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Ein riesengroßes Dankeschön! von Karla Weigand

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Vierter März 2020: ein guter Tag, ein ausgezeichneter Tag! Mein dreizehnter »dicker« Roman ist angenommen und soll noch in diesem Jahr erscheinen. Falls Corona dies zulässt …

Mein Erster war im Jahr 2006 gedruckt worden. Nach etlichen Veröffentlichungen von Artikeln, Geschichten und anderen kleineren Beiträgen in Zeitungen, Zeitschriften und Heften hatte ich mich im keineswegs mehr jugendlichen Alter von 62 Jahren über die Herausgabe meines ersten historischen Romans, »Die Kammerzofe«, freuen dürfen. Doch davon später mehr.

Zu den nachfolgenden Romanen haben sich mittlerweile noch drei Bändchen mit fantastischen Geschichten, eine ganze Reihe von Heftromanen, sowie etliche Sachbeiträge in Fachzeitschriften und in verschiedenen Anthologien gesellt.

Und wem habe ich das zu verdanken? Keinem anderen als meinem geliebten Jörg, der mir, seit ich ihn kenne, mit seinem Fleiß, seiner Akribie und seinem Wissen immer ein Vorbild gewesen ist. Er hat mich ermuntert und immer wieder angespornt, meiner geheimen Leidenschaft fürs Schreiben nachzugeben – und mich nicht von der einen riesengroßen Enttäuschung, die mir gegen Ende des 20. Jahrhunderts zuteil geworden ist und die mir für lange Zeit das Schreiben regelrecht vermiest hatte, auf Dauer behindern zu lassen.

»Ich weiß, dass du schreiben kannst und dass dir viel daran liegt – also dann tu es auch in Gottesnamen und vergiss endlich den Quatsch!«

Nun, zum Glück habe ich auf ihn gehört. Bereits in der Grundschule war Deutsch mein Lieblingsfach gewesen; auch später im Gymnasium (zusammen mit Biologie und Geschichte), was mir bis zum Abitur eine Eins im Fach Deutsch eingetragen hatte. (Dafür war ich in Mathe eine ziemliche Niete.)

Auch nach dem erwähnten, ebenso einschneidenden wie auch enttäuschenden Erlebnis, hatte mein Mut immerhin noch für etliche Liebesgeschichten in Frauenmagazinen sowie Rundfunk- und Fernsehzeitschriften gereicht. Aber an ein dickes Buch hätte ich mich niemals herangewagt.

Aber Jörg ließ mir keine Ruhe und schnitt das Thema immer wieder an. Trotzdem war ich lange zögerlich. So dauerte es auch eine ganze Weile, ehe ich mich ermannte (oder heißt es neuerdings »erfraute«?) und damit begann, ernsthaft zu recherchieren und jede Menge Material zu sammeln für »Die Kammerzofe«, die in der Zeit der Französischen Revolution angesiedelt sein sollte.

Was hatte mich denn nun seinerzeit so sehr entmutigt? Da muss ich ein wenig weiter ausholen.

In der Ausgabe vom 25./26. Mai 1995 hatte die Stadt München einen Geschichtenwettbewerb ausgeschrieben. Thema: Spurensuche in der eigenen Vergangenheit aus dem Nachkriegsmünchen. Gefragt war der »wichtige Bereich der individuellen Alltagserfahrung der persönlichen Lebenswirklichkeit«, da diese »noch unzureichend erforscht und nur ansatzweise dokumentiert worden wäre«.

Beteiligen sollten sich alle Münchner, die ihre Erinnerungen an das Kriegsende und die nachfolgenden Jahre mitteilen mochten. Die Beiträge waren zu richten ans »Kulturreferat der Stadt München«, Kennwort »Geschichtswettbewerb 1995/96«.

Das war doch das Thema für mich! An die Nachkriegsjahre bis 1950 in der Münchner Innenstadt erinnerte ich mich noch sehr gut. Danach war meine Familie von der Baaderstraße an den Stadtrand, nach Ramersdorf, verzogen.

Lange vor Abgabeschluss konnte ich meinen Text abliefern. Die Zeit verging und ich hörte – nichts! Worüber ich ziemlich sauer war. Ich fand, man hätte mir anstandshalber wenigstens absagen können, nebst einer kurzen Begründung. Das wäre das Mindeste – glaubte ich.

Nach Monaten kam ein Päckchen von der Stadt München. Es handelte sich um einen ansehnlichen Band mit den gesammelten Geschichten von Leuten, die die Nachkriegszeit in München erlebt hatten. Mein Beitrag war nicht dabei!

Meine Nachfrage beim Kulturreferat der Stadt ergab höchst Interessantes. »Unter dem Siegel der Verschwiegenheit« erfuhr ich von einem Mitarbeiter Folgendes: Mein Beitrag wäre »zwar sehr gut geschrieben, sogar humorvoll«, hätte jedoch »nicht in diesen Rahmen gepasst!«

Der Grund: Es hätte ein »Jubelband zum 50jährigen Jubiläum der Befreiung durch die Amerikaner« werden sollen – wovon allerdings in der Ausschreibung überhaupt keine Rede gewesen war. Da hätte eben einiges von mir Angeführte nicht hineingepasst … Leider! Zum Dank für meine Teilnahme und quasi als Trostpflaster habe man mir trotzdem den Band geschickt. Bla, bla, bla …

Was in aller Welt hatte ich bei der Schilderung meiner frühkindlichen Erinnerungen nur verbrochen?

