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1 Grundlagen

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Gemeinhin herrscht die Auffassung, Orthografie sei ein schwer zu durchschauendes Konglomerat aus Regeln und Ausnahmen, mit dem man in der eigenen Schulzeit oft ungute Erfahrungen machen musste. Merkwürdig ist aber, dass zwar viele mit der Rechtschreibung hadern, weil sie ihnen zu kompliziert erscheint, aber wann immer Vorschläge gemacht werden, sie zu vereinfachen, wird vehement dagegen protestiert. Ein Vorschlag von 1954, die satzinterne Großschreibung als eine der größten Fehlerquellen abzuschaffen und im Satzinneren, wie in allen anderen Alphabetschriften, kleinzuschreiben, konnte nicht realisiert werden; der Widerstand in der Bevölkerung war zu stark. Selbst relativ geringe Änderungen zur Vereinfachung von Schreibungen, wie sie in der Rechtschreibreform von 1996 beschlossen wurden, lösten heftige Reaktionen aus und mussten teilweise wieder zurückgenommen werden. Eher konservativ geprägte Menschen scheinen sich mit den Schreibkonventionen ihrer Muttersprache zu identifizieren und kämpfen um ihren Erhalt, selbst dann, wenn sie nur schwer zu erlernen sind. Aber auch diejenigen, die der Überzeugung sind, Rechtschreibung werde in der (bürgerlichen) Öffentlichkeit viel zu ernst genommen, können sich ihrer Wertschätzung nicht entziehen.

Vor Rechtschreibfehlern ist niemand gänzlich gefeit, selbst die besten Schreiber nicht. Aber viele, nicht nur Legastheniker, sind so verunsichert, dass sie möglichst wenig schreiben, um nicht mit ihrer schlechten Rechtschreibung aufzufallen. Selbst dann, wenn man schriftlich noch so kluge Gedanken formuliert: Rechtschreibfehler entwerten einen Text. Besonders in Internetforen werden Diskutanten mit fehlerhaften Texten oft nicht ernst genommen, manchmal auch süffisant verunglimpft. Menschen mit schlechter Rechtschreibung, die ihr privates Glück auf Partnerbörsen suchen, haben geringere Erfolgschancen.

Es besteht Konsens in unserer Gesellschaft, dass man nur dann ein voll akzeptiertes Mitglied unserer Schreibkultur sein kann, wenn man korrekt schreibt. Für eine aktive Teilnahme am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben ist eine korrekte Orthografie unabdingbar (Pabst/Zeuner 2011). Mangelhafte Rechtschreibung beeinträchtigt schulisches und berufliches Fortkommen und beschädigt das Selbstwertgefühl.

Bei der Übergangsentscheidung von der Grundschule auf weiterführende Schulen spielt die Rechtschreibung eine herausragende Rolle (Steinig et al. 2009). Mit Fehlerzahlen in Schülertexten meint man ein objektives Kriterium zu haben, um zuverlässig (zukünftige) schulische Leistungen einschätzen zu können. Das Rechtschreibniveau, das man am Ende der Grundschulzeit erreicht hat, bleibt zwar auch in der Sekundarschule weitgehend stabil (Schneider 2008), aber das bedeutet nicht, dass die Rechtschreibleistung ein guter Prädiktor für die Leistungen in anderen Fächern ist. Dennoch wird die orthografische Kompetenz zur generellen Einschätzung schulischer Fähigkeiten genutzt.

Eine mangelhafte Rechtschreibung beeinträchtigt nicht nur den Schreiber, sondern auch den Leser, denn die Einhaltung orthografischer Regeln dient der Lesbarkeit von Texten. Lesern das Erfassen von Texten zu erleichtern sollte die stärkste Motivation sein, sich die Regelungen der Rechtschreibung anzueignen und zu verstehen.

Mehrsprachigkeit im Unterricht der romanischen Sprachen

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