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DIE TATEN
ОглавлениеKarls Leistungen sind in der Tat eindrucksvoll. Geboren im Jahr 748, gestorben am 28. Januar 814, bestieg er in seinem einundzwanzigsten Lebensjahr den Thron, zog er – mit zwei Ausnahmen – Jahr für Jahr in den Krieg, eroberte er das Langobardenreich im Süden und Sachsen im Norden, besiegte er die Awaren in Pannonien, gewann er – nicht ohne Tücke – Bayern, Barcelona und die spanische Mark; Karl erneuerte das römische Kaisertum des Westens, schloss Verträge mit Byzanz und korrespondierte freundschaftlich mit Harun al Rashid, dem Kalifen von Tausendundeiner Nacht. Gelegentliche Misserfolge wie auf dem Feldzug nach Spanien im Jahr 778 können nicht über seine insgesamt erfolgreiche und dauerhafte, im Wesentlichen nach Osten und Süden gerichtete Expansionspolitik hinwegtäuschen. Karl war einer der großen Gewalttäter der Weltgeschichte. Seine Nähe war gefährlich. Seine Neffen verschwanden spurlos, als er ihrer habhaft wurde, gleich Tassilo und seiner gesamten Familie, die dieser Bayernherzog allzu vertrauensselig, schamlos getäuscht oder gewaltsam gezwungen aufforderte, am Königshof in Ingelheim zu erscheinen, wo sie festgenommen und abgeführt wurden. Der eigene Sohn, Pippin der Bucklige, landete in Klosterhaft. „Den Franken habe zum Freund, aber nicht zum Nachbarn“ warnten, wie Karls Biograf Einhard wusste,3 die Byzantiner vor diesem König.
Nicht minder wirksam als seine Kriege und Eroberungen nimmt sich Karls Bemühen um innere Reformen in seinem gewaltigen Reiche aus. Nur Umrisse können hier angedeutet werden. Doch auch sie helfen, die Heroisierung dieses Herrschers und ihre geschichtliche Wirkung recht zu deuten. Betroffen war alles: die Herrschafts- wie die Hofordnung, die Gerichtsbarkeit wie die Gesetzgebung, die Geistlichkeit wie Wissenschaft und Wirtschaft. Als Förderer und Schutzherr von Papsttum und Kirche ging Karl in die Geschichtsschreibung ein. Grundherrschaften, Markt- und Münzwesen wurden reformiert. Herren- oder Gewaltboten, sogenannte Missi dominici, sahen sich paarweise – ein Bischof, ein Graf – in feste Sprengel entsandt, um die regionalen Herrschaftsträger zu kontrollieren.
Gerne schreibt man Karl den einsichtsvollen Schutz der Freien durch die Rechtssprechung und zumal durch ihre Entlastung vom Militärdienst zu. Doch trifft das nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich vollendete Karl mit seinen Maßnahmen die Reorganisation des fränkischen Heeres, das nun die Bauernkrieger entpflichtete und nur noch aus Reiterkriegern bestand, während sich die Merowinger noch weithin auf Fußtruppen verlassen hatten. Damit war die für das Abendland charakteristische soziale Differenzierung in berittenen Kriegeradel und unadeliges Bauerntum eingeleitet, die dann im 12. Jahrhundert ihren Abschluss fand: eben zu jener Zeit – eine Ironie der Geschichte –, die Karl selbst auf den Gipfel des Mythos trug und ihn zum Erfinder des Rittertums erklärte. Gleichwohl, ein Hauch von Rechtssicherheit breitete sich aus, was dann nach Karls Tod ungerechte, Macht missbrauchende Richter umso unerträglicher machte. Wehmütig gedachte ein Paschasius Radbertus, einstiger Abt von Corbie, noch um 850 der gerechten Rechtsprechung seines Helden Wala, eines Vetters Karls des Großen, der in dessen Auftrag für den minderjährigen Kaiserenkel Bernhard Italien regiert und später im Dienst des Kaisers Lothar I. dort nach dem Rechten zu sehen hatte. Und der St. Galler Mönch Notker Balbulus häufte in seinen „Gesta Karoli Magni“ von 885 Exempel auf Exempel für Karls Gerechtigkeitsliebe. Der Heros bot das Gegenbild zur Wirklichkeit.