Ich hatte mir erlaubt, davon zu berichten, wie mir (damals vier Jahre alt!) ein grinsender Amisoldat mit seiner brennenden Zigarette einen mir von meinen Eltern auf dem ersten Nachkriegsoktoberfest gekauften, wunderschönen, roten Luftballon absichtlich hatte platzen lassen! Dass meine Mutter und mein Vater diese »Untat« schweigend übergingen, obwohl ich bitterlich weinte, war mir ebenfalls keineswegs entgangen … Allem Anschein nach »durften« diese Männer das, ohne dass dagegen protestiert wurde.

Das Zweite, was offenbar den Unwillen des obersten Münchner Kulturreferenten erregt hatte, war meine Beobachtung merkwürdiger großer Schriftzeichen auf Häuserwänden, Brückengeländern und Schutzzäunen vor Ruinen gewesen.

Lesen konnte ich noch nicht, so musste mir mein Vater ihre Bedeutung verraten.

Er sagte, es hieße: »AMI GO HOME!« Das sei Englisch und sollte den Amerikanern sagen, sie sollten wieder nach Hause gehen. Eine Aufforderung, der ich als vierjähriges Mädchen umgehend beigepflichtet habe.

In meinen persönlichen Erinnerungen hätte ich das aber nicht schreiben sollen! Das passte anscheinend auch nach einem halben Jahrhundert fürs Münchner Kulturreferat so gar nicht ins Bild der Kaugummis und Bonbons schmeißenden Befreier …

Diese bodenlose Scheinheiligkeit, die nebenbei gesagt völlig unnötige Anbiederei, verstörte mich damals regelrecht. So etwas von einer Behörde meiner geliebten Heimatstadt München, deren »Soziregierung« sich immer so viel darauf zugutehielt, »weltoffen« und »absolut ehrlich« zu sein, sowie stets »Bürgernähe zu pflegen«, das widerte mich schon gewaltig an.

Leider habe ich damals meinen Jörg noch nicht gekannt! Der hätte mir sicher einiges dazu sagen können.

So jedoch waren künftig längere Texte für mich tabu! Wenn solch lächerliche Kleingeisterei, »vorauseilender Gehorsam« (in diesem Fall sogar »absurd hinterher hechelnder«) sowie Vertuschung unliebsamer, aber längst erledigter Vorfälle in den Verlagen gang und gäbe sein sollten, dann war’s das für mich. Bloß für den Papierkorb zu schreiben – dazu war mir meine Zeit zu schade.

Erst nach Jahren gelang es meinem Mann, mich davon zu überzeugen, dass diese Art von Ungeist keineswegs allen Agenturen und Verlagen zu eigen sei. Er überredete mich dazu, endlich anzufangen, mich an größere Buchprojekte zu wagen.

»Such dir ein Thema und eine Zeit aus, die dich besonders interessieren, und recherchiere dazu so viel wie möglich, damit das Ganze authentisch, »stimmig« und vor allem spannend zu lesen sein wird!«

Eine Weile wollte ich mich noch davor drücken mit dem Argument, ein Niemand zu sein und ohne »Vitamin B« doch eh keine Chance zu haben, jemals veröffentlicht zu werden. »Mich kennt doch keiner! Wer sollte da etwas von mir lesen wollen?«

Aber Jörg in seiner Hartnäckigkeit ließ nicht locker. Das können auch unsere schreibenden Freunde Monika Niehaus und Jan Osterloh bezeugen …

Jörg schwor mir hoch und heilig, sich nach Fertigstellung meines ersten Romans nach einer guten Literaturagentur umzuschauen. Ich solle bloß Vertrauen haben und endlich loslegen.

Da gab es nun kein Halten mehr. Und was soll ich sagen? Die Münchener Agentur Lianne Kolff und vor allem Frau Castell haben mich über Jahre großartig betreut und vertreten.

Danke, danke, lieber Jörg! Ohne dich und deine Beharrlichkeit gäbe es kein einziges meiner bisherigen (und hoffentlich noch weiteren) Bücher! Wie viel Lebensfreude und Befriedigung, die mir das Schreiben beschert, wären mir ohne dich entgangen!

Ein herzliches Dankeschön auch dafür, dass du mir immer bei den Internetrecherchen hilfst, hilfreich zur Seite stehst, sobald es sich um Frankreich und die französische Sprache handelt (die ich leider, mangels Übung, nur noch schlecht beherrsche) und seit einigen Jahren auch mein sehr erfolgreicher Agent bei diversen Verlagen bist!

Mein Liebster, zu deinem runden Ehrentag wünsche ich dir von ganzem Herzen alles erdenklich Gute und noch viele gemeinsame, gesunde und vor allem für uns beide erfreuliche und produktive Jahre!

Für immer

deine Karla

IN 80 JAHREN UM DIE WELT

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