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Monika Hähnel Beim Engelmann

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Mittwochs nach der Wassergymnastik im Johannisbad spendiert mir „Edeka“ für eine Stunde einen Parkplatz. Dann laufe ich das Stück zur Marienstraße und gehe zum „Engelmann“. Auf den, der dort nicht einkaufen geht, wirkt diese Bezeichnung vielleicht ein bisschen taktlos, denn es handelt sich um den „Naturmarkt Dr. Engelmann“, aber sprechen die anderen davon, hört man, dass da Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit in den Stimmen mitschwingen.

Immerhin ist es zur Zeit der einzige Markt dieser Art in Zwickau, sein Angebot reicht sogar über Bio-Produkte hinaus und umfasst auch Kosmetika und Drogeriewaren und der Zulauf an Interessenten wird einem in den zugegebenermaßen engen Gassen zwischen den Regalen besonders deutlich. Da muss man schon mal seinen Korb über den Kopf des Entgegenkommenden balancieren oder in eine Nische zurücktreten, damit der andere vorbei kann.

Ich beginne meine Tour immer an der linken Seite hinten, wo das frische Gemüse liegt.

Ein Schälchen Erdbeeren kostet 4.65 €, eine Gurke 2,00 €. ‘Das kannst Du bei Edeka viel billiger haben’, denkt wohl mancher, wissend, dass Lebensmittel in dieser Kette nicht gerade preiswert sind. Doch ich helfe mir auf zweierlei Weise: Erstens stelle ich mir die Böden vor, auf denen die Beeren und das Gemüse wuchsen. Mindestens fünf Jahre lang haben sie keinerlei chemische Düngemittel gesehen, die Früchte selbstverständlich auch nicht. Zweitens hab ich die Erfahrung gemacht, dass neben der bei mir erst gewachsenen ökologischen Einsicht auch der höhere Preis mein Essverhalten verändert – ich esse weniger, bewusster, genussfreudiger, langsamer.

In der nächsten Regalgasse greif ich mir einen Beutel Sechskornmehl und werde es mir am Verkaufsstand vorn frisch mahlen oder schroten lassen, aber zunächst wähle ich mir noch eine Packung Ayurveda-Tee aus. Der Rundgang endet am Verkaufsstand mit Milchprodukten und den vielen wunderbaren Brotsorten aus der Biobrotmanufaktur. Mit einem „Milden“ komme ich die ganze Woche hin und das sind nur 500 g! Eine Scheibe am Abend macht mich satt, zumal ja noch ein Salat dazu gehört. Aber manchmal probiere ich auch eine der anderen Sorten aus. Hören Sie doch nur mal: Hildegard-, Dinkel-, Apfel-, Joghurt-, Lupinen-, Gersten-, Hafer-, Kürbiskernbrot, Roggenschrot mit Leinsamen und Sesam oder gar Topinambur-, Amarant- oder Canihua-Brot! Macht Sie das nicht neugierig? Und dabei sind alle diese Sorten aus frisch gemahlenem Korn gebacken! Das entspricht den Rezepturen des Schwarzwälder Unternehmens Schnitzer, wonach alle Bestandteile des Getreidekorns im Mehl enthalten bleiben – die Kleie, der Keimling und die Mineralstoffe.

Dr. Bernd Engelmann ist ein „Schnitzer-Bäcker“. Lange Jahre aber war er Konditor.

Und wie kommt einer von den Sahnetorten zu Tofu und Plätzchen aus Sonnenblumenkernen?

In der Stadt weiß man, dass er Anfang der 90er Jahre nach einer schweren Krankheit zur Vollwertkost als Nahrung gekommen ist. Aber nicht nur Erfahrung, sondern viel Wissen um eine gesunde Ernährung hat Dr. Engelmann zu dem Schritt bewogen, 2001 den Naturmarkt zu gründen. Schon in den 60er Jahren hatte er ein Diplomingenieur-Studium der Lebensmitteltechnologie abgeschlossen und sogar promoviert. Seitdem hat er viele Zusatzqualifikationen erworben und an Fortbildungen teilgenommen und so überzeugt er seine Kunden immer wieder aufs Neue.

Und was sind das für Leute? Öko-Freaks in Jesuslatschen und schafwollenen Pullovern? Nein, normale Leute, wie du und ich, die darauf vertrauen wollen, dass, was sie essen, gesund ist und vernünftig produziert worden ist. Das wollen Sie auch?

Dann gehen Sie doch mal in das Eckhaus an der Mariengasse, aber bitte nicht gerade mittwochs halb zwölf, da ist der Laden eh schon so voll!

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