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DIE REFLEXION DES GEWÖHNLICHEN ERKENNENS

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Ein erster solcher Ortswechsel vollzieht sich zunächst hin zum oberen Erkenntnismantel, der einem äußerst zähflüssigen, nahezu erkalteten Lavastrom gleicht. Hier ist das Erkennen zwar nicht mehr vollständig erfahrungsunabhängig, wohl aber unabhängig von allen konkret gegenwärtigen Erfahrungen, denn hier regieren primär mentale Gewohnheiten das Denken, Handeln und die Weltsicht. Entscheidend ist für sie nicht, was in der Gegenwart tatsächlich passiert, sondern wie es durch die Brille vorgefertigter Stereotypen wahrgenommen wird. Jede wirklich kreative Gestaltung gegenwärtiger Verhältnisse bleibt deshalb unmöglich. Kahneman etwa spricht hier treffend von einer »Tyrannei des erinnernden Selbst«. Leitend dabei ist vor allem der Umgang mit Sprache: Der begriffliche Verstand knüpft auf Basis von je schon Gelerntem ein Netz aus Wörtern und Bedeutungen, in das jedes aktuell gesprochene Wort wie in ein Raster fällt und dadurch eine vorhersehbare Bedeutung erlangt, die wiederum ein vorhersehbares Verhalten auslöst. Diese Raster entsprechen, kurz gesagt, den »Entscheidungsarchitekturen« der Verhaltensökonomik. Die Kognitionswissenschaften sprechen auch von »Frames«, zu Deutsch »kognitiven Deutungsrahmen«.

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