Es gab keinen Bereich des Lebens, der Herrschaft, der religiösen und geistigen Kultur, in dem Karl der Große nicht machtvoll und maßgebend eingegriffen, den er nicht reformiert und neu geordnet hätte. Die Hofbibliothek füllte sich mit Kostbarkeiten und seltenen Manuskripten. Architektur und Malerei blühten sichtbar auf. Eindrucksvolle Pfalzanlagen wie in Ingelheim, Nimwegen und zumal in Aachen, ehrgeizige Kirchenbauten kündeten davon. Der Schmuck der Wände durch Fresken und Mosaiken muss bedeutend gewesen sein, auch wenn nahezu alles untergegangen ist; doch selbst die spärlichen Reste lassen die einstige Farbenpracht ahnen. Die Aachener Marienkirche war, als Pfalzkapelle errichtet, der am höchsten aufragende Bau seit der Römerzeit im Abendland, ein Wunderwerk der Architektur; sie blieb stets eine weithin leuchtende Gedenkstätte ihres Stifters.
Die Mission im Innern wie nach außen schritt voran. Mindestkenntnisse der Gläubigen und Mindestanforderungen an sie sollten durchgesetzt werden: die Kenntnis der Abschwörformeln, des Glaubensbekenntnisses, des althochdeutschen „Vaterunsers“, der regelmäßige Kirchgang, Beichte und Kommunion. Die Rombindung der fränkischen Kirche wurde unzerstörbar gefestigt, die Kirchenordnung in einer noch heute gültigen Weise reformiert, das Kirchenrecht erneuert und weiterentwickelt, der Kampf gegen Irrglauben wie Adoptianismus und Bilderkult, mit denen sich zahlreiche Traktate auseinandersetzten, selbstbewusst vorangetrieben. Liturgie, Mönchtum und Theologie verdankten Karl dem Großen wesentliche Impulse, von den Bemühungen um die Bibelrevision, nämlich um die Zusammenführung der separat kursierenden biblischen und neutestamentlichen Schriften zu einem einzigen Buch, zeugen die mehrbändigen Alkuin- und die einbändigen Theodulf-Bibeln, beide sind prachtvolle Wunderwerke der Bibelforschung und der Buchkunst.
Wissenschaft und Schule, der erneuerte Lateinunterricht legten die Grundlagen für den intellektuellen Aufstieg des Abendlandes. Zumal die Gelehrten des Westens dazu verpflichtet wurden; der Osten jenseits des Rheins war noch geistiges Kolonisationsgebiet. Sie griffen auf antike Bildungsprogramme zurück. Schriftlichkeit breitete sich, erleichtert durch eine Schriftreform, aus, die noch heute weltweit die Buchkultur prägt. Eindringliche und systematische Suche und intensive Abschreibetätigkeit nicht zuletzt für den Hof retteten die Werke der antiken Autoren und der Kirchenväter; die ersten großen Bibliotheken entstanden. Was damals und in den folgenden Jahrzehnten der Findigkeit und dem Abschreibeeifer der Zeitgenossen entging, ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen – für alle Ewigkeit verloren.
