kann nicht mehr berührt werden. Was uns bleibt, ist die Hoffnung auf seine versprochene Gegenwart (Mt 18,20), der Glaube an seine zugesagte Hilfe durch den Heiligen Geist (Joh 14,26) und das Vertrauen, dass trotz aller Widersprüche die Geschichte gut ausgeht, weil Jesus selbst diese Welt und ihre Schrecken „besiegt“ hat (Joh 16,33).2

Aber gibt es noch mehr als Warten und Hoffen? Viele Menschen sehnen sich jetzt schon nach einer spürbaren Erfahrung mit dem lebendigen Gott ‒ mitten im Leben. Vielleicht sollten wir uns an demjenigen orientieren, der mit Gott dem Vater ‒ mitten im Leben ‒ zu jeder Zeit verbunden war. Und daraus könnten zwei Konsequenzen folgen:

Erstens: Wir handeln. So, wie Jesus gehandelt hat. Wir wenden uns denen zu, die am Rand oder am Ende sind: Kranke, Arme, Verlassene. Sie sind da, überall. Und sie brauchen uns, unsere Zuwendung und ‒ unsere Liebe. Und ja, es mag ein mühsames Arbeiten sein, aber vielleicht erleben wir dann mitten in diesem liebevollen Handeln noch etwas anderes als die Mühe: dass wir Gott kennenlernen, ihn selbst erleben. Das Geheimnis rückt näher (1. Joh 4,7).

Zweitens: Wir beten. Und nehmen damit den einzigen Platz ein, der uns in dieser Welt zusteht. Den Platz des Geschöpfes vor seinem Schöpfer: in Abhängigkeit und Anbetung. Unsere Hingabe und unser Lob sind nicht nur eine Reaktion auf das Gute, das uns widerfährt. Die Anbetung Gottes hat einen Selbstzweck. Denn der Mensch, der sich auf Gott ausrichtet, sich ihm anvertraut, lässt ‒ wenigstens für einen Augenblick ‒ das hinter sich, was ihn so sehr bei sich selbst hält und ihm den Blick versperrt. Das Geheimnis rückt näher (Jak 4,8).

So intensiv unsere Erfahrungen aber auch sein mögen, das Geheimnis der Gegenwart Gottes ist damit nicht aufgelöst. Die Spannung bleibt bestehen. Für den Theologen Karl Rahner gehörte diese Spannung sogar zum Wesen des Glaubens: „Glauben heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“3 Diese Ehrlichkeit im Umgang mit dem begrenzten eigenen Horizont ist wichtig. Sie schützt unser Denken vor Fanatismus und legt den Grundstein für eine Demut, die auch andersdenkende Menschen nicht leichtfertig verurteilt. Auch Papst Franziskus hält nicht an der eigenen Unfehlbarkeit und unverrückbaren Gewissheit fest. Ganz im Gegenteil: „Suchen und Finden Gottes in allen Dingen bleibt immer ein Bereich der Unsicherheit. Er muss da sein. Wenn jemand behauptet, er sei Gott mit absoluter Sicherheit begegnet, und nicht berührt ist von einem Schatten der Unsicherheit, dann läuft etwas schief.“4

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