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Diktatur
ОглавлениеBesorgte Bürger sehen sich diktatorischen Verhältnissen ausgesetzt. Merkel- oder Meinungsdiktatur ist beständig zu hören, und hinter allem regieren böse US-Mächte. Alles sei wie vor 89 und erzwinge einen Aufstand. Gesellschaftskritik ist das eine. Die Selbststilisierung zum Opfer einer Diktatur ist etwas anderes. Im Sinne einer Minimaldefinition von nichtdiktatorischen Welten muss es möglich sein, einen Herrscher oder eine -clique unblutig abzusetzen. Nun sind die Strukturen von Macht und Herrschaft komplex. Man weiß nicht so genau, wer wen in welcher Form regiert. Unbeschränkt und diktatorisch sind die hiesigen Zustände schon deshalb nicht, weil die Besorgten unbehelligt und öffentlich ihre Lageeinschätzung zum Besten geben können ( Meinungsfreiheit).
Eine Diktatur ohne benennbaren und sichtbaren Diktator (oder Gruppe, etwa das Militär oder eine Einheitspartei) ist zudem ein Selbstwiderspruch. Wenn niemand den Schülern die Wörter ansagt, die sie schreiben sollen, wird es kein Diktat geben. Wie schließlich die vermeintlich freie und demokratische Welt aussehen soll, wissen die Besorgten offenbar auch nicht so genau ( Demokratie, Freiheit). [rf]