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Am Bollerofen Peter Hecker

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Es ist widerlich da draußen, nass, kalt. Mein Bruder Bernhard und ich hatten Flötenstunde, durchgefroren kommen wir heim. In der Küche glüht der Herd, wir halten die Finger drüber. Es gibt Abendessen: Kakao und Brötchen, die wir eintunken.

Nebenan, im Wohnzimmer, feuern wir den Ofen an – ich bin ganz stolz: Aus dem Küchenherd habe ich mit der Kohlenschaufel Glut geholt und die Dreckschaufel aus Blech daruntergehalten, damit nichts auf den Boden fällt – ich darf das schon, ich bin ja schon zehn!

Unsere Oma legt die gestickte Weihnachtsdecke auf den Tisch, mitten drauf kommt der Adventskranz, mit roten Kerzen wie immer, andere Farben gab es nicht. Am letzten Sonntag war der erste Advent.

„Kommt“, sagt die Mama, „wir setzen uns ein bisschen um den Kranz herum, ihr zwei könnt ja was spielen, habt ihr was geübt in der Stunde?“ „Wir können schon zweistimmig“, sage ich. Ben spielt die zweite Stimme auf seiner F-Flöte.

Da sitzen wir, die Mama, die Oma, der Ben und ich – Papa kommt erst viel später nach Hause, er muss mit der Straßenbahn durch die halbe Stadt. Der Ofen bollert, ich schütte Eierkohlen auf die Glut und ein Brikett quer oben drüber.

Die Mama macht das Licht aus, nur noch die Kerze brennt, die erste Kerze. Der Kranz duftet. Wir spielen „Maria durch ein’ Dornwald ging“, „Es kommt ein Schiff geladen“. Oma singt viel zu hoch.

Ich knicke Nadeln vom Adventskranz und halte sie in die Flamme, das riecht gut beim Verqualmen.

„Du sollst das doch sein lassen“, sagt die Mama, „pass auf, dass der Kranz nicht anfängt zu brennen!“

Acht Uhr: Jetzt ist Schluss. Wir müssen ins Bett, morgen ist Schule, aufstehen um halb sieben. Die Oma stellt jedem von uns ein heißes Bügeleisen ins Bett.

Als wir die Kerze ausblasen, mischt sich ihr Geruch unter den des Tannengrüns.

So feierten wir damals

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