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DIE NEUENTDECKUNG SINNSTIFTENDEN ERKENNENS

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Soll das erfahrungsrelationale Erkennen tatsächlich bis an den Rand des gewöhnlichen Verstandes wirksam werden und seine Strukturen umgestalten können, bedarf es hierfür eines weiteren Habitats menschlichen Erkennens, das nun gleichsam den gesamten unteren Erkenntnismantel auszuprägen imstande ist. Es handelt sich um das sinnstiftende Erkennen, das bislang den vollständig blinden Fleck der ökonomischen Standardlehre bildet.

Diese Form des Erkennens ist – ebenso wie das spontane Erkennen – erfahrungsrelational. Es setzt ebenfalls ganz nah am Magma des dynamischen Erkenntniskerns an, indem es den Gemeinsinn umfasst. Doch verharrt das sinnstiftende Erkennen nicht einfach auf der Ebene dieses Sinns, sondern aktiviert zudem die Imagination ebenso wie die praktische Urteilskraft. Die Imagination meint dabei die Fähigkeit, kreative Vorstellungen des Gegenwärtigen und darüber hinaus auch des zukünftig Möglichen zu schaffen. Auch ist sie fähig, neue Bilder des Vergangenen zu schaffen und so Geschichtliches neu zu bewerten. Mit ihr avancieren Menschen von bloß vorstellungsgeprägten, reagierenden Wesen hin zu bildschöpfenden Wesen, die ihre eigenen Anschauungen frei gestalten können.

Während die Imagination im nochmals tieferliegenden Gemeinsinn wurzelt, speist sie ihrerseits die praktische Urteilskraft, die auch als Lebensklugheit (phronesis im Altgriechischen) bezeichnet wird. Diese ist diejenige Fähigkeit des Erkennens, die sich an konkreten Situationen orientiert und in ihnen angemessen operiert. Dabei sieht sie sich keineswegs auf bloße Erinnerungen und Instinkte reduziert, sondern beinhaltet auch das kognitive und das kreative Vermögen, sich im Konkreten und damit im Erfahrungsbedingten Urteile zu bilden, Fruchtbares und Schädliches zu unterscheiden sowie Dingen und Prozessen existenzielle und praktische Werte und Bedeutungen zuzuschreiben. Sie ist auch für die Bildung von Intentionen zuständig, die nicht einfach der Sinneswahrnehmung entspringen. Sie ist eine Form der Lebensklugheit, mit der Menschen sich darüber klar werden können, was sie wirklich wollen und sollen. Sie vermag alte Denk- und Handlungsgewohnheiten zu überwinden und ebenso neue zu schaffen, um in der Gegenwart über die Wirksamkeit der Vergangenheit zu entscheiden und sie auf eine neue Zukunft hin aktiv zu verändern.

Das sinnstiftende Erkennen bildet neue kreative Normalitäten. Um es seinerseits zu kultivieren, braucht es Freiräume für ein reflektiertes Tun in der Gegenwart, gepaart mit einem breiten Wissen um das gesellschaftlich-geschichtlich Gewordene. Dies alles in Forschung und Lehre zu vermitteln, ist nur mit handlungsorientierten und erfahrungsbasierten didaktischen Ansätzen möglich, die ein reflexives Tun mit Einblicken in die Kultur- und Ideengeschichte und imaginativen Übungen, gerade auch philosophisch-ästhetischer Art, verbinden.

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