Jegliches Wissen war am Königshof konzentriert. Seit den 790er-Jahren diente die Pfalz zu Aachen als feste Residenz. Von hier aus lenkte Karl sein Reich, hier versammelte er seine Gelehrten, hier hortete er seine Bücher – ein jedes ein Vermögen wert –, hierher berief er die vielversprechende Jugend seiner Länder. Keineswegs nur Franken, auch Langobarden, Iren und Angelsachsen, Westgoten, Bayern oder Alemannen trafen sich hier, Kleriker und Laien; sie atmeten die Luft des Königshofes und lernten, das Reich von der Nordsee bis nach Benevent, von der Biscaya bis an die Niederelbe als eine Einheit zu achten. Der Königshof war das Wissenszentrum schlechthin. Alle Förderung der Wissenschaften nahm von ihm ihren Ausgang. Eine neue, höfisch geprägte Wissenskultur entstand. Karl versammelte die Gelehrten um sich wie keiner seiner Vorgänger. Wissensaustausch und Wissensdistribution erfolgten über seinen Hof und von demselben aus für und über sein gesamtes Reich. Die Effizienz der Maßnahme war einzigartig. Sie wurde vorbildlich und maßgebend für die kommenden anderthalb Jahrtausende. Seitdem kümmern sich die Herrscher und Regierenden um Schule, Wissenschaft und Bildung, um die Wissenskultur ihres Landes – sei es zu deren Wohl, sei es zu deren Schaden.
Die Rezeption erster logischer Schriften des Aristoteles (die später sogenannte Logica vetus) begann am Königshof und unter maßgeblicher Anregung durch den Herrscher selbst: Die Lehre von den Kategorien und den Satzaussagen, die Differenz zwischen „Begriff“ und „Sache“, nomen und res, und dergleichen mehr wurde, so unwahrscheinlich es klingt, karlisches Herrschaftswissen. Dazu traten die logisch und kategorial geordneten Fragemuster der Rhetorik, die Anfänge der Verwissenschaftlichung des Abendlandes. Welch herrliche Zeiten, in denen die Spitzen der Gelehrsamkeit den Herrscher berieten, und er auf sie hörte, nicht irgend dubiose, Gold verschlingende ‚Berater‘ und inkompetente Referenten. An diesen König klammerten sich Hoffnungen, die zeitlos gültig blieben und seine Gestalt in den Augen der Nachwelt zu einzigartiger Größe aufragen ließen.
Nicht dass die philosophischen Leistungen der Karolingerzeit – wiederum von Ausnahmen abgesehen – in besonderer Weise herausragten; aber dass sie nun angestrebt wurden, und die Intensität, mit der es geschah, dass sie eben jetzt zum Programm aller Schulen des Frankenreiches erhoben und fortan über drei Jahrhunderte lang die allgemeine intellektuelle Grundausstattung höherer Bildung und der dann aufbrechenden Wissenschaft wurden, verschaffte Karls Regierung eine herausragende Bedeutung für die geistige Einheit des Abendlandes. Von ihr zehrten alle Späteren – einschließlich uns Heutigen. Selbstverständlich profitierte auch die Geschichtsschreibung von diesem intellektuellen Aufbruch und mit ihr unser Wissen um diesen König und Kaiser sowie um die aufquellende Mythisierung, die das Gedenken an ihn erfasste.
Auch die Dichter am Hof besangen den König. Alkuin, Theodulf von Orleans, der Quasi-Schwiegersohn Angilbert, der anonyme Epiker des Versgedichtes von „Papst Leo und König Karl“ und viele andere dichteten um die Wette, um sein Lob zu singen. Der Hof sonnte sich in der Gegenwart der Musen. Man imitierte antikes Herrscherlob und Panegyrik. Maximus armis, ensipotens und armipotens, bellipotens (Größter an Waffen, schwertgewaltig, waffengewaltig, kriegsgewaltig) – Karl liebte, eingepasst in die kunstvollen Rhythmen, die kriegerischen Bilder, er, der „große König“, Karolus magnus rex. Gerne hörte er den David-Vergleich, den vielleicht Alkuin erfand: „süßer“, „süßester David“, dulcis David, David dulcissimus.
Doch dann, mit Karls Tod, klangen die Töne verhaltener. Die Lieder spiegelten eine neue Wirklichkeit. Sogar Kritik wurde laut. Einhard schrieb mit seiner Vita Karoli, einem Prosawerk, gerade auch dagegen an. Sein Tatenbericht signalisierte eine Peripetie. Karl besaß keinen angemessenen Nachfolger. Der Sohn, der ihn beerbte, Ludwig der Fromme, war zum Provinzkönig erzogen worden, nicht zum Gesamtherrscher; Karl misstraute ihm eher, als dass er ihn schätzte. Übergehen freilich, gar ausschalten konnte er ihn nicht. Er suchte durch eine Nachfolgeordnung, an der Einhard übrigens maßgeblich beteiligt gewesen sein dürfte, das vorausgeahnte Unheil aufzuhalten. Als alles Bemühen sich als Illusion erwies, lange nach Karls Tod, erinnerten die Dichter, die Legenden- und Geschichtsschreiber an scheinbar glücklichere Zeiten.
Einer der Ersten, die es taten, war eben dieser Einhard. Er zeichnete nach dem Muster von Suetons Augustus-Biografie ein ideales Bild seines Helden. Es geschah, als die ersten Anzeichen von Erschütterung und Auflösung des großen Karlsreiches sich bemerkbar machten und Kleinmut und Unbeständigkeit am Hof ihren Einzug hielten. Bald sollte sich Einhard, enttäuscht und desillusioniert, vom Hofleben abwenden. Der Literat, der zugleich ein Politiker war, rühmte nun Großmut und Standhaftigkeit des toten Königs und Kaisers, magnanimitas und constantia, – eben weil die Gegenwärtigen dieser Tugenden ermangelten. Karl wurde ihnen als Spiegel vorgehalten. Doch was vermochten schon Worte im Machtkalkül der Großen? Einhard teilte das Los eines jeden Intellektuellen: Er kam zu spät. Ludwigs Erziehung in der Provinz und durch dieselbe holte den Gesamtherrscher ein. Was der Vater in 45 Jahren gebaut, riss der Sohn in 25 Jahren oder noch schneller nieder. Einzig dem Mönchtum hinterließ er, beraten von Benedikt von Aniane, dem eigentlichen Vater benediktinischen Mönchtums, Bleibendes. Es zeitigte Folgen auch für das Karlsbild.
Einhards Vita Karoli war ein glänzendes Werk, viel gerühmt, weit verbreitet, wieder und wieder gelesen und in den historiografischen Grundbestand des Frankenreiches und seiner Nachfolger eingeflochten. Im Mönchtum aber regten sich düsterere Stimmen, die nicht oder nicht vorbehaltlos in den reinen Lobgesang einstimmen mochten. Erschrecken und aufrütteln sollten sie stattdessen. Eine dieser Stimmen war die Visio Wettini, die Jenseitsschau eines Reichenauer Mönchs namens Wetti auf dem Totenbett, eine im Ursprung vielleicht echte „near-death-experience“. Sie ist als Prosa-Aufzeichnung überliefert und wurde von Walahfrid Strabo, dem berühmtesten Dichter der Reichenau, zudem in Verse gesetzt; zahlreiche Handschriften verbreiteten sie und hielten das Wissen um Karl den Sünder lebendig.4
Der Sterbende pries und lobte den fränkischen Kaiser ob seiner Sorge für die Kirche und verdammte ihn zugleich ob seiner Sünden. Er schaute ihn, den Vater des regierenden Ludwig des Frommen, als abschreckendes Beispiel an den Läuterungsberg verbannt und heimgesucht von schlimmster Pein. Die Mönche der Reichenau und im Reich und nicht zuletzt die Herren am Hof sollten nachdrücklich gewarnt sein, sich – wie der gelehrte Walahfrid erläuterte – der Freiheit zum Bösen hinzugeben: der einzigen Freiheit, die der hl. Augustinus gelten ließ. Die Dringlichkeit eines neuartigen monastischen Gebetsgedenkens, das den Leidenden im Jenseits Linderung verschaffen könnte, sollte im Inselkloster und allenthalben in den Klöstern des Frankenreichs erkannt werden. Wettis Schau trug das Ihre dazu bei; alsbald wurde das Gedenken tatsächlich praktiziert. Die Botschaft des Visionärs hatte ihre Empfänger in Adel und Mönchtum erreicht.
Nichts aber hielt die Kämpfe um Thron und Reich auf, keine Mahnung, keine Warnung, kein Gebet und kein Gedenken. Die Franken lieferten sich bald die mörderischsten Schlachten. Das Reich des großen Karl zerfiel; Deutschland und Frankreich gingen aus ihm hervor, auch ein stets gefährdetes Königreich Italien. Es blieben nur Erinnerungen; doch diese trieben so auseinander wie die Reiche, die aus den Trümmern des Karlsreiches erstanden. Karl ragte, wir werden es sehen, als ein gemeinsames und zugleich trennendes Erinnerungsmal in dieses Geschehen hinein.
Indes, Einhards „großer König“ hatte das Höchste, den Gipfel des Ruhms noch nicht bestiegen; noch war er nicht „Karl der Große“. Diese letzte Stufe historischer Heroisierung, die zuvor nur Alexander und Konstantin erklommen hatten, betrat Karl erst, soweit zu erkennen, um 885 mit den Gesta Karoli Magni des Mönches Notker.5 Sie überlieferten – an Anfang und Ende verstümmelt und nur wenigen bekannt – eine Sammlung von Karlsanekdoten. Dieselben weckten, Einhards Biografie nicht unähnlich, nostalgische Gefühle, waren legendenhaft verbrämt und geradezu fantastisch ausgestaltet. Karls Urenkel Karl III. soll sich, als er das Kloster St. Gallen besuchte, an ihnen ergötzt und um ihre Niederschrift gebeten haben. Sie gemahnten ihn fortgesetzt an ein und dasselbe: an den Helden Karl, den „unbesieglichsten Kaiser“, invictissimus imperator, an das Ideal von Herrscher, Tatkraft, Macht und Durchsetzungskraft, von Gerechtigkeit auch und Gottgefälligkeit und an Größe – durchweg Eigenschaften, die dem Dritten, dem tobsüchtigen und kranken Karl abgingen. Jede einzelne dieser Episoden verkündete ihrem Auftraggeber die nämliche Botschaft – sich im Gedenken an den großen Ahn seiner eigenen Bestimmung eingedenk zu werden: ‚Karl, werde ein Karl!‘ Was freilich dem einflussreichen Höfling Einhard im Zentrum der Macht versagt geblieben war, fiel auch dem braven Mönch im fernen Kloster St. Gallen nicht zu. Die Erinnerungen mochten ihren Leser ergötzen, aber sie hielten den Untergang von Karls Reich nicht auf. Heroen aber steigen aus solchem Untergang auf: als Tröster, Hoffnungsspender und Zukunftsdeuter.
In der Tat, das Gedenken an einen Heros blieb, unter dem das Reich an äußerer Macht gewachsen war, im Innern friedlich gelebt und Großes geleistet, auch an Glanz nicht seinesgleichen gekannt hatte. Ein Karl nostalgischer und gegenwartskritischer Vorstellungen hielt seinen Einzug ins kulturelle Gedächtnis des Abendlandes, bot das Bild einer Vergangenheit, in der sich eine bessere Zukunft brach. Keine seiner Taten ließ er zurück, weder die ‚guten‘ noch die ‚bösen‘. Als Übeltäter und Sünder, als Feind des Feudaladels, als Held und Heiliger zog er ein. So herausragend Karls Regierung gewesen war, so umfassend setzte nach seinem Tod die Mythisierung ein. Allein Aufstände und Vernichtungsaktionen wie gegen Tassilo von Bayern filterte das alles modulierende und verzerrende Gedächtnis aus, einstweilen jedenfalls, denn die Epik einer späteren Epoche wusste in anderen Umrissen und mit anderen Farben so gut wie das Sündenmotiv auch die Rebellenthematik zu erneuern.