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III. Zugang über Quellengattungen: die Korrespondenz

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Eine der reichhaltigen Quellen im Nachlass Cullmanns ist die Korres­pon­denz. Karlfried Froehlich schätzt den Umfang auf ungefähr 30 000 Brie­fe.75 Obwohl Cullmann von wichtigen Briefen jeweils Entwürfe, Abschriften oder Durchschläge hinterliess, sind diese der kleinste Anteil der Korrespon­denz. Die Antworten der Adressaten überwiegen bei weitem. Für die Zu­kunft wäre hilfreich, nach Möglichkeit die Korrespondenz Cullmanns durch Kopien zu sammeln. Erste Schritte dazu hat die Fondation Oecuménique Oscar Cullmann bereits unternommen.76 Weitere gezielte Anstrengungen wären vor allem bei Forschungsprojekten unerlässlich.

Und natürlich stellt sich die Frage, wo genau die Schätze in der Kor­respondenz zu heben sind. Es sind die klingenden Namen der Zeit frei­lich vorhanden, die deut­schen Fachkollegen Karl Ludwig Schmidt und Rudolf Bult­mann oder die frankopho­nen Exegeten Pierre Benoît77 und Stanislas Lyonnet,78 die Dogmatiker Karl Barth, Gerhard Ebeling oder Wolfhart Pan­nenberg, |30| die frankophonen Ökumeniker Yves Congar,79 Jean Daniélou80 oder Jean Guitton81. Und selbstverständlich gibt es auch die Korrespondenz mit den Päpsten.82 Der Zugriff auf den umfangreichen Quellenbe­stand wird von den verfolgten Forschungsinteressen abhängen: ein bestimmter Zeit­abschnitt wie der Zweite Weltkrieg, eine Personengruppe, beispielsweise das Kolle­gium der Basler Theologischen Fakultät, ein konkretes Projekt, etwa die ge­meinsame Kollekte oder die Auseinandersetzungen um eine bestimmte Pu­blikation.

Im Folgenden seien lediglich zwei Beispiele zur Veranschaulichung erwähnt: Während des Zweiten Weltkriegs zeigte sich Cullmann als auf­merk­­samer Beobachter der unterschiedlichen Kulturen im Dreiländereck. 1940 schrieb er in einem Briefent­wurf an einen Freund in Clermont-Ferrand, die Schweizer seien keine Deutschen. Die Schweizer seien Schweizer mit ihren eigenen Fehlern, geprägt durch eine eigene Geschichte. Sie pflegten ein kühles Verhältnis zu den Nachbarn, verachteten und bewunderten zugleich die Deutschen. Die deutschen Kollegen hätten kaum Kontakte mit Schweizer Familien.83 1944 charakterisierte er gegenüber einem Basler, der ihn aus­drücklich danach gefragt hatte, den schweizerischen Nationalcharakter kri­tisch |31| und bat im Gegenzug den Adressaten, ihm die Fehler «bei uns» (den Franzosen) anzugeben.84

Als zweites Beispiel sei auf den Briefwechsel zwischen Cullmann und Lukas Vischer verwiesen. Vischer hatte nach Kriegsende Theologie in Basel, Göttingen sowie Strassburg studiert. Bei Cullmann promovierte er über Basilius den Grossen und verfasste während des Pfarramtes eine Habilita­tionsschrift im Fach Neues Tes­tament.85 Nach dem Pfarramt in Herblin­gen/SH (1953–1961) wurde Vischer theologi­scher Studiensekretär, später Direktor der Abteilung für Glauben und Kir­chenverfassung des Ökume­nischen Rates der Kirchen (ÖRK). Vischer war vom ÖRK als Beobachter an das Zweite Vatikanische Konzil delegiert.86 Regelmässig berichtete er dem damaligen Generalsekretär des ÖRK, Willem Visser ‘t Hooft, aus Rom. Die Berichte und Briefe liegen im Archiv des ÖRK in Genf. Sowohl Vischer als auch Visser ’t Hooft standen mit Cullmann im Briefwechsel.87 Vischers Brief­wechsel ging natürlich über das Zweite Vatikanische Konzil weit hin­aus. Auf die Publikation Einheit durch Vielfalt im Jahr 1986 schrieb Vischer einen langen Brief, den Cull­mann in der zweiten Auflage als weiterfüh­renden Bei­trag ausführlich aufnahm.88

Zehn Jahre nach Oscar Cullmanns Tod: Rückblick und Ausblick

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