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Abendland

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»Abendland in Christenhand«: Vor einigen Jahren ging die österreichische FPÖ mit dieser Parole in den Wahlkampf, suggerierend, das Abendland befinde sich nicht mehr in christlichen Händen. Dann wäre es aber gar nicht mehr das Abendland, weil das dem Konzept nach nur christlich sein kann. Von der problematischen Verstrickung beziehungsweise Gleichsetzung von Demokratie und gesellschaftlicher Verfasstheit mit Religion ( christlich-jüdisch) abgesehen, dient das Abendland bis heute als Abgrenzungsmetapher.

Ursprünglich bezeichnete das Abendland − Okzident − nur jene westlichen Lande der bekannten Welt, die der untergehenden Sonne am nächsten liegen. Der Nahe Osten wurde hingegen Morgenland − Orient − genannt. Von der geografischen Ordnungsvorstellung wurde das Abendland dann zum Kampfbegriff. Es soll irgendwie die antike Philosophie mit dem Christentum verschmelzen und damit einen über die Zeiten hinweg homogenen europäischen Kulturkreis behaupten. Mit dem Begriff setzte sich das lateinische Christentum vom orthodoxen in Byzanz auf Distanz. Dann diente es als Konzept gegen die Angriffe der Türken, wurde gezielt gegen Muslime verwendet; auch Juden waren lange außen vor. Bei Autoren wie Oswald Spengler ( Untergang des Abendlands) gerinnt es später zur Beschreibung eines ursprünglichen Europas, das von Kapitalismus und Demokratie im Westen und Kommunismus im Osten in die Zange genommen wird. So gerierte sich auch Adolf Hitler als Verteidiger des Abendlands. In Zeiten des Kalten Kriegs wird es − dann inklusive USA − als Wertegemeinschaft gebraucht, die vorm Ostblock zu verteidigen sei.

Allmählich verblasste sein Glanz, aber nicht ganz. Noch 1997 hielt der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl in einer Rede die Fahne hoch: »Lassen wir uns nicht von jenen beirren, die meinen, über den Begriff des ›christlichen Abendlandes‹ spotten zu müssen. Die Werte und Anschauungen, die unser christliches Abendland verkörpert, sind älter als die pseudophilosophischen Denkschulen unserer Zeit und werden auch noch zu einem Zeitpunkt bestehen, diskutiert und gelebt werden, an dem so manche der modernen Weisheiten und Wahrheiten schon lange vergessen sein werden.« Pegida hat das Wort wieder populär gemacht und seither trampeln auch viele Nichtgläubige unter dem Namen »Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes« als wütende Demonstranten durch Dresden & Co. [tp]